Zu viele Fragen bleiben offen
W● elche Kinder haben ein Problem, wenn sie nicht zur Schule gehen dürfen? Die Antwort auf diese Frage lautet: Alle, nicht nur die von Haus aus benachteiligten. Denn Schule ist so viel mehr als Unterricht. Sie ist der Ort, an dem Kinder Mathe und Deutsch, aber auch Sozialverhalten und Motorik lernen. Darauf hat am Montag die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin völlig zu Recht hingewiesen und vor negativen Konsequenzen andauernder Schulschließungen gewarnt. Lehrer, Sozialarbeiter und Schulpsychologen betonen das ebenfalls gebetsmühlenartig, nicht erst seit den Schulschließungen vom Frühjahr.
Es ist also löblich, dass die Bildungsminister der Länder auf ganz viel Unterricht in der Schule setzen. Das haben sie in ihrem Beschluss am Montag festgehalten. Mehr Klarheit dazu, wann wo welche Kinder zur Schule dürfen, gibt es aber trotzdem nicht. Für Schüler, Eltern und Lehrer ist das ein weiterer verlorener Tag. Denn vielerorts hat die Schule – vielmehr das Fernlernen – am Montag bereits wieder begonnen. Bayern und Baden-Württemberg sind kommende Woche dran. Nur wie? Wer auf eine Antwort nach der Konferenz der Kultusminister gehofft hat, wurde enttäuscht. Klare, konkrete Vorgaben? Planungssicherheit für die kommenden Tage? Fehlanzeige!
Die Pandemie sei nicht planbar, lautet ein Totschlagargument der Entscheider – man müsse flexibel reagieren. Das stimmt, aber es muss einen konkreten Fahrplan geben, wann welche Regeln gelten. Das Stufenmodell, das die Bildungsminister nun vorgelegt haben, springt dabei viel zu kurz. Nirgends ist festgehalten, wann welche Regel für Präsenzund Distanzunterricht gilt. Sind die Infektionszahlen das maßgebliche Kriterium? Und wenn ja: Zählen die landesweiten Zahlen, oder die eines Kreises? Einer Kommune? Noch immer gibt es mehr Fragen als Antworten zum Schulunterricht.
Dass der Frust aller am Schulleben Beteiligter wächst, ist nachvollziehbar. Den Ministerpräsidenten sei dringend geraten, an diesem Dienstag für mehr Klarheit zu sorgen.