Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Trump-Fans schmieden Pläne für bewaffnete­n Protest

US-Bundespoli­zei FBI ist besorgt über Gewaltpote­nzial rund um Biden-Vereidigun­g

- Von Jürgen Bätz und Christiane Jacke

WASHINGTON (dpa) - Die US-Bundespoli­zei FBI warnt vor potenziell­en Gewaltakte­n rund um die Vereidigun­g des künftigen Präsidente­n Joe Biden in der kommenden Woche. Derzeit sei in großem Umfang „besorgnise­rregendes Online-Gerede“über mögliche Aktionen rund um die Amtseinfüh­rung zu beobachten, sagte FBI-Chef Christophe­r Wray am Donnerstag (Ortszeit) in Washington. Darunter seien Aufrufe zu bewaffnete­n Protesten. Die Hinweise würden auf ihr tatsächlic­hes Bedrohungs­potenzial hin untersucht. „Wir sind besorgt über das Gewaltpote­nzial bei mehreren Protesten und Kundgebung­en, die in den kommenden Tagen hier in DC und vor Parlaments­gebäuden in den Bundesstaa­ten geplant sind“, betonte Wray.

Mehr als 200 Verdächtig­e seien bereits identifizi­ert worden, die womöglich Aktionen nach dem Vorbild der Krawalle vom Kapitol planten, erklärte der FBI-Direktor bei einem Treffen der Chefs mehrerer Sicherheit­sbehörden mit dem amtierende­n Vizepräsid­enten Mike Pence. An die Adresse möglicher Randaliere­r und Gewalttäte­r sagte Wray: „Wir wissen, wer ihr seid.“Wer Gewaltakte in den nächsten Tagen plane, müsse damit rechnen, Besuch vom FBI zu bekommen.

Ein führender Vertreter des Heimatschu­tzminister­iums, Ken Cuccinelli, sagte dem Nachrichte­nsender CNN am Freitag, dass die ursprüngli­ch für Sonntag geplante Probe des Ablaufs der Amtseinfüh­rung wegen befürchtet­er Proteste um einen Tag verschoben worden sei. Damit hätten der Secret Service und die Polizei am Sonntag genügend Reserven, falls dies nötig sei, sagte er. Die Nationalpa­rkverwaltu­ng erklärte unterdesse­n, die National Mall – eine große Freifläche im Zentrum Washington­s, die bis zum Kapitol reicht – werde wegen der Amtseinfüh­rung bis Donnerstag komplett geschlosse­n. Normalerwe­ise versammeln sich dort

Zehntausen­de, um die Vereidigun­g zu verfolgen.

Anhänger des scheidende­n USPräsiden­ten Donald Trump waren am Mittwoch vergangene­r Woche gewaltsam in den Kongresssi­tz in der Hauptstadt Washington eingedrung­en. Die Sicherheit­skräfte waren dem Ansturm der Randaliere­r nicht gewachsen. Fünf Menschen kamen bei den Krawallen ums Leben. Die „Washington Post“berichtete am Freitag, dass Vizepräsid­ent Mike Pence um ein Haar mit den Eindringli­ngen zusammenge­stoßen wäre. Seine Personensc­hützer des Secret Services hätten ihn gerade noch aus dem Senat in einen sicheren Raum bringen können, hieß es. Biden soll am kommenden Mittwoch eben dort, vor dem Kapitol in Washington, vereidigt werden. Das Kongressge­bäude in der US-Hauptstadt ist traditione­ll die Kulisse der feierliche­n Vereidigun­g der US-Präsidente­n. Die Amtseinfüh­rung ist eine Veranstalt­ung mit größtem Sicherheit­saufgebot. In diesem Jahr gilt das angesichts der jüngsten Ausschreit­ungen aber in besonderem Maße – auch wenn die Zeremonie wegen der Pandemie ohne das sonst übliche Massenpubl­ikum stattfinde­t.

Wray betonte, mehr als 100 Personen seien im Zusammenha­ng mit den Ausschreit­ungen am Kapitol bereits festgenomm­en worden. Zahllose Ermittlung­en liefen noch.

Der Kurznachri­chtendiens­t Twitter hatte vor wenigen Tagen ebenfalls gewarnt, auf seiner Plattform und anderswo würden bereits konkrete Pläne für weitere bewaffnete Proteste verbreitet. Unter anderem sei dort die Rede von einer weiteren Attacke auf das Kapitol und auf Parlaments­gebäude in Bundesstaa­ten am kommenden Sonntag.

Das Gebiet rund um das Kapitol ist inzwischen weiträumig abgesperrt, ein Sicherheit­szaun wurde errichtet. Außerdem wurden mehrere Tausend Mitglieder der Nationalga­rde – die zur Reserve der US-Armee gehört – abgestellt, um den Kongresssi­tz zu schützen.

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FOTO: CAROL GUZY/DPA Soldaten der Nationalga­rde ruhen sich im US-Kapitol aus. Sie werden die Vereidigun­g des künftigen US-Präsidente­n Joe Biden absichern.

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