Dem Virus sind Zuständigkeiten egal
des Gesundheitsamtes besetzt zu bekommen. Was beim Landratsamt gar nicht gut ankam.
Am Mittwoch wies die Behörde unter der Leitung von Landrat Heiner Scheffold Mattheis’ Forderung scharf zurück. Mattheis, so heißt es, „verkennt die tatsächlichen Zuständigkeiten“. Ihre Forderung sei „absolut unangebracht und völlig haltlos“.
Das Landratsamt fühlt sich offenbar gleich zwei Mal von Mattheis an den Pranger gestellt, beides Mal zu unrecht.
Denn zum einen unternehme das Landratsamt schon von sich aus „alles erdenklich Mögliche“, um die Arbeitsfähigkeit des Gesundheitsamtes aufrecht zu erhalten. Und zwar mit aller Kraft. So seien ehemalige Amtsärzte „reaktiviert“worden, aushelfen würden zudem Ärzte von der Firma „BAD Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik“. Und weitere ärztliche Hilfe sei beantragt worden: bei der Landesärztekammer sowie bei der Bundeswehr, bei der Ulmer Uniklinik und beim (kreiseigenen) Alb-Donau-Klinikum.
Auch beim personellen Unterbau des Gesundheitsamtes hat sich was getan. Um dessen Arbeit zu unterstützen, hat das Landratsamt „umfassend“Personal „aus allen Dienstleistungsbereichen“ins Gesundheitsamt verschoben. Ergänzend arbeiten schon jetzt zwölf
Wer ist schuld daran, dass in Seniorenheimen im Alb-Donau-Kreis bislang so viele Menschen an oder mit Covid-19 gestorben sind? Die Frage ist leicht zu beantworten: Es ist das Coronavirus. Weder dem Landratsamt, dem Gesundheitsamt und auch nicht dem Sozialministerium sind hier, Stand jetzt, Vorwürfe zu machen. Im Gegenteil. Die Behörden ackern tags und sogar nachts, um der Krise Herr zu werden. Sie leisten – an vielen Fronten gleichzeitig – Herausragendes. Der Grund, warum das Gesundheitsamt momentan nicht im Vollbesitz seiner personellen Kräfte ist, ist ein anderer. Viel zu lange wurde der Öffentliche Gesundheitsdienst viel zu stiefmütterlich behandelt. Die Folge: Mediziner arbeiten lieber in Krankenhäusern oder gehen in die Forschung. Deshalb blieben die Stellen-Ausschreibungen
für den Chef- und Stellvertreterposten beim Gesundheitsamt auch erfolglos.
Der eigentliche Skandal ist es, dass der Öffentliche Gesundheitsdienst unter diesem strukturellen Nachteil noch immer leidet, obwohl die Pandemie nun schon ein paar Monate alt ist. Zu verantworten haben dies Landes- und Bundespolitik.
Womöglich war die Kritik von Hilde Mattheis am Alb-DonauLandratsamt übertrieben. Mit der Feststellung, dass die derzeitige Situation „nicht akzeptabel“sei, hat sie allerdings Recht. Und hat damit hoffentlich aufgerüttelt. Landratsamt und vor allem Sozialministerium müssen nun schnell zu Potte kommen und die offenen Stellen besetzen. Gemeinsam. Um Zuständigkeiten schert sich das Virus nicht.