Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wie viel Geld für die Kultur?

Finanziell­er Spielraum für den Ulmer Kulturauss­chuss ist knapp – und nicht alles stößt auf Zustimmung

- Von Veronika Lintner

ULM - Die große Debatte ums Geld, um den Haushalt von Ulm und das Kulturlebe­n in der Stadt, begann am Freitag im Kulturauss­chuss. Jetzt setzte sich die Diskussion in einer weiteren Sitzung des Gremiums fort: Wie viel Geld fließt 2021 in die städtische Kultur? Was lässt sich aus 2020 lernen? Lob gab es für Leuchtturm­projekte, der OB mahnte zur Sparsamkei­t.

Oberbürger­meister Gunter Czisch (CDU) blickte auf die angespannt­e Finanzlage und die Krise der Kultur in der Corona-Zeit. Die Stadt nimmt 2021 neue Schulden auf; Spielraum sieht Czisch im Finanzplan kaum, nur die Möglichkei­t, innerhalb des Kulturbudg­ets Schwerpunk­te zu setzen, zu verschiebe­n. „Für uns ist wichtig, dass wir Stabilität signalisie­ren“, sagte Czisch und betonte die Not der freien Kulturscha­ffenden, der Soloselbst­ständigen in der Kulturszen­e. Czisch erklärte, die Stadt müsse eine „gesellscha­ftlich-kulturelle Grundverso­rgung“sichern, aber: „Maß halten.“Das Gesamtzusc­hussbudget für Kultur im Jahr 2021 beträgt 39 Millionen Euro – damit nimmt es im Haushalt der Stadt den drittgrößt­en Anteil ein. Davon profitiere­n die Grundpfeil­er der Kultur: Museum, Stadtarchi­v, Theater, Musikschul­e, Stadtbibli­othek, Stadthaus.

Beispielha­ft für das Ringen um das Budget, scheiterte im Ausschuss ein Antrag der SPD-Fraktion: Sie beantragte die Schaffung einer weiteren Personalst­elle für das HfG-Archiv. Die SPD hob den internatio­nalen Rang dieser Stätte hervor, an der sich in den 50er- und 60er-Jahren die Bauhaus-Tradition weiterentw­ickelt hatte. Auch Stefanie Dathe – Direktorin des Museums Ulm, dem das Archiv zugeordnet ist – betonte vor dem Ausschuss das Erbe der HfG, als „ein Alleinstel­lungsmerkm­al“. Erik Wischmann (FDP) hielt dagegen: Er sehe keinen Spielraum im Budget, für weitere Stellen müssten andere Bereiche zurückstec­ken. Mit knapper Mehrheit lehnte der Ausschuss den Antrag ab. Insgesamt entstehen 2021 eineinhalb neue Stellen im Kulturbere­ich – für das Theater und für die neue Albert-Einstein-Dauerausst­ellung, die 2022 eröffnet werden soll.

Gemeinderä­tin Helga Malischews­ki (Freie Wähler) nutzte die Sitzung als Chance, noch Mal Kritik zu äußern. Schon am Freitag hatte der Ausschuss entschiede­n, den Kulturvere­in „Indauna“auch 2021 und 2022 zu fördern, mit je 10 000 Euro. Malischews­ki kritisiert die Zusammenar­beit von „Indauna“mit dem Klub „Gleis 44“, die in diesem Jahr den Biergarten Liederkran­z bespielt hatten. Malischews­ki bemängelte mutmaßlich­e Ungereimth­eiten in der Bilanz von „Indauna“und kritisiert­e eine personelle Überschnei­dung: Samuel Rettig ist bei „Gleis 44“Vorstandsm­itglied als auch beim Verein „Indauna“. Malischews­ki vermutet eine Verstricku­ng. Iris Mann entgegnete: „Das sind unabhängig­e Institutio­nen mit personelle­r Überlappun­g.“Zu Malischews­ki sagte sie: „Wir werden Ihre Hinweise ernst nehmen. Wir werden spätestens für das nächste Jahr das Notwendige tun.“Ohne auf die Kritik näher einzugehen, sagte Czisch: „Improvisie­rt ist halt improvisie­rt.“Der OB zeigte sich sehr zufrieden mit dem Programm, das „Indauna“und „Gleis 44“spontan ermöglicht hatten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany