Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Längere Novemberhi­lfen

Bareiß kündigt Unterstütz­ung bei weiterem Lockdown an

- Von Benjamin Wagener

Kurzarbeit­ergeld. So sollen Krisenzeit­en überbrückt werden, ohne dass Betriebe gezwungen sind, Leute zu entlassen. Einige Unternehme­n und Branchen stocken das Kurzarbeit­ergeld auch mit eigenen Beträgen auf, sodass der Einkommens­verlust für die Beschäftig­ten gering bleibt.

Von März bis August 2020 sind nach Angaben der Regierung bundesweit rund 620 000 Personen arbeitslos geworden. Ohne die Erleichter­ungen beim Kurzarbeit­ergeld wäre der Anstieg erheblich höher ausgefalle­n, heißt es. Vier von zehn Unternehme­n hatten kürzlich in einer Umfrage der Boston Consulting Group (BCG) angegeben, dass sie ohne Kurzarbeit Arbeitsplä­tze hätten abbauen müssen.

Auf dem Höhepunkt der ersten Corona-Welle im April waren knapp sechs Millionen Menschen in Kurzarbeit. Laut den aktuellste­n Zahlen der Bundesagen­tur für Arbeit (BA) hatten Betriebe im August noch für 2,58 Millionen Menschen Kurzarbeit angemeldet.

Enorme Ausgaben für Kurzarbeit­ergeld ●

Die Summen, die in der Corona-Krise dafür ausgegeben werden, sind enorm: In diesem Jahr waren es nach Angaben von Heil bereits rund 18 Milliarden Euro. Ein Sprecher der BA bezifferte die Ausgaben für Kurzarbeit auf Nachfrage der Deutschen PresseAgen­tur sogar auf bereits 19,4 Milliarden Euro. Für das nächste Jahr nennt der Gesetzentw­urf Mehrausgab­en im Haushalt der Behörde von gut sechs Milliarden Euro. Das Instrument sei „sehr, sehr teuer“, sagte Heil. „Aber die Gewöhnung an Massenarbe­itslosigke­it wäre finanziell und sozial für dieses Land ungemein teurer“, fügte er hinzu.

RAVENSBURG - Die Novemberhi­lfen laufen im Dezember weiter: Der Bund will Unternehme­n, die ihren Betrieb wegen der Corona-Pandemie einstellen mussten, auch in den nächsten Wochen unterstütz­en, wenn der TeilLockdo­wn bis kurz vor Weihnachte­n verlängert wird. Das deutet sich nach Informatio­nen des Wirtschaft­smagazins „Business Insider“an. „Sicher ist, dass es natürlich bei einer Schließung im Dezember eine Kompensati­on und Unterstütz­ung geben wird“, sagte Thomas Bareiß (CDU), Staatssekr­etär im Bundeswirt­schaftsmin­isterium der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Wie und in welchem Umfang, das steht heute noch nicht fest. Wir lassen keinen im Regen stehen.“Leider wisse man erst nächste Woche, wie es im Dezember weitergeht.

Zuvor hatten Gastronome­n aus Ravensburg und Sigmaringe­n sowie dem Zollernalb­kreis eine Verlängeru­ng der Hilfen auch für den Fall gefordert, dass der Teil-Lockdown bis weit in den Dezember ausgedehnt wird. „Die angekündig­ten Hilfen sind der Ausgleich für das Sonderopfe­r, das die vom Lockdown light betroffene­n Branchen zur Pandemie-Eindämmung erbringen müssen. Es ist daher nur recht und billig, für den Fall der Fortdauer dieses Lockdowns über den Monat November hinaus auch eine Fortsetzun­g der Hilfen im gleichen, angekündig­ten Umfang einzuforde­rn“, schreiben Markus Holweger, Vorsitzend­er der Kreisstell­e des Zollernalb­kreises des Deutschen Hotelund Gaststätte­nverbandes (Dehoga), Sigmaringe­ns Dehoga-Chef Josef Ermler und Ravensburg­s DehogaChef Max Haller in einem Brief, der der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. Bareiß kann den Unmut nach eigenen Angaben verstehen. „Die Nerven liegen blank, das kann ich sehr gut nachvollzi­ehen“, sagte der Sigmaringe­r. „In der schwierige­n Lage braucht es schnelle Hilfe. Das haben wir bisher gewährleis­tet und werden auch zukünftig dazu stehen.“

In einem Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“am Tag zuvor hatte Bareiß allerdings noch angedeutet, dass die Novemberhi­lfen bei einem längeren Teil-Lockdown voraussich­tlich nicht weiterlauf­en. Der Staat ersetzt Betrieben, die wegen des Lockdowns schließen mussten, bis zu 75 Prozent ihres Umsatzes.

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FOTO: OH Gastronom Max Haller, Pächter der Waldburg im Kreis Ravensburg, im Truchsess-Kostüm: Novemberhi­lfen sind „Ausgleich für das Sonderopfe­r“.

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