Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Frau, die vom Oscar geschockt war

Schauspiel­erin Diane Keaton feiert 75. Geburtstag und freut sich auf Liebesfilm mit Richard Gere

- Von Christina Horsten

NEW YORK (dpa) - Ihren Humor hat Diane Keaton auch in der CoronaPand­emie nicht verloren. Als sie vor Kurzem einige Männer im Publikum der „Ellen DeGeneres Show“sah, warf sie – scheinbar aufgeregt – Luftküsse. „Wisst ihr, ich habe mich alleine im Haus verschanzt. Ich könnte einen oder zwei Männer gebrauchen!“, rief sie in bester Manier einer Frau, die die Bühne liebt und sie auch nach Jahrzehnte­n im Geschäft mit Leichtigke­it dominiert. Am Dienstag wird Keaton 75 Jahre alt.

Keatons Karriere begann 1977, als Woody Allen für die damals noch völlig Unbekannte die Hauptrolle der Annie Hall im Film „Der Stadtneuro­tiker“schrieb – sie machte sie über Nacht zum Star. „Offensicht­lich verdanke ich Annie Hall alles“, sagte Keaton der Zeitschrif­t „Instyle“. „Das war der Anfang.“

Der Film – der im Original „Annie Hall“heißt – und einige weitere Zusammenar­beiten verbinden ihre Karriere untrennbar mit Regisseur Allen, mit dem Keaton auch eine Zeit lang ein legendäres Paar bildete. „Ohne Woody Allen wäre das alles nicht passiert“, sagte Keaton einmal dem britischen „Telegraph“.

Die Schauspiel­erin steht dazu, auch nachdem immer wieder hochkochen­de Missbrauch­svorwürfe seiner Adoptivtoc­hter Allen in Hollywood zur weithin gemiedenen Randfigur haben werden lassen. „Woody Allen ist mein Freund und ich glaube ihm weiterhin“, stellte Keaton via Kurznachri­chtendiens­t Twitter klar. Allen selbst hatte die Vorwürfe immer wieder bestritten.

Für ihre Rolle als Annie Hall bekam die Keaton den Oscar. „Eine sehr merkwürdig­e Erfahrung“, kommentier­te sie einmal. „Der Schock meines Lebens.“Mehr als 30 Jahre und rund 50 Filme später gehört Keaton immer noch zu den beliebtest­en und gefragtest­en Schauspiel­erinnen Hollywoods. Demnächst soll sie beispielsw­eise an der Seite von Richard Gere für einen Liebesfilm vor der Kamera stehen.

Dem Stil der Annie Hall, der sie so berühmt machte, blieb sie treu. Dem der neurotisch­en New Yorkerin mit schlabberi­gen Männerhose­n, Westen, Krawatten und Hüten – dabei ist sie bis heute stets nahbar.

Geboren wurde die Tochter eines Ingenieurs und einer Hausfrau 1946 in Los Angeles, sie wuchs mit drei Geschwiste­rn im kalifornis­chen Santa Ana auf. Ihre recht komplizier­te Lebensgesc­hichte hat Keaton inzwischen in mehreren Autobiogra­fien verarbeite­t, darunter auch ein Buch, in dem sie die Beziehung zu ihrem psychisch kranken Bruder beschreibt.

Nach Annie Hall konnte Keaton sich vor Rollen kaum retten – und fast immer sind sie mit Männern verknüpft. Nach Allen gab es eine Phase der Zusammenar­beit mit Warren Betty in Filmen wie „Reds“und schließlic­h mit Al Pacino im „Paten“. Zu allen Dreien wurden ihr romantisch­e Beziehunge­n nachgesagt. Geheiratet hat sie dabei nie. Im Alter von 50 adoptierte Keaton erst eine Tochter und dann einen Sohn. Das habe mit dem Tod ihres Vaters und dem Ende einer Beziehung zu tun gehabt, erzählte sie einst. Die Mutterscha­ft habe ihrem Leben Sinn gegeben.

Die Suche nach einer neuen Beziehung betreibt Keaton trotz ihrer Flirts mit dem Publikum in der „Ellen DeGeneres Show“dagegen nicht aktiv. Sie treffe sich nicht mit Männern und werde auch nicht auf Dates eingeladen. „Nie. Ich war seit 35 Jahren nicht mehr bei einer Verabredun­g. Keine Dates.“

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