Von Katzen und Hunden
Schloßhofstr. 12, Sa, 10-11.30
Wie bei unseren Mitmenschen haben wir auch bei Katz und Hund gelegentlich den Eindruck, dass ihre jeweiligen Vornamen genau zu ihnen passen, bei ihrer Figur, ihrem Wesen und Charakter so und nicht anders lauten können.
Mietze: wohl einer der häufigsten und populärsten Namen für die Katzen-Dame, für die Mietze-Katz, weswegen die Katze selber auch die Mietze ist. Mietze, Mieze, Mizzi ist die ursprünglich süddeutsch-österreichische Kurz- und Koseform zu Maria.
Minka ist die Kürzung aus Dominika, (Do)min(i)ka , was ja so viel bedeutet wie die Herrin. Der Name passt: die Minka ist die unbestrittene Herrin über ihr ständig zu Diensten stehendes Personal, Frauchen und Herrchen; und weil die Minka bisweilen so kläglich und herzerweichend minken, schwäbisch gesprochen mäke(n), mäaga, kann, wenn sie nicht auf der Stelle das bekommt, was sie will, nennt man auch eine Frau, die ständig jammert und klagt, eine Mäagere. Der Kater, das männliche Gegenstück zur Minka, heißt logischerweise Menker, Menk’r, Menkesle.
Die Mull, das Mulle, gerufen Mull : allein schon die Lautkombination erinnert an die Weichheit, die Sanftheit des Molligen, woher das Wort aber nicht kommt. Es kommt eher aus der Kindersprache, wo eben die angenehme, liebliche Katzendame die
Mull , das Mulle ist. Zur Gedankenauffrischung: Vor der Hochzeit sagt man Mulle zu ihr, nachher Katz. Mietze, Minka, Mulle legt Wert auf das saubere Äußere: eine alte germanische Wortwurzel mus bedeutet
nass, feucht (wir haben diese Wurzel in Müsli, dem Gemüse). Die Katze macht ihre Pfote mit der Zunge feucht, mit der feuchten Pfote fährt sie sich über ihren Pelz, d.h. sie musled sich. Musla: (auch bei Menschen) sich putzen, sich waschen. Alte Erfahrungserkenntnis: wenn sich Ihre Katze über’s linke Ohr musled, kommt bald unerwarteter Besuch. Die Musch, Muschi: Gott-sei-Dank denkt bei diesem Namen niemand mehr daran, dass außerhalb des Katzenmilieus im französischen RotLicht-Milieu ein leichtlebiges Frauenzimmer, eben ein Luder, Musch heißt.
Der Kater ist in seiner Namensgebung im Wesentlichen durch sein lautes nächtliches Sich-Artikulieren charakterisiert.
Bohle, Baole: das Wort kommt in Lautnachahmung vom randalierenden Radau-Geräusch brünstiger Kater her.
Der Rohle, Raole, Raale, Ralle, Rälle, Rälleng (je nach Landschaft): all diesen Wörtern liegt die Ralle, der sogenannte Wachtelkönig zugrunde, der für seinen Lärm bekannt ist. Die Franzosen und Engländer haben das
Rohlen, Raolen unseres schwäbischen Ralle, Rälle übernommen: französisch râler (röcheln, motzen, schreien), engl. to rail (motzen, schreien).
Der Malle (Richtung oberes Donautal) hat seinen Namen (in Vokalablautung o > a) von ital. molle (weich), deutsch mollig ; entsprechend ist der Malle dick und rund und vollgefressen.
Auf der Hunde-Seite trägt auch die schwäbische Hunde-Dame (z.B. im Alb-Donau-Kreis) fast immer (Ausnahme: ab und zu eine biedere, altbachene Emma) modische, internationale Namen: Tschiena, Lutschia, Bättie, Bässie, Maja, Mona, Liesa, Karollin, usw. Ihre vom Namen her nicht so richtig dazu passenden männlichen Gegenstücke nennen sich immer noch –von ein paar angeberischen, nicht-schwäbisch getauften Rex, Hector, Lucca, usw. abgesehen – recht bieder und rechtschaffen:
Bello: der Namen ist eine Mischung aus ital. bello bellen .
Karo: von ital. caro = lieb, teuer , weil er anscheinend seinem Herrchen/ seinem Frauchen so lieb und teuer ist (man denke nur an seine Hundesteuer).
Melack: auf den Oischicht-Höfen (abgelegenen Höfen) im schwäbischen Allgäu der aggressive, bissige, wachsame Hofhund. Passt, weil nachgetauft dem französischen General Mélac, der im Auftrag des Sonnenkönigs Ludwig IV. die Pfalz, das Heidelberger Schloss in Ruinen gelegt und weit ins Oberschwäbische hinein gewütet hat, weswegen man hierzulande auch -irrtümlich!meint, der Lackel, Lack’l käme vom
Mélac.
Unsere vierbeinigen Freundinnen und Freunde bereichern uns nicht nur auf der emotionalen, sondern auch auf der sprachlichen Ebene: wohingegen eine Katzen-Dame und auch der Kater meistens für recht diplomatisch, zielbewusst, geschickt, gewandt, elegant, vornehm unaufdringlich, nobel-dezent, gerissen, aal-glatt, hähl, angenehm-schmeichlerisch, gesundheitsfördernd (weil angeblich den Blutdruck senkend) angesehen werden, gilt der Hund, -weniger allerdings die Hunde-Dame, als ungeschickt-dabbig, geistigminderbemittelt (sonst würde man ja nicht vom blöden und dummen Hund reden). (schön) und deutschem