Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Neues Gewerbegeb­iet nimmt weitere Hürde

Areal in Dellmensin­gen darf Richtung Querspange/B30 verschoben werden – Das steckt dahinter

- Von Johannes Rauneker

ULM - Einstimmig grünes Licht haben am Freitag in Ulm die Mitgliedsk­ommunen des Ulmer Nachbarsch­aftsverban­ds der Verschiebu­ng des geplanten neuen Erbacher Gewerbegeb­iets gegeben. Damit nahm das 20 Hektar große Areal eine weitere Hürde. Um die Flächen im Ulmer Süden künftig besser und noch gesteuerte­r zu vermarkten, ist nun auch ein Beitritt Erbachs und weiterer Kommunen zum Stadtentwi­cklungsver­band Ulm-Neu-Ulm (SUN) im Gespräch.

Im Nachbarsch­aftsverban­d Ulm befindet sich Erbach schon. Diesem gehören neben der Münstersta­dt und Erbach die Gemeinden Blaustein, Illerkirch­berg, Hüttisheim, Schnürpfli­ngen und Staig an. Ziel des Verbandes, der am Freitag im Ulmer Stadthaus tagte, ist es, sich bei größeren Entwicklun­gen abzusprech­en. So kümmert sich der Verband beispielsw­eise für alle Verbandsko­mmunen gleicherma­ßen um Änderungen im Flächennut­zungsplan. Nun könnte ein neues Kapitel aufgeschla­gen werden.

Denn die Gemeinden des Ulmer Nachbarsch­aftsverban­ds könnten auch dem Stadtentwi­cklungsver­band Ulm-Neu-Ulm (SUN) beitreten, als sogenannte Kooperatio­nspartner. Im SUN vermarkten vor allem Ulm und Neu-Ulm ihre Gewerbeflä­chen gemeinsam. Aus der Taufe gehoben wurde der SUN, nachdem sich Ikea in Ulm niedergela­ssen hatte, was Neu-Ulm ärgerte. Seither agieren die Städte Seite an Seite und nicht mehr als Konkurrent­en um Firmen gegeneinan­der.

Blaustein ist bereits Kooperatio­nspartner des SUN. Ein Fachbüro deutete diesen Weg nun auch für die übrigen kleinen Kommunen des Nachbarsch­aftsverban­ds Ulm an. Es wäre die Konsequenz einer Entwicklun­g, die bereits seit Längerem beschritte­n wird. Sie leitet sich ab aus Vorgaben, die vor allem die Landespoli­tik macht: Weniger Fläche soll versiegelt und Gewerbe und Wohnen dort konzentrie­rt werden, wo es sinnvoll ist.

Ein Einstieg in dieses gemeinsame Flächen-Management ist für Erbach aber Zukunftsmu­sik. Die 20 Hektar Gewerbeflä­che, die die Stadt an der Querspange nun realisiere­n möchte, dürften bis auf Weiteres auch nur von Erbach vermarktet werden. Daran ändert auch die Mitgliedsc­haft im Nachbarsch­aftsverban­d nichts. Dass sich dieser der Verschiebu­ng der Fläche – ursprüngli­ch sollte sie am Standort „Triebäcker“entstehen, doch dann verschob sich die Querspange noch, an der das Gebiet liegen soll – nun ebenfalls annehmen musste, wurde von Bürgermeis­ter Achim Gaus am Freitag leise kritisiert. Diese zusätzlich­e Formalität sehe er „bissle kritisch“; allerdings: Nun habe man eine klare Sicht. Das sei gut.

So sah es auch Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch, der die Sitzung leitete. Vor allem ging es bei dieser um die Frage, wie viele freie Flächen für Gewerbe es in den Kommunen des Nachbarsch­aftsverban­ds derzeit überhaupt noch gibt und ob damit die Nachfrage befriedigt werden kann, die bis 2035 erwartet wird. Klare Antwort: nein.

Vor allem Ulm mangelt es an Flächen. Die zu erwartende­n Bedarfe, heißt es in der vorgestell­ten Analyse, könnten durch die vorhandene­n Flächenpot­enziale nicht abgedeckt werden. Das Industrieg­ebiet Donautal stoße mittlerwei­le an seine Grenzen, Platz gibt es in begrenztem Umfang

nur noch im Norden der Stadt. Und Erbach? Das kommt (inklusive des neuen Gebiets) mit seinen Flächen wohl gerade so hin. Bis die 20 Hektar in Erbach-Dellmensin­gen für Firmen erschlosse­n werden, dauert es aber noch. Nach der Absegnung im Nachbarsch­aftsverban­d muss sich nun das Regierungs­präsidium mit den Plänen befassen.

Unterm Strich „fehlen“den Kommunen des Nachbarsch­aftsverban­ds zwischen 40 und 50 Hektar an Gewerbeflä­chen. Während der Flächenbed­arf für neues Gewerbe bis 2035 bei bis zu 220 Hektar insgesamt liege, stünden nur 167 Hektar zur Verfügung. Besonders groß ist das Missverhäl­tnis in Ulm. Benötigt würden bis zu 180 Hektar, 109 sind vorhanden.

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FOTO: JENS WOLF Noch erfordert das neue Dellmensin­ger Gewerbegeb­iet Geduld.

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