Wie Integration in der Pandemie gelingt
Diese Angebote gibt es aktuell für Migranten in Ehingen – Sprache ist wichtig
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EHINGEN - Sich in eine Gemeinschaft zu integrieren, ohne persönliche, soziale Kontakte zu knüpfen, klingt schwierig. Unter den aktuellen Umständen und den zur Eindämmung der Pandemie geltenden Regeln ist das für Geflüchtete, die mittlerweile hier in der Region leben, aber Realität. Der Alb-Donau-Kreis, die Stadt Ehingen und auch die ehrenamtliche Helferinnen und Helfer versuchen aber viel, um Flüchtlingen eine erfolgreiche Integration zu ermöglichen.
„Die Corona-Pandemie hat auch die Arbeit im Integrations- und Flüchtlingsbereich beeinträchtigt“, sagt Bernd Weltin vom Landratsamt Alb-Donau-Kreis. Ohne persönliche Kontakte sei integrative Arbeit natürlich deutlich erschwert. Das größte Problem, das Geflüchtete auch schon vor Corona gehemmt habe, bleibt bestehen: die Sprache. „Vielen Neuzugezogenen fehlen die Kenntnisse der deutschen Sprache – das ist ein großes Hindernis“, berichtet Weltin. Sprache ist aber der beste Zugang, um sich in die Gesellschaft einzugliedern.
Das Landratsamt bietet Geflüchteten, die bei Beratungsgesprächen mit Organisationen oder Schulen Unterstützung brauchen, auch in der Pandemie Dolmetscher an. Der seit 2017 existierende Internationale Dolmetscherpool Alb-Donau-Kreis (IDA) vermittelt den Flüchtlingen ehrenamtliche Dolmetscherinnen und Dolmetscher, die ihnen bei den Gesprächen helfen, sie zu verstehen. Unter den Hygiene- und Abstandsregelungen hielt man diese persönlichen Besprechungen aufrecht. „Insgesamt konnten bis Ende Oktober 92 solcher Gespräche stattfinden. Damit wird eine große Hürde der Integration überwunden“, erzählt Weltin.
Die Volkshochschule in Ehingen hat die allgemeinen Integrationskurse für Migranten weiterhin im Programm. Nachdem die Volkshochschule – wie alle anderen Bildungseinrichtungen auch – im März schließen musste, können seit dem Sommer wieder Integrationskurse angeboten werden, in denen auch die deutsche Sprache im Vordergrund steht. „Integrationskurse dürfen derzeit unter Einhaltung der Abstandregeln und eines Hygienekonzeptes durchgeführt werden“, berichtet Bettina Gihr von der Stadt Ehingen. Neben den 1,5 Metern Abstand und regelmäßigem Durchlüften sind die Unterrichtsräume auch ausreichend groß, um das Konzept umzusetzen. „Dennoch ist der Unterricht etwas anders als vor Corona, da überwiegend frontal unterrichtet wird. Aber Präsenzunterricht ist die beste Form, um eine Sprache zu erlernen“, betont Bettina Gihr. Unterstützt werden die Teilnehmer zusätzlich mit digitalen Lernplattformen. Aktuell nehmen 90 Geflüchtete, aufgeteilt in vier Kurse, an der Volkshochschule Ehingen teil.
Aus Sicht der Stadt Ehingen ist die Sprache der Schlüssel zu einer gelungenen Integration. „Sprache ermöglicht Teilhabe an der Gesellschaft. Erfahrungsgemäß hängen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt mit dem Spracherwerb zusammen, und die Migranten benötigen für ihren Alltag ein gewisses Sprachniveau, um Notwendiges selbstständig zu erledigen“, sagt Bettina Gihr. Auch Bernd Weltin vom Landratsamt glaubt, dass ohne die Möglichkeit, sich gemeinsam zu verständigen, das Zusammenleben mit den einheimischen Bürgerinnen und Bürgern nur schwer zu meistern sein wird. „Durch das Beherrschen der Sprache ist es möglich, soziale Kontakte aufzubauen“, erzählt Weltin.
Der Ehinger Freundeskreis für Migranten sieht das ähnlich. „Sprache ist die Nummer 1 für Integration“, betont Ursula Helldorff, die Vorsitzende des Vereins. Im Freundeskreis für Migranten werden Integrationsund Sprachkurse für Gruppen gerade nur digital angeboten. „Das Digitale ist kein Ersatz für eine persönliche Begegnung, aber ein guter Kompromiss“, sagt sie. Die Angebote, die allesamt von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern des Vereins organisiert werden, kommen bei den Geflüchteten trotzdem gut an. Ein Beispiel war der Kurs „Mama online“, bei dem Frauen für die digitale Kommunikation geschult wurden. „Der Kurs kam so gut an, dass es jetzt sogar die Fortsetzung ,Mamastunde’ gibt“, berichtet Ursula Helldorff.
Trotzdem sei das Arbeiten für den Helferkreis unter den gegebenen Bedingungen total schwierig, so die Vorsitzende. Weil offene Gruppentreffs nicht mehr veranstaltet werden können, hat man kürzere, aber deutlich intensivere Angebote. „Es läuft viel mehr eins zu eins. Unsere Helferinnen und Helfer halten den Kontakt zu den Migranten über das Telefon und verabreden sich dann beispielsweise oft zu Spaziergängen draußen, um die Corona-Regeln einzuhalten“, erzählt sie. Das funktioniere aber problemlos und garantiere auch unter den gegebenen Umständen, dass den Migranten eine