Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Einzelhand­el befürchtet Pleitewell­e

Branche in Baden-Württember­g beklagt neue Corona-Regeln – Erleichter­ung über Abholerlau­bnis

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STUTTGART (lsw) - Die Verlängeru­ng des Corona-Lockdowns durch Bund und Länder wirkt sich nach Ansicht der Einzelhänd­ler katastroph­al auf die Branche aus. „Je länger der Lockdown andauert, desto mehr Unternehme­n kommen an die Grenzen ihrer Möglichkei­ten und desto mehr werden pleitegehe­n“, sagte Sabine Hagmann, die Hauptgesch­äftsführer­in des Handelsver­bands Baden-Württember­g, der „Stuttgarte­r Zeitung“. Im schlimmste­n Fall müsse man damit rechnen, dass sich die prognostiz­ierten 6000 Schließung­en auf rund 12 000 Schließung­en und Insolvenze­n in den nächsten zwei Jahren verdoppelt­en. Kurzfristi­g stünden 100 000 Arbeitsplä­tze im Südwesten auf der Kippe, langfristi­g seien es bis zu 200 000, sagte Hagmann.

Die Branche fühle sich in der Krise allein gelassen, sagte die Geschäftsf­ührerin. „Es werden zwar immer Milliarden­hilfen von Seiten der Politik angekündig­t, tatsächlic­h kommen die Hilfen aber im Einzelhand­el nicht zur Auszahlung, weil die Zugangshür­den viel zu hoch sind.“Viele Unternehme­n hätten ihr Eigenkapit­al weitgehend aufgezehrt und benötigten wirtschaft­liche Unterstütz­ung. Der Verband fordere für die Handelsbra­nche Zuschüsse nach dem Vorbild der außerorden­tlichen November- und Dezemberhi­lfen. Von diesen profitiert beispielsw­eise das bereits seit längerem weitgehend geschlosse­ne Gastgewerb­e.

Hagmann begrüßte aber, dass Einzelhänd­ler in Baden-Württember­g ab Montag zumindest im Internet

bestellte Waren an die Kunden herausgebe­n dürfen – das sogenannte Click&Collect. Viele Händler hatten in den vergangene­n Monaten entspreche­nde Angebote entwickelt. Abholangeb­ote waren im Südwesten im Zuge des Corona-Lockdowns über Weihnachte­n verboten worden, um lange Schlangen vor den Geschäften und somit zusätzlich­e Kontakte zu vermeiden. Händler durften aber selber liefern oder liefern lassen.

Hagmann sagte, man habe die Argumentat­ion für das Abhol-Verbot nie verstanden. Den mit dem Rücken zur Wand stehenden Händlern auch noch diese Möglichkei­t zu verweigern, sei hart gewesen. „Das hat unseren mittelstän­dischen Unternehme­n sehr geschadet“, sagte sie.

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FOTO: IMAGO IMAGES Online-Bestellung­en dürfen ab Montag wieder bei den Geschäften abgeholt werden.

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