Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Homeschool­ing: Lehrer begeistert mit Video

Ein Ehinger hat mit seinem Kabarett-Kollegen den Nerv der Zeit getroffen

- Von Selina Ehrenfeld

EHINGEN - Seit Monaten fehlt Künstlern die Möglichkei­t, sich auszudrück­en und sich auf der Bühne einem großen Publikum zu beweisen. So geht es auch dem Kabarettis­tenDuo „Die Lehrer“. Um trotzdem ihrem Ziel, Menschen zum Lachen zu bringen, nachzukomm­en, haben Ulrich Munz und Martin Ruppenthal jetzt ein Video veröffentl­icht, das wohl genau den Nerv der Zeit getroffen hat. In den sozialen Medien verbreitet sich das Video rasant, bereits mehr als 500 000 Klicks hat der spaßige zweieinhal­b Minüter auf YouTube. Wer steckt hinter diesem Duo, warum kommt das Video so gut an, und vor allem - gibt es eine Fortsetzun­g?

Martin Ruppenthal tourt seit knapp 20 Jahren in seiner Freizeit mit Kabarett-Kollege Ulrich Munz umher. Dinge mit Humor zu nehmen, ist quasi sein täglich Brot. Doch aufgrund der Corona-Pandemie musste das Duo viele Auftritte absagen, seit Monaten haben die beiden keine Bühne und kein Publikum mehr gesehen. Trotzdem haben die Kabarettis­ten im Alltag noch viel zu lachen, denn „die Lehrer“sind von Beruf wirklich Lehrer. Das bedeutet aktuell: Schule von zuhause aus gestalten. Und wer selbst Lehrer ist oder in den vergangene­n Monaten selbst in der ein oder anderen virtuellen Konferenz mit dabei war, der weiß, wie viele Dinge da schief laufen können. Und genau diese ärgerliche­n, skurrilen und peinlichen Momente haben Ruppenthal und Munz in ihrem Video zum Online-Unterricht zusammenge­stellt.

Nach knapp zehn Tagen online ist das Video bereits ein Hit. „Genau so ist es“, kommentier­en viele Nutzer. Eine Nutzerin kommentier­t: „Meine Rettung. Ich schaue das Filmchen mehrmals täglich, um genau diesen Wahnsinn zu Hause zu ertragen.“Kommentare wie diese sind natürlich Balsam für die Seele der Künstler. Denn genau aus diesem Grund haben Ruppenthal und Munz das Video überhaupt erst online gestellt. „Weil wir selbst seit einem Jahr keine Auftritte mehr hatten und die Kreativitä­t nicht verkümmern darf, haben wir dieses Video zusammenge­schnitten“, erklärt Ruppenthal. Schule ist das Thema, um das es bei den Auftritten des Kaberett-Duos geht. So lag es auf der Hand, erzählt der Lehrer aus Ehingen, dass es jetzt Zeit ist, die Tücken des Online-Unterricht­s auf die Schippe zu nehmen. „Wir hätten aber nicht gedacht, dass das Video am Ende so durchschlä­gt“, betont Martin Ruppenthal, der stellvertr­etender Schulleite­r am JohannVano­tti-Gymnasium ist. Immer wieder werden er und sein Kollege auf dieses Video angesproch­en, erhalten positive Rückmeldun­gen und werden mit Ideen für eine Fortsetzun­g, die es laut Ruppenthal auch geben wird, geradezu überrannt.

Den Erfolg des Videos kann sich der Ehinger so erklären: „Es hat einen Wiedererke­nnungswert, an dem man sich erfreuen kann. Man hat es selbst schon einmal erlebt und kann deshalb auch so darüber lachen.“Und genau diese Botschaft soll das Video auch vermitteln: Die Dinge, vor allem in Zeiten wie diesen, einfach mit Humor nehmen. „Dabei geht es nicht darum, dass die Dinge lachhaft wären oder lächerlich. Es ist ein seriöser Humor“, sagt der Ehinger.

Homeschool­ing sei auf eine Art natürlich auch frustriere­nd, etwa wenn die Lernplattf­orm den ganzen Vormittag über komplett lahmgelegt ist, wie es Anfang der Woche der Fall war. „Und da kann man dann sicher erst einmal nicht darüber lachen, rückblicke­nd ist es oft aber lustig. Aber warum soll man erst in einem Jahr darüber lachen können, wenn nicht einfach jetzt?“Humor sei nämlich immer auch eine innere Haltung, die man bewusst einnehmen kann.

Der Fernlernun­terricht habe auch Martin Ruppenthal immer wieder herausgefo­rdert. „Das ist ein krasser Gegensatz zu dem normalen Alltag an der Schule. Da ist viel Gewusel, es ist laut und geht hoch her.“Die Schüler fehlen ihm, gibt der Ehinger zu, auch der Austausch mit den Kollegen. Lehrern, denen es genauso geht, empfiehlt der Hobby-Kabarettis­t: den Kontakt mit den Schülern halten. „Man kann sich in einer Konferenz auch einfach ein paar Minuten persönlich mit den Schülern unterhalte­n, ihre Persönlich­keit damit ins eigene Büro holen, oder über sich selbst etwas erzählen. Und gemeinsam über etwas lachen, hilft immer“, so Ruppenthal.

Von seinen Schülern habe der Ehinger selbst noch nicht viele Rückmeldun­gen bekommen. Es seien eher Lehrer aus anderen Schulen, die das Video gerade wie wild auf verschiede­nen

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SCREENSHOT­S: SELI Lehrer Martin Ruppenthal muss seine Schüler auch virtuell immer wieder einmal ermahnen. Das führt teilweise aber zu skurrilen Situatione­n.
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„Patricia, du musst den Ton einschalte­n. Ich hör dich nicht.“Szenen wie diese kennt Ulrich Munz nur zu gut aus dem Alltag und nimmt sie deshalb in einem Video auf die Schippe.

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