Zwiespalt beim Präsenzunterricht
Fast ein Drittel der Schüler der Ehinger Schmiechtalschule bleibt zuhause
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EHINGEN/DELLMENSINGEN - Die allermeisten Schulen sind nach den Weihnachtsferien mit (digitalem) Fernlernunterricht ins zweite Schulhalbjahr gestartet. Zu den wenigen Ausnahmen, in denen Präsenzunterricht angeboten wird, zählen neben diversen Abschlussklassen auch die Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren mit den Förderschwerpunkten körperliche, motorische und geistige Entwicklung. Eine solche Einrichtung ist auch die Schmiechtalschule in Ehingen.
„Wir haben den Präsenzunterricht unter Pandamiebedingungen gestartet, wie wir ihn schon vor den Ferien hatten“, sagt Schulleiter Christian Walter. Er schränkt aber auch ein: „Wegen der coronabedingten kurzzeitigen Schließung unserer Schule sind wir nun noch vorsichtiger und schränken die Kontakte noch stärker ein als zuvor.“Auch machten viele Eltern davon Gebrauch, dass die Präsenzpflicht aktuell aufgehoben ist. Von den insgesamt 127 Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen 1 bis 12 blieben etwa 40, also fast ein Drittel zu Hause, wo sie Fernlernunterricht erhalten.
Walter selbst kann die Eltern, die ihre Kinder wegen der Infektionsgefahr lieber zu Hause lassen, ebenso verstehen wie jene, die vom Angebot des Präsenzunterrichts Gebrauch machen. „Das Pandemiegeschehen ist schon ein zweischneidiges Schwert. Mir persönlich wäre es lieber, wenn alle Schulen zubleiben könnten, zumal gerade die Schüler unserer Einrichtung zu den vulnerablen Gruppen gehören, die zum Teil sogar zusammen mit dem Bus hierher kommen“, sagt Christian Walter.
„Ich weiß aber auch, dass viele unserer Eltern dringend Entlastung bei der Betreuung ihrer Kinder brauchen.“
Gäbe es das Angebot des Präsenzunterrichts nicht, würden die meisten dieser Kinder ohnehin zur Notbetreuung an die Schule kommen, glaubt der Schulleiter. Auch da würde man sie bei der Bearbeitung der Aufgaben des Fernlernunterrichts unterstützen, „aber Präsenzunterricht ist natürlich schon nochmal was Anderes“.
Die insgesamt 64 Lehrkräfte (inklusive Teilzeitkräfte) der Schmiechtalschule sprächen und wechseln sich gegenseitig im Präsenz- und Homeschooling ab. „Wie unter den Eltern gibt es auch unter der Lehrerschaft geteilte Meinungen darüber, welches der sinnvollere Weg ist“, erklärt Christian Walter. Was ihn ein wenig wundert, ist die Tatsache, dass die sonderpädagogischen Schulen nun in Sachen Präsenzunterricht eine Art Vorreiterrolle spielen, nachdem in der Anfangsphase der Pandemie noch eher das Gegenteil der Fall gewesen sei: „Da hat man sich mit unserer Schulart erst im Nachklang befasst.“
Das komplette Präsenzangebot der Sonderpädagogischen Bildungsund Beratungszentren gilt derweil nicht für Einrichtungen mit dem Förderschwerpunkt Lernen, zu denen auch das SBBZ Erbach zählt, das in der Dellmensinger Joseph-von-EgleSchule untergebracht ist. „Bei uns erhalten – wie bei den anderen Schularten auch – nur die Abschlussklassen die Möglichkeit des Unterrichts vor Ort“, erklärt Schulleiter Marcel Angerer. „Alle fünf Neuntklässler aus der Kombiklasse 7 bis 9 machen davon Gebrauch.“Darüber hinaus sei eines der insgesamt 30 Erbacher SBBZ-Kinder in Notbetreuung. Die übrigen werden von den drei Klassenlehrern
der Schule über den Fernlernunterricht versorgt, einer der drei Lehrer kümmert sich außerdem um die fünf Neuntklässler.
Beim digitalen Angebot für die 24 Daheimgebliebenen habe es zu Beginn technische Schwierigkeiten gegeben, berichtet Angerer. Die Schulapp SDUI, über die normalerweise die Kommunikation per Video oder Chat möglich ist, habe nicht wie gewünscht funktioniert. Die Ursache liege aber nicht etwa in einer Serverüberlastung, sondern in anderen technischen Problemen, hätten ihm die Betreiber versichert. „Für uns war das natürlich nicht so gut. Die Lehrer mussten die Schüler einzeln abtelefonieren“, so Marcel Angerer.
Einen Bericht zur ebenfalls zwiespältigen Situation am
SBBZ St. Franziskus in Ingerkingen lesen Sie auf
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