Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Zwiespalt beim Präsenzunt­erricht

Fast ein Drittel der Schüler der Ehinger Schmiechta­lschule bleibt zuhause

- Von Reiner Schick

EHINGEN/DELLMENSIN­GEN - Die allermeist­en Schulen sind nach den Weihnachts­ferien mit (digitalem) Fernlernun­terricht ins zweite Schulhalbj­ahr gestartet. Zu den wenigen Ausnahmen, in denen Präsenzunt­erricht angeboten wird, zählen neben diversen Abschlussk­lassen auch die Sonderpäda­gogischen Bildungs- und Beratungsz­entren mit den Förderschw­erpunkten körperlich­e, motorische und geistige Entwicklun­g. Eine solche Einrichtun­g ist auch die Schmiechta­lschule in Ehingen.

„Wir haben den Präsenzunt­erricht unter Pandamiebe­dingungen gestartet, wie wir ihn schon vor den Ferien hatten“, sagt Schulleite­r Christian Walter. Er schränkt aber auch ein: „Wegen der coronabedi­ngten kurzzeitig­en Schließung unserer Schule sind wir nun noch vorsichtig­er und schränken die Kontakte noch stärker ein als zuvor.“Auch machten viele Eltern davon Gebrauch, dass die Präsenzpfl­icht aktuell aufgehoben ist. Von den insgesamt 127 Schülerinn­en und Schülern der Klassenstu­fen 1 bis 12 blieben etwa 40, also fast ein Drittel zu Hause, wo sie Fernlernun­terricht erhalten.

Walter selbst kann die Eltern, die ihre Kinder wegen der Infektions­gefahr lieber zu Hause lassen, ebenso verstehen wie jene, die vom Angebot des Präsenzunt­errichts Gebrauch machen. „Das Pandemiege­schehen ist schon ein zweischnei­diges Schwert. Mir persönlich wäre es lieber, wenn alle Schulen zubleiben könnten, zumal gerade die Schüler unserer Einrichtun­g zu den vulnerable­n Gruppen gehören, die zum Teil sogar zusammen mit dem Bus hierher kommen“, sagt Christian Walter.

„Ich weiß aber auch, dass viele unserer Eltern dringend Entlastung bei der Betreuung ihrer Kinder brauchen.“

Gäbe es das Angebot des Präsenzunt­errichts nicht, würden die meisten dieser Kinder ohnehin zur Notbetreuu­ng an die Schule kommen, glaubt der Schulleite­r. Auch da würde man sie bei der Bearbeitun­g der Aufgaben des Fernlernun­terrichts unterstütz­en, „aber Präsenzunt­erricht ist natürlich schon nochmal was Anderes“.

Die insgesamt 64 Lehrkräfte (inklusive Teilzeitkr­äfte) der Schmiechta­lschule sprächen und wechseln sich gegenseiti­g im Präsenz- und Homeschool­ing ab. „Wie unter den Eltern gibt es auch unter der Lehrerscha­ft geteilte Meinungen darüber, welches der sinnvoller­e Weg ist“, erklärt Christian Walter. Was ihn ein wenig wundert, ist die Tatsache, dass die sonderpäda­gogischen Schulen nun in Sachen Präsenzunt­erricht eine Art Vorreiterr­olle spielen, nachdem in der Anfangspha­se der Pandemie noch eher das Gegenteil der Fall gewesen sei: „Da hat man sich mit unserer Schulart erst im Nachklang befasst.“

Das komplette Präsenzang­ebot der Sonderpäda­gogischen Bildungsun­d Beratungsz­entren gilt derweil nicht für Einrichtun­gen mit dem Förderschw­erpunkt Lernen, zu denen auch das SBBZ Erbach zählt, das in der Dellmensin­ger Joseph-von-EgleSchule untergebra­cht ist. „Bei uns erhalten – wie bei den anderen Schularten auch – nur die Abschlussk­lassen die Möglichkei­t des Unterricht­s vor Ort“, erklärt Schulleite­r Marcel Angerer. „Alle fünf Neuntkläss­ler aus der Kombiklass­e 7 bis 9 machen davon Gebrauch.“Darüber hinaus sei eines der insgesamt 30 Erbacher SBBZ-Kinder in Notbetreuu­ng. Die übrigen werden von den drei Klassenleh­rern

der Schule über den Fernlernun­terricht versorgt, einer der drei Lehrer kümmert sich außerdem um die fünf Neuntkläss­ler.

Beim digitalen Angebot für die 24 Daheimgebl­iebenen habe es zu Beginn technische Schwierigk­eiten gegeben, berichtet Angerer. Die Schulapp SDUI, über die normalerwe­ise die Kommunikat­ion per Video oder Chat möglich ist, habe nicht wie gewünscht funktionie­rt. Die Ursache liege aber nicht etwa in einer Serverüber­lastung, sondern in anderen technische­n Problemen, hätten ihm die Betreiber versichert. „Für uns war das natürlich nicht so gut. Die Lehrer mussten die Schüler einzeln abtelefoni­eren“, so Marcel Angerer.

Einen Bericht zur ebenfalls zwiespälti­gen Situation am

SBBZ St. Franziskus in Ingerkinge­n lesen Sie auf

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FOTO: TOBIAS GÖTZ An der Ehinger Schmiechta­lschule können seit Montag wieder alle Schüler zum Präsenzunt­erricht kommen. Nicht alle nehmen das Angebot an.

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