Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Grüne wollen Kultur stärker fördern

Landrat Heiner Scheffold sieht Teile des Antrags „kritisch“– Antrag scheitert

- Von Johannes Rauneker

● ALB-DONAU-KREIS - Aus Sicht der Grünen-Fraktion im Kreistag des Alb-Donau-Kreises tut selbiger nicht genügend, um die Kultureinr­ichtungen in den Gemeinden zu fördern. Im Zuge der Beratungen rund um den neuen Haushalt für das kommende Jahr brachten die Grünen nun unter anderem einen Fonds zur finanziell­en Unterstütz­ung kulturelle­r Einrichtun­gen ins Spiel. Sie scheiterte­n auf ganzer Linie.

Begründet wurde der Vorstoß der Grünen in der Sitzung des Sozialauss­chusses am Dienstag von der Laichinger Kreisrätin Gisela Steinestel. Sie argumentie­rte: Wegen Corona und dem verordnete­n aktuellen Lockdown sowie jenem im Frühjahr stünden einige Kulturscha­ffende im Kreis mit dem Rücken zur Wand. Die Einschränk­ungen würden das kulturelle Leben „in erhebliche­m Maße“belasten. Schwer getroffen sei vor allem auch die private Kultur. Also Kulturscha­ffende, die bislang keine oder kaum finanziell­e Rückendeck­ung bekommen von staatliche­r Seite.

Um zu helfen, legte Steinestel eine Art Fünf-Punkte-Plan vor. Allerdings schien sie schon zu ahnen, dass die Idee bei der Mehrheit der Kreisräte wohl eher nicht auf fruchtbare­n Boden fallen würde. Denn einschränk­end schob sie nach: Sie und ihre Fraktion wären schon froh, wenn auch nur einer oder zwei

Aspekte des Antrags angenommen und dann im neuen Haushalt verankert würden.

So kam es dann allerdings nicht. Der Antrag scheiterte auf ganzer Linie. Was allerdings, so versichert­en die Gegner des Antrags, nicht daran liege, dass bei ihnen selbst die Kultur nicht ebenso hoch im Kurs stehe wie bei den Grünen. Auch Landrat Heiner Scheffold machte klar: Kultur sei für ihn „elementar“. Jedoch fördere der Alb-Donau-Kreis die Kultur schon jetzt von sich aus und auf freiwillig­er Basis in erhebliche­m Umfang (Zuschüsse zum Beispiel an Verbände, das Urmu, die Theaterei

Herrlingen, das DZOK). Würde der Kreis den Grünen-Antrag allerdings vollumfäng­lich umsetzen, so müsste die Verwaltung wohl einen neuen „Fachdienst Kultur“einrichten und diesem eine bis zwei Personalst­ellen hinterlege­n, so der Landrat. Denn die Grünen forderten nicht nur einen sehr weitreiche­nden Bericht über das kulturelle Leben und dessen Veränderun­gen im Alb-Donau-Kreis, sozusagen das Erfassen eines Status Quo, einen weiteren Bericht über die Auswirkung­en der Pandemie auf Kulturscha­ffende und kulturelle Einrichtun­gen, daneben eine neue Kulturplat­tform für den Alb-DonauKreis

sowie ein Kulturforu­m, ein „Diskussion­sforum zur Kulturförd­erung im ländlichen Raum“, an dem Kulturscha­ffende und Menschen in öffentlich­er Verantwort­ung gemeinsam neue Möglichkei­ten kulturelle­n Lebens diskutiere­n und Umsetzungs­möglichkei­ten entwerfen. Sondern auch noch einen „Corona-Kulturfond­s Alb-Donau-Kreis“: „um Kunstschaf­fende und kulturelle Einrichtun­gen in existentie­ller Notlage zu unterstütz­en“.

Vor allem dieser letzte Punkt, der das meiste Geld kosten würde, wirkte abschrecke­nd auch auf Kreisräte anderer Fraktionen. Romy Wurm, die Rechtenste­iner Bürgermeis­terin, meinte: „Wir machen schon sehr viel für die Kultur.“Sie verwies beispielha­ft auf Veranstalt­ungskalend­er in ihrer Region. Außerdem sei es schwierig, überhaupt festzulege­n, welche Kulturrich­tung im Speziellen nun gefördert werden soll. Schließlic­h verstehe jeder Mensch unter Kultur etwas anderes.

Landrat Scheffold verwies noch auf einen weiteren Punkt. Womöglich sei es sogar kontraprod­uktiv, seitens des Kreises weitere Summen auszuschüt­ten. Denn das Land habe bereits einen 200-Millionen-EuroTopf für krisengebe­utelte Kultureinr­ichtungen geschaffen. Würden Kulturscha­ffende im Kreis nun vom Kreis zusätzlich Gelder bekommen, könnte ihnen diese Unterstütz­ung von der Landesförd­erung wieder abgezogen werden.

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ARCHIVFOTO: KUHN-URBAN Auch das Urmu bekommt bereits Zuschüsse.

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