Pound will Impf-Priorität für Athleten
Die Corona-Sorgen in Japan wachsen, Olympia-Teilnehmer sollen bevorzugt werden
BERLIN (SID) - Die Corona-Zahlen erreichen in Japan immer neue Rekordmarken, die Sorgen wachsen – doch Dick Pound bleibt gelassen. Das dienstälteste Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) fordert eine bevorzugte Behandlung der Athleten bei der Impfung – so könnte man einen sicheren Ablauf bei den Olympischen Spielen in Tokio gewährleisten.
„In Kanada haben wir vielleicht 300 oder 400 Athleten. 300 oder 400 Personen früher als geplant zu impfen, um Kanada bei einem Event dieser Größenordnung starten zu lassen, würde jetzt keinen großen Aufschrei in der Bevölkerung auslösen“, sagte Pound Sky News. Es handele sich um eine Entscheidung, die jedes Land für sich treffen müsse, sagte der 78 Jahre alte Kanadier, der seit 1978 im IOC sitzt. Und es werde Leute geben, die sagen, dass sich in der Warteschlange welche vordrängeln. „Aber ich denke, das ist der realistischste Weg“, meinte Pound.
IOC-Präsident Thomas Bach hatte die Tokio-Athleten zuvor aufgerufen, sich gegen Corona impfen zu lassen. Bach wollte eine Impfung aber nicht zu einer Voraussetzung für die Teilnahme an den um ein Jahr verschobenen Tokio-Spielen im Sommer (23. Juli bis 8. August) machen.
Derweil steigen die Infektionszahlen
im Gastgeberland weiter stark an. Am Mittwoch wurde ein Rekordwert für die täglichen Neuinfektionen von 5307 Fällen ermittelt. Mit 1591 Fällen stieg die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektionen in Tokio nun erstmals über die Marke von 1500, wie die Stadtverwaltung bekanntgab. Japan könnte ab Donnerstag in Sachen Corona den Ausnahmezustand ausrufen.
Die Olympia-Macher gaben sich zuletzt jedoch überzeugt, dass die Spiele wie geplant im Sommer stattfinden können. „Wir werden unvergessliche Spiele erleben“, versprach IOC-Präsident Thomas Bach nicht ohne Pathos in seiner Neujahrsansprache.
Ähnlich äußerte sich Japans Regierung, die sich in den zurückliegenden Krisenmonaten stets als treuer Partner des IOC erwies. Premierminister Yoshihide Suga bekräftigte, dass „die Spiele im Sommer stattfinden werden“und dass diese auch „sicher“seien. Die Spiele würden der Beweis werden, dass die Menschheit das Coronavirus überwunden habe, beteuert Suga.
In der Bevölkerung hält sich die Begeisterung für Olympia jedoch in Grenzen – auch, weil die Kosten deutlich anstiegen. Der Etat wurde im Dezember mit knapp 13 Milliarden Euro angegeben, die Mehrkosten durch die Verschiebung um ein Jahr würden – so die Organisatoren von Tokio 2020 - 2,29 Milliarden Euro betragen.
Damit könnten die Tokio-Spiele zum teuersten Sommer-Olympia der Geschichte werden. Die zweifelhafte Bestmarke hielten bislang die Spiele 2012 in London, die laut einer Studie der Universität Oxford 12,21 Milliarden Euro gekostet haben sollen.
Nach jüngsten Umfragen der japanischen Rundfunkgesellschaft NHK aus dem Dezember wollten nur noch 27 Prozent der Befragten in Japan die Spiele unterstützen. 32 Prozent befürworteten hingegen eine Absage, 31 Prozent sprachen sich für eine erneute Verschiebung aus.