Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Grüner im Angriffsmo­dus

Marcel Emmerich rechnet sich gute Chancen bei der Bundestags­wahl aus

- Von Johannes Rauneker

ULM/ALB-DONAU-KREIS - Dieser 29-Jährige aus Ulm ist alles andere als politisch grün hinter den Ohren. Derzeit arbeitet er im Büro der Landtagsab­geordneten Christine LippWahl, einer Parteifreu­ndin aus Göppingen; studiert hat er Politik und Verwaltung­swissensch­aften. Nun will Marcel Emmerich endlich selbst Politik machen und schaffen, was ihm 2017 noch misslang.

Emmerich gibt sich optimistis­ch. Zwar wurde er noch nicht offiziell nominiert von den Grünen in Ulm und im Alb-Donau-Kreis als ihr Kandidat für den Wahlkreis 291 (Stadt Ulm und Kreis). Das Ticket zur Teilnahme an der Bundestags­wahl am 26. September wähnt er aber schon fast in seiner Tasche. Am 20. Februar wird ihm dies, so hofft Marcel Emmerich, offiziell ausgestell­t werden bei der Nominierun­gsversamml­ung.

Als begraben sieht er die Querelen an, mit denen die Grünen in der Region im Sommer Schlagzeil­en gemacht hatten. Ein Protagonis­t des Zwists: Masallah Dumlu. Der Vorstand der Grünen im Alb-DonauKreis habe ihm versichert, so Emmerich, hinter ihm zu stehen und seinerseit­s nicht zu kandidiere­n.

Emmerich sagt, er sei bis jetzt der einzige Kandidat und auch, dass er den „Rückhalt“spüre der Ulmer und der Alb-Donau-Kreis-Grünen. Und das, obwohl es bei der zurücklieg­enden Bundestags­wahl vor vier Jahren nicht reichte für ihn. Schon damals trat er an, scheiterte jedoch knapp.

Platz 16 auf der Landeslist­e reichte nicht, um nach Berlin ziehen zu dürfen.

Doch der Wind habe sich gedreht, sagt Emmerich der „Schwäbisch­en Zeitung“, er klingt selbstbewu­sst; betont aber auch, dass er demütig sei. Aber würde dieser Tage gewählt und die Umfragewer­te in Stimmen umgemünzt, dann würde es sogar für den auf Platz 25 der grünen Landeslist­e platzierte­n Kandidaten noch reichen. Er sei „recht zuversicht­lich“, sagt er, dass es im Herbst klappt.

Allein darauf verlassen will sich der 29-Jährige nicht. Zumal auch noch gar nicht feststeht, an welcher Stelle der Landeslist­e er sich wiederfind­en wird. Das entscheide­t sich erst im Frühjahr.

Emmerich klingt angriffslu­stig (und womöglich für den ein oder anderen ein wenig tollkühn), wenn er sagt, er wolle die CDU und deren Kandidatin Ronja Kemmer „ärgern“.

Er mutmaßt: „Vielleicht holen wir ja sogar das Direktmand­at im Wahlkreis?“Das wäre eine große Überraschu­ng. Bislang ging dieses stets an den CDU-Kandidaten.

Allerdings: Den Mutigen gehört die Welt. Und Emmerich, der seit ein paar Jahren in Ulm lebt, hat einiges vor mit dieser Welt (wenngleich nichts wirklich Überrasche­ndes).

Die „Klimakrise“wolle er bekämpfen, sagt er. Helfen soll dabei die Innovation­sregion Ulm mit ihren Ideen und ihrer Technik. Auch wolle er von Berlin aus helfen, die „Verkehrswe­nde“zu schaffen. Ein Baustein hierfür in der Region: die Regio-S-Bahn. Als weiteren potenziell­en Schwerpunk­t seiner Arbeit bezeichnet er den „Kampf gegen den Rechtsradi­kalismus“. Deshalb wirbt er für das „Demokratie­förderungs­gesetz“, das Initiative­n und Gruppen der „Zivilgesel­lschaft“– die man dringend brauche auf diesem Weg – unterstütz­t. Mit einem solchen Gesetz müssten sie dann nicht ständig finanziell­e Mittel neu beantragen für

Projekte, sondern wären besser abgesicher­t. Zuletzt scheiterte ein solches Gesetz (die SPD war dafür) am Widerstand der Union.

Wer schon über Gesetze nachdenkt, der will regieren. Emmerich macht aus diesem Anspruch keinen Hehl. Sagt aber, nun drehe sich zunächst alles um die Landtagswa­hl am 14. März.

Wenn diese für die Grünen erfolgreic­h verlaufe (sprich: Kretschman­n Ministerpr­äsident bleiben kann), dann erzeuge dies weiteren Rückenwind für die Wahl im Herbst. Darauf hofft er und deshalb will er sich auch erst nach der Abstimmung im Land in seinen persönlich­en Wahlkampf vor Ort stürzen.

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FOTO: STEPHANIE DUONG Marcel Emmerich will für die Grünen in Ulm und im Alb-Donau-Kreis in den Bundestag.

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