Lebenslauf
EHINGEN - Die Ärztelandschaft in Ehingen muss ab dem 7. Januar kommenden Jahres auf einen Arzt verzichten, der 30 Jahre lang in der Großen Kreisstadt praktiziert hat. Dr. Roland Schenzle wird dann mit erst 62 Jahren in den Ruhestand gehen, jedoch als Betriebsarzt weiterhin seinem Beruf nachgehen. Die Nachfolge seiner Praxis im Ehinger Gesundheitszentrum ist indes geregelt – der Übergang wird nahtlos sein.
Mehr als 30 000 Patienten hat Dr. Roland Schenzle in seiner Zeit als niedergelassener Arzt und Notfallmediziner betreut – eine Anzahl an Menschen, die dem Mann aus Ehingen viel zu verdanken hat. Denn Dr. Roland Schenzle ist Arzt aus Leidenschaft und gehört einer Generation an, die den Beruf noch aus einer ganz anderen Perspektive erleben durfte, wie es den jungen Medizinern heutzutage erlaubt ist. „Als ich damals im Krankenhaus angefangen habe, hatten wir noch 36-Stunden-Dienste. Das war zwar unverantwortlich, hat aber dazu geführt, dass wir Ärzte sehr viel gelernt haben und zur Selbstständigkeit erzogen wurden“, sagt Dr. Schenzle, der aufgrund einer Gerichtsverhandlung sich für ein Medizinstudium entschieden hat. Dr. Schenzle hatte vor seinem Studium den Kriegsdienst verweigert, was damals noch vor Gericht verhandelt wurde. „Der Richter hat dann nach der Verhandlung aus mir nicht bekannten Gründen zu mir gesagt, ich solle doch Arzt werden“, erinnert sich Dr. Schenzle. „Dieser Satz hat mich dann nicht mehr losgelassen und deshalb machte ich meinen Zivildienst an der Kinderklinik in Tübingen, um zu sehen, ob ich der Aufgabe überhaupt gerecht werden könnte.“
Dass der Dienst an kranken Menschen ihm quasi schon in die Wiege gelegt wurde, lag an Dr. Schenzles Mutter. „Sie hat sich schon immer um Menschen gekümmert, denen es nicht gut ging. Da habe ich einen kleinen Einblick bekommen“, betont Dr. Schenzle, dessen Doktorarbeit sich um „Parathormonfragmente im Hirnwasser“gedreht hat. Die Doktorarbeit wurde an der Uni Ulm veröffentlicht und sogar bei einem Kongress im finnischen Helsinki vorgestellt.
Wie sich der Beruf des klassischen Hausarztes und Allgemeinmediziners in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt hat, spürt Dr. Roland Schenzle nun deutlicher denn je. „Heute wird alles extrem reguliert. Alles wird vorgegeben, kaum jemand kann Dinge noch alleine entscheiden. Die Entwicklung geht immer mehr hin zur Staatsmedizin, eine Entwicklung, die mir nicht gefällt“, sagt Dr. Schenzle. Denn Staatsmedizin, so der Arzt, bedeutet, dass immer mehr nicht-ärztlich geführte Medizinische Versorgungszentren (MVZ) entstehen, in denen der Arzt angestellt ist. „So haben die Mediziner ihre festen Arbeitszeiten, ihr festes Gehalt, auch wenn sie krank sind. Die Angst vor Regressansprüchen ist weitaus geringer, um die Bürokratie müssen sich die Ärzte dann kaum mehr kümmern“,
Studium der Humanmedizin an
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der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Universität Ulm (1980-1986)
praktisches Jahr in der Kinderklinik
● St. Nikolaus und im St. Elisabeth Krankenhaus in Ravensburg
chirurgische Ausbildung am
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Kreiskrankenhaus Riedlingen (akademisches Lehrkrankenhaus der Uni Ulm) 1987 und 1988
internistische Ausbildung 1989
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und 1990 am Krankenhaus Ehingen so Dr. Schenzle, der selbst sagt, in den vergangenen 35 Jahren „nur wegen einer Schulter-OP“nicht gearbeitet zu haben. „Ich war sonst nie krank“, so der Arzt, der im Jahr 1990 mit einer Praxisübernahme in der Münsinger Straße in Ehingen als niedergelassener Arzt begonnen hat. „Zwei Jahre später bin ich dann zu meinem Kollegen Dr. Martin Wagner in die Müllerstraße, dort haben wir unsere Gemeinschaftspraxis eröffnet“, erklärt Dr. Schenzle. Im Jahr 2000 folgte dann der Umzug in das Ehinger Gesundheitszentrum, im Jahr
Fachkundenachweis Rettungsdienst
● 1989
Anerkennung der Zusatzbezeichnung
● Sportmedizin 1990
Anerkennung der Zusatzbezeichnung
● Chirotherapie 1998
Anerkennung der Zusatzbezeichnung
● Betriebsmedizin 2002
anerkannter Rückenschullehrer
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Schulung von Herz-KreislaufPatienten
● 2004
Genehmigung zur Schulung von
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Asthma- und COPD-Patienten 2007