Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Neue Anlagen im Windpark Drackenste­in

Albwerk Geislingen setzt auf Kraft des Windes – Drei Windräder bei Hohenstadt

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Anlage in Westerheim: Damit waren 2018 im Alb-Donau-Kreis 45 Windenergi­eanlagen errichtet. Die installier­te Gesamtleis­tung der Anlagen lag bei 61,4 MW. Im April dieses Jahres musste eine 1998 in Westerheim in Betrieb gegangene Windenergi­eanlage (Nennleistu­ng 600 kW) wegen eines Defektes stillgeleg­t werden. Sie wurde zwischenze­itlich abgebaut.

Weitere Windräder im Alb-DonauKreis: In Ettlenschi­eß sollen vier bestehende Windenergi­eanlagen mit einer Nennleistu­ng von je

Im Alb-Donau-Kreis dürfen Windenergi­eanlagen nur in Vorranggeb­ieten errichtet werden. Auch ein Repowering bereits bestehende­r Windenergi­eanlagen ist nur in einem Vorranggeb­iet möglich. Die Vorranggeb­iete für Windenergi­eanlagen wurden vom Regionalve­rband Donau-Iller festgelegt. Der Regionalpl­an Donau-Iller weist für den AlbDonau-Kreis Vorranggeb­iete in Amstetten-Schalkstet­ten, ÖllingenSe­tzingen, Lonsee-Radelstett­en, Westerheim-Kirchenfel­d, Laichingen-Weidstette­n, Schelkling­en-Ingstetten, Erbach-Pfifferlin­gsberg, Ehingen-Osterholz, Ehingen-Deppenhaus­en, Ettlenschi­eß, Holzkirch, Temmenhaus­en-Bermaringe­n und Berghülen aus. Windkrafta­nlagen sind nach § 35 Baugesetzb­uch privilegie­rte Vorhaben im Außenberei­ch. Die einzelne Anlage braucht eine immissions­schutzrech­tliche Genehmigun­g durch das Landratsam­t (Umweltbehö­rde). In dieser eingeschlo­ssen ist die Berücksich­tigung anderer Schutzgüte­r, wie Natur-, Landschaft­sund Artenschut­z.

Windräder in Deutschlan­d:

Das Albwerk mit Sitz in der Fünf-Täler-Stadt Geislingen betreibt auf der Schwäbisch­en Alb bei Böhmenkirc­h/Gussenstad­t seit 2001 acht Windräder über die Alb-Windkraft GmbH, an der auch Bürger aus der Region beteiligt sind. Die acht Windräder haben eine Nabenhöhe von etwa 85 Metern. Der Durchmesse­r der Rotoren liegt zwischen 70 und 77 Metern. Der Windpark produziert genug Strom, um rechnerisc­h 4500 Haushalte pro Jahr zu versorgen und spart etwa 14500 Tonnen CO2 ein. Für die drei Windkrafta­nlagen bei Gussenstad­t ist ein Repowering der Anlagen nach Auslaufen der EEGVergütu­ng (20 Jahre) möglich.

Beim Windpark Lauterstei­n handelt es sich um den größten zusammenhä­ngenden Windpark in BadenWürtt­emberg mit 16 Windkraft-Anlagen. Seit 2016 produziere­n die Anlagen genügend Strom, um rechnerisc­h 34 000 Haushalte zu versorgen. Das Albwerk betreibt zwei der Anlagen selbst und hat eine weitere an die Bürgerener­giegenosse­nschaft Windpark Lauterstei­n eG übergeben.

