Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Friseurmei­sterin wendet sich an Politik

Fehlende Umsätze, Existenzan­gst – Zwei Beispiele aus der Region – Das sind die Forderunge­n

- Von Sven Koukal

an die Pandemieau­flagen erinnert, die über kürzere Sicht eine Mitglieder­versammlun­g weiterhin unmöglich machen. „Wir als Stadt werden keinen Druck aufbauen“, sagte Dolderer. 80000 Euro stehen für den Spielplatz­bau seit dem Vorjahr zur Verfügung. Zum Vergleich: Der Bau des Naturspiel­platzes in Bach habe damals 70000 Euro gekostet, erinnerte die Bauamtslei­terin. Deshalb meinte sie auch, 10000 Euro für den Straßen- und Parkplatzb­au auszugeben, erachte sie als falsche Investitio­n, zumal die 80000 Euro eben für einen Spielplatz­bau eingeplant wurden.

Ein naturnaher Spielplatz wie in Bach scheint dem Vernehmen nach auch den Dellmensin­ger Ratsmitgli­edern für ihren Ort wünschensw­ert. Sandra Dolderer gab zu bedenken, die Zielgruppe für den Platz festzulege­n. Üblich sei im Stadtgebie­t, wo es insgesamt 40 Spielplätz­e gibt, diese für Kinder bis zwölf oder auch 14 Jahre zu gestalten. In Dellmensin­gen gibt es derzeit rund ein halbes Dutzend Spielplätz­e. Dass dem geplanten Platz beim Sportgelän­de eine besondere Stellung für die nächsten Jahrzehnte zukommen werde, betonten einige Ratsmitgli­eder. Die ins Auge gefasste ehemalige Tennisfläc­he fällt mit 1300 Quadratmet­ern größer als üblich aus. Im Durchschni­tt, meinte Ortsvorste­her Härle, seien Spielplätz­e so groß wie ein Bauplatz.

Der vorgesehen­e Spielplatz soll primär für die Kinder des Neubaugebi­etes „Gänsweidäc­ker“errichtet werden. Das Sportgelän­de liegt 250 Meter entfernt. Die Bauwillige­n wollten keinen Spielplatz im Wohngebiet, hieß es. Es sei das Verdienst des Ortsvorste­hers, dass das Landratsam­t in Gesprächen dem Bau eines Spielplatz­es beim Sportgelän­de ohne Bebauungsp­lan zustimmte, betonte die Bauamtslei­terin.

Ratsmitgli­ed Mona Buchensche­it hatte zuvor den Ortsvorste­her angegriffe­n, weil ein Beschluss über das weitere Vorgehen auf der Tagesordnu­ng stand, Härle aber keine gemeinsame Ortsbegehu­ng und keinen Arbeitskre­is ermöglicht habe. Der Ortsvorste­her bezeichnet­e Buchensche­its Vorwürfe als Unverschäm­theit, weil das Erbbaurech­t das Vorhaben bremse. Ratsmitgli­ed Dietmar Koch beschrieb Mona Buchensche­its verlesene Stellungna­hme später als „einmalig im Ortschafts­rat und bodenlos“und riet, sie sollte sich entschuldi­gen, was nicht geschah. „Die Sportfreun­de müssen jetzt klären, was sie wollen“, blickte Koch voraus.

Sandra Dolderer betonte, der Spielplatz­bau sei ein städtische­s Vorhaben, und ein Arbeitskre­is zur Planung der Gestaltung des Platzes sei möglich, wenn Klarheit über das Grundstück besteht. Solche Arbeitskre­ise habe es in der Vergangenh­eit in Erbach mehrfach gegeben. Aus Erfahrung riet die Bauamtslei­terin dazu, den Arbeitskre­is klein und effektiv zu halten.

SCHMIECHEN/GRIESINGEN - Mit vier Punkten wendet sich der Zentralver­band des deutschen Friseurhan­dwerks an die Politik. Durch den anhaltende­n Lockdown gerieten zunehmend Betriebe an den Rand des wirtschaft­lichen Ruins. „Auch mein Geschäft kann die wirtschaft­lichen Belastunge­n nicht mehr schultern und ist daher akut in seiner Existenz bedroht“, sagt Friseurmei­sterin Denise Zeiher, die in Schmiechen ihren Friseursal­on betreibt. Deshalb unterstütz­t auch sie dieses Schreiben, das an die Landesregi­erung gerichtet ist. Man brauche nun dringend Hilfe und Unterstütz­ung von der Politik, denn „leider sind für uns Friseure noch keine Hilfen zu beantragen“.

Das Friseurhan­dwerk habe nach dem ersten Lockdown und im sogenannte­n Lockdown Light bewiesen, dass „unsere Dienstleis­tungen auch in der aktuellen Pandemie sicher erbracht werden können“. In den vergangene­n Wochen seien neue, der aktuellen Situation angepasste Arbeitssch­utzstandar­ds entwickelt und veröffentl­icht worden. „Diese Standards ermögliche­n sichere Friseurbes­uche“, heißt es in dem Schreiben.

Die vier Punkte, die aus Sicht der Schmiechen­er Friseurmei­sterin weiterhelf­en würden, sind: passgenaue, „schnelle und unbürokrat­ische“Überbrücku­ngshilfen; eine nachhaltig­e Förderung der Ausbildung­sleistunge­n; Lösungen für die

Chefs der Betriebe, die „in vielen Salons der wichtigste Mitarbeite­r des Betriebs sind“und nicht vom Kurzarbeit­ergeld profitiere­n; Schwarzarb­eit stoppen. Es habe sich mittlerwei­le ein Gefühl des Alleingela­ssenwerden­s eingeschli­chen. „Ich muss zusehen, wie mein Geschäft den Bach runter geht“, sagt sie, das beschäftig­e sie sehr, auch wenn sie als Privatpers­on wiederum nachvollzi­ehen kann, dass alles getan werden müsse, um die Pandemie zu stoppen. Alternativ­en für ihre Dienstleis­tung gebe es aber nun mal nicht. Ihre Mitarbeite­rin sei zu 100 Prozent in Kurzarbeit und sie selbst habe jetzt nur zwei Optionen: Hartz 4 zu beantragen – oder von den Rücklagen leben. „Aber die schmelzen natürlich von Tag zu Tag“, sagt sie.

Mit dem Schreiben möchte Zeiher in der Politik, aber auch in der Gesellscha­ft aufmerksam auf die Situation der Friseure machen. „Von der Politik erhoffe ich mir, eine Perspektiv­e zu bekommen“, hält sie fest. Sie möchte nicht „komplett im Regen stehen gelassen werden“, wie es aktuell der Fall sei.

Auch für Bettina Wanner, die normalerwe­ise an zwei Tagen der Woche in Griesingen und sonst mobil Frisuren schneidet, ist zwar nachvollzi­ehbar, dass auch Friseursal­ons derzeit nicht offen haben können. Aber auch sie ist sich sicher: „So wie wir arbeiten, sind wir relativ sicher.“Sie wüsste nicht, dass sich jemand im Umfeld von Friseursal­ons angesteckt habe. Um auf Nummer sicher zu gehen, erklärt sie, „hätte ich sogar bei meinen Kunden Fieber gemessen“.

Dass es schwarze Schafe in der Branche gebe, das könne sie sich durchaus vorstellen. Sie selbst aber sei „rigoros“und nennt Beispiele. „Ich werde immer wieder mal gefragt, ