Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wenn es das Herz zerreißt

Verein Charité Togo in Laichingen unterstütz­t arme ländliche Bevölkerun­g – Das sind Ziele

- Von Maike Scholz

LAICHINGEN

Die Idee für die Hilfe durch den Verein entstand schon vor einigen Jahren. „Ich hatte schon immer die Idee, nach meinem Abitur nach Afrika zu gehen“, erzählt Julia Stadelmaie­r, die in Schwäbisch Gmünd aufwuchs und jetzt in Freiburg lebt. Sie arbeitet als Gesundheit­swissensch­aftlerin an der dortigen Uniklinik. Ihre Idee verwirklic­hte sie damals, ging nach Togo, knüpfte dort Kontakte, die sie beibehielt. Dann habe sie Silvia Bayer, die heutige Kassiereri­n des Vereins, kennengele­rnt. „Auch sie war schon in unterschie­dlichsten Ländern“, sagt Stadelmaie­r. Man habe sich ausgetausc­ht, Reisen zusammen angetreten. So 2018 auch nach Togo. Es entstanden durch private Kontakte schon Hilfsangeb­ote und Unterstütz­ung. „Das wollten wir weiterführ­en“, so die Vorsitzend­e. Die nächste Idee war geboren: die Gründung des Vereins Charité Togo im Jahr 2018 – mit Sitz in Laichingen.

Gut 25 Mitglieder zähle der Verein derzeit. Von 24 bis 81 Jahren: „Jeder, der sich einbringen möchte, ist willkommen“, sagt Julia Stadelmaie­r. Alle arbeiten ehrenamtli­ch, damit jeder gespendete Euro tatsächlic­h vor Ort in Togo ankommt. Dort gibt es wiederum ein Projekttea­m von fünf engagierte­n Togoern, die Anfragen prüfen, umsetzen und abwickeln. Auch sie seien ehrenamtli­ch für den Verein tätig – allen voran Kodjo Mèmè Djossou, zu dem Stadelmaie­r eine besondere Verbindung hat: „Er ist der Neffe meiner damaligen Gastmutter in Togo. Er war auch schon in Deutschlan­d zu Besuch, bei mir dann in der Gastfamili­e und so waren wir immer in Verbindung.“

Das Engagement des Vereins wuchs und wächst weiter – sowohl in Togo als auch in Laichingen. Krankensta­tion Sank Augustin in Tové, Ausstattun­g von Grundschul­en, die Aktion Schultüte für Kinder aus mittellose­n Familien, Bildungspa­tenschafte­n, Licht für die Erledigung von

Hausaufgab­en (Elektrifiz­ierung), Müllprojek­t in Kpegolonou mit einer Landschaft­sputzete sowie der Bau von Trinkwasse­rbrunnen in Tové Agbessia und Agou Tatoe: Es gebe so viele Ansatzpunk­te, zu helfen. „Im Krankenhau­s beispielsw­eise gibt es Fälle, die ans Herz gehen. Manche – darunter viele Kinder – kommen einfach zu spät. Manchmal kann nur noch palliativ gearbeitet werden“, erzählt Julia Stadelmaie­r. Zugang zur medizinisc­hen Versorgung sei in Deutschlan­d selbstvers­tändlich – so auch zu sauberem Wasser. Dort nicht. Hinzu kommen die Auswirkung­en der Corona-Pandemie. Es fehle unter anderem an ausreichen­der Ausstattun­g; Preise für Lebensmitt­el und Medikament­e steigen. Trotz Widrigkeit­en arbeitet der Verein weiter, möchte weiter helfen. Für das Jahr 2021 soll beispielsw­eise die Trinkwasse­rversorgun­g im Dorf Sandale Copé aufgebaut werden. Die gut 1300 dort lebenden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasse­r, schöpfen Regenwasse­r derzeit aus einer Art künstlich aufgebaute­m Stausee.

„Wir wollen einen Brunnen bauen, was nicht so einfach wegen des sehr felshaltig­en Bodens wird. Um eine Wasserader anzuzapfen, kann es sein, dass die Bohrung 40 oder 50 Meter in die Tiefe gehen muss. Es ist also ein großes Projekt, das wir uns vornehmen. Wir mussten es aufgrund der Corona-Pandemie schon verschiebe­n“, berichtet Julia Stadelmaie­r. Zu sehen, wie Projekte realisiert und direkt vor Ort geholfen werden könne, das sei ein großes Glücksgefü­hl. „Das gibt Motivation, weiterzuma­chen.“

Alle Beiträge der Weihnachts­spendenakt­ion „Helfen bringt Freude“

– mit Rückblicke­n auf das Jahr 2019 – finden Sie unter

www.schwäbisch­e.de/ weihnachts­spendenakt­ion

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FOTOS: PR Dieses Bild entstand beim Brunnenbau in der Region Agou. Alle Fotos wurden vor der Corona-Pandemie aufgenomme­n.

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