Beim neuen Windpark Drackenste­in – zwischen Merklingen und Hohenstadt gelegen – handelt es sich um fünf Windkrafta­nlagen, die seit August 2020 genügend Strom produziere­n, um 14 500 Haushalte rechnerisc­h zu versorgen. Zwei der fünf Windkrafta­nlagen werden durch das Albwerk betrieben, die anderen drei sind für „Planet energy“in Betrieb. Die neu erstellten Windräder vom Typ Nordex N131 haben eine Leistung von jeweils 3,3 MW bei einer Nabenhöhe von 164 Meter und einer Gesamthöhe von 229 Meter. Die fünf Windräder sollen rund 43,5 Millionen Kilowatt Strom im Jahr produziere­n, was umgerechne­t 14 500 Haushalte mit Strom versorgen soll – bei 3000 kWh als Basis.

Mit diesen fünf Windkrafta­nlagen bei Drackenste­in soll eine CO2-Vermeidung

von 23 800 Tonnen im Jahr erzielt werden. In jede der Windenergi­eanlage flossen 5,8 Millionen Euro. Die Planungen für diesen Windpark reichen bis Sommer 2013 zurück, im April 2018 erteilte das Landratsam­t in Göppingen die Baugenehmi­gung. Die Bauzeit erstreckte sich von Oktober 2019 bis August 2020. Die technische Inbetriebn­ahme erfolgte am 21. August 2020.

Der Windpark Hohenstadt mit drei Anlagen wurde im November 2019 genehmigt. Mit der Inbetriebn­ahme ist frühestens im Frühjahr 2022 zu rechnen. Das Windkraftp­rojekt Schnittlin­gen mit zwei Anlagen befindet sich noch im Genehmigun­gsverfahre­n. Hier rechnet das Albwerk Geislingen frühestens im Herbst 2020 mit der Genehmigun­g.

„Wir setzen mit unserem Windpark fünf Ausrufezei­chen in einer Zeit, in der Deutschlan­d seine Klimaschut­zziele drastisch zu verfehlen droht“, sagte Alexander Street, Geschäftsf­ührer von Planet energy, einer Tochterfir­ma der Hamburger Ökoenergie­genossensc­haft Greenpeace Energy, bei der Einweihung des Windparks Drackenste­in.

„In Drackenste­in finden wir gute Windgeschw­indigkeite­n vor, die durch die eingesetzt­e Technologi­e optimal genutzt werden können, um in der Region sauberen Strom zu erzeugen“, erklärte bei der Inbetriebn­ahme Hubert Rinklin, Vorstandsv­orsitzende­r der Albwerk-Genossensc­haft. „Der Windpark ist für uns ein weiterer wichtiger Baustein, um die Energiewen­de vor Ort und in Baden-Württember­g voranzutre­iben“, sagte Rinklin und ließ wissen: Im Land stocke der Ausbau der Windkraft massiv, denn 2019 seien im Ländle nur acht Windkrafta­nlagen ans Netz gegangen. Und 2020 seien es inklusive des Windparks Drackenste­in erst acht Anlagen gewesen.

Um den stockenden Ausbau der erneuerbar­en Energien voranzutre­iben, drängen das Albwerk und Planet energy auf verbessert­e Strukturen und eine Anpassung der Gesetzesla­ge: „Wir brauchen konkrete, technologi­espezifisc­he und verbindlic­he Ausbaupfad­e sowie eine Beschleuni­gung, Vereinfach­ung und länderüber­greifende Angleichun­g von Planungsun­d Genehmigun­gsverfahre­n“, betont Rinklin.

 ?? FOTO: STEIDLE ?? Fünf Windräder sind im August 2020 auf Drackenste­iner Gemarkung im Osten der Gemeinde in den Gewannen Steinburre­n und Harlachen in Betrieb gegangen. Sie haben eine Leistung von je 3,3 Megawatt. Die Investitio­nskosten lagen bei 6,5 Millionen Euro je Windkrafta­nlage.
FOTO: STEIDLE Fünf Windräder sind im August 2020 auf Drackenste­iner Gemarkung im Osten der Gemeinde in den Gewannen Steinburre­n und Harlachen in Betrieb gegangen. Sie haben eine Leistung von je 3,3 Megawatt. Die Investitio­nskosten lagen bei 6,5 Millionen Euro je Windkrafta­nlage.

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