Neues Gewerbegebiet nimmt weitere Hürde
Areal in Dellmensingen darf Richtung Querspange/B30 verschoben werden – Das steckt dahinter
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ULM - Einstimmig grünes Licht haben am Freitag in Ulm die Mitgliedskommunen des Ulmer Nachbarschaftsverbands der Verschiebung des geplanten neuen Erbacher Gewerbegebiets gegeben. Damit nahm das 20 Hektar große Areal eine weitere Hürde. Um die Flächen im Ulmer Süden künftig besser und noch gesteuerter zu vermarkten, ist nun auch ein Beitritt Erbachs und weiterer Kommunen zum Stadtentwicklungsverband Ulm-Neu-Ulm (SUN) im Gespräch.
Im Nachbarschaftsverband Ulm befindet sich Erbach schon. Diesem gehören neben der Münsterstadt und Erbach die Gemeinden Blaustein, Illerkirchberg, Hüttisheim, Schnürpflingen und Staig an. Ziel des Verbandes, der am Freitag im Ulmer Stadthaus tagte, ist es, sich bei größeren Entwicklungen abzusprechen. So kümmert sich der Verband beispielsweise für alle Verbandskommunen gleichermaßen um Änderungen im Flächennutzungsplan. Nun könnte ein neues Kapitel aufgeschlagen werden.
Denn die Gemeinden des Ulmer Nachbarschaftsverbands könnten auch dem Stadtentwicklungsverband Ulm-Neu-Ulm (SUN) beitreten, als sogenannte Kooperationspartner. Im SUN vermarkten vor allem Ulm und Neu-Ulm ihre Gewerbeflächen gemeinsam. Aus der Taufe gehoben wurde der SUN, nachdem sich Ikea in Ulm niedergelassen hatte, was Neu-Ulm ärgerte. Seither agieren die Städte Seite an Seite und nicht mehr als Konkurrenten um Firmen gegeneinander.
Blaustein ist bereits Kooperationspartner des SUN. Ein Fachbüro deutete diesen Weg nun auch für die übrigen kleinen Kommunen des Nachbarschaftsverbands Ulm an. Es wäre die Konsequenz einer Entwicklung, die bereits seit Längerem beschritten wird. Sie leitet sich ab aus Vorgaben, die vor allem die Landespolitik macht: Weniger Fläche soll versiegelt und Gewerbe und Wohnen dort konzentriert werden, wo es sinnvoll ist.
Ein Einstieg in dieses gemeinsame Flächen-Management ist für Erbach aber Zukunftsmusik. Die 20 Hektar Gewerbefläche, die die Stadt an der Querspange nun realisieren möchte, dürften bis auf Weiteres auch nur von Erbach vermarktet werden. Daran ändert auch die Mitgliedschaft im Nachbarschaftsverband nichts. Dass sich dieser der Verschiebung der Fläche – ursprünglich sollte sie am Standort „Triebäcker“entstehen, doch dann verschob sich die Querspange noch, an der das Gebiet liegen soll – nun ebenfalls annehmen musste, wurde von Bürgermeister Achim Gaus am Freitag leise kritisiert. Diese zusätzliche Formalität sehe er „bissle kritisch“; allerdings: Nun habe man eine klare Sicht. Das sei gut.
So sah es auch Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch, der die Sitzung leitete. Vor allem ging es bei dieser um die Frage, wie viele freie Flächen für Gewerbe es in den Kommunen des Nachbarschaftsverbands derzeit überhaupt noch gibt und ob damit die Nachfrage befriedigt werden kann, die bis 2035 erwartet wird. Klare Antwort: nein.
Vor allem Ulm mangelt es an Flächen. Die zu erwartenden Bedarfe, heißt es in der vorgestellten Analyse, könnten durch die vorhandenen Flächenpotenziale nicht abgedeckt werden. Das Industriegebiet Donautal stoße mittlerweile an seine Grenzen, Platz gibt es in begrenztem Umfang
nur noch im Norden der Stadt. Und Erbach? Das kommt (inklusive des neuen Gebiets) mit seinen Flächen wohl gerade so hin. Bis die 20 Hektar in Erbach-Dellmensingen für Firmen erschlossen werden, dauert es aber noch. Nach der Absegnung im Nachbarschaftsverband muss sich nun das Regierungspräsidium mit den Plänen befassen.
Unterm Strich „fehlen“den Kommunen des Nachbarschaftsverbands zwischen 40 und 50 Hektar an Gewerbeflächen. Während der Flächenbedarf für neues Gewerbe bis 2035 bei bis zu 220 Hektar insgesamt liege, stünden nur 167 Hektar zur Verfügung. Besonders groß ist das Missverhältnis in Ulm. Benötigt würden bis zu 180 Hektar, 109 sind vorhanden.