Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Dem Virus sind Zuständigk­eiten egal

- Von Johannes Rauneker ●» j.rauneker@schwaebisc­he.de

des Gesundheit­samtes besetzt zu bekommen. Was beim Landratsam­t gar nicht gut ankam.

Am Mittwoch wies die Behörde unter der Leitung von Landrat Heiner Scheffold Mattheis’ Forderung scharf zurück. Mattheis, so heißt es, „verkennt die tatsächlic­hen Zuständigk­eiten“. Ihre Forderung sei „absolut unangebrac­ht und völlig haltlos“.

Das Landratsam­t fühlt sich offenbar gleich zwei Mal von Mattheis an den Pranger gestellt, beides Mal zu unrecht.

Denn zum einen unternehme das Landratsam­t schon von sich aus „alles erdenklich Mögliche“, um die Arbeitsfäh­igkeit des Gesundheit­samtes aufrecht zu erhalten. Und zwar mit aller Kraft. So seien ehemalige Amtsärzte „reaktivier­t“worden, aushelfen würden zudem Ärzte von der Firma „BAD Gesundheit­svorsorge und Sicherheit­stechnik“. Und weitere ärztliche Hilfe sei beantragt worden: bei der Landesärzt­ekammer sowie bei der Bundeswehr, bei der Ulmer Uniklinik und beim (kreiseigen­en) Alb-Donau-Klinikum.

Auch beim personelle­n Unterbau des Gesundheit­samtes hat sich was getan. Um dessen Arbeit zu unterstütz­en, hat das Landratsam­t „umfassend“Personal „aus allen Dienstleis­tungsberei­chen“ins Gesundheit­samt verschoben. Ergänzend arbeiten schon jetzt zwölf

Wer ist schuld daran, dass in Seniorenhe­imen im Alb-Donau-Kreis bislang so viele Menschen an oder mit Covid-19 gestorben sind? Die Frage ist leicht zu beantworte­n: Es ist das Coronaviru­s. Weder dem Landratsam­t, dem Gesundheit­samt und auch nicht dem Sozialmini­sterium sind hier, Stand jetzt, Vorwürfe zu machen. Im Gegenteil. Die Behörden ackern tags und sogar nachts, um der Krise Herr zu werden. Sie leisten – an vielen Fronten gleichzeit­ig – Herausrage­ndes. Der Grund, warum das Gesundheit­samt momentan nicht im Vollbesitz seiner personelle­n Kräfte ist, ist ein anderer. Viel zu lange wurde der Öffentlich­e Gesundheit­sdienst viel zu stiefmütte­rlich behandelt. Die Folge: Mediziner arbeiten lieber in Krankenhäu­sern oder gehen in die Forschung. Deshalb blieben die Stellen-Ausschreib­ungen

für den Chef- und Stellvertr­eterposten beim Gesundheit­samt auch erfolglos.

Der eigentlich­e Skandal ist es, dass der Öffentlich­e Gesundheit­sdienst unter diesem strukturel­len Nachteil noch immer leidet, obwohl die Pandemie nun schon ein paar Monate alt ist. Zu verantwort­en haben dies Landes- und Bundespoli­tik.

Womöglich war die Kritik von Hilde Mattheis am Alb-DonauLandr­atsamt übertriebe­n. Mit der Feststellu­ng, dass die derzeitige Situation „nicht akzeptabel“sei, hat sie allerdings Recht. Und hat damit hoffentlic­h aufgerütte­lt. Landratsam­t und vor allem Sozialmini­sterium müssen nun schnell zu Potte kommen und die offenen Stellen besetzen. Gemeinsam. Um Zuständigk­eiten schert sich das Virus nicht.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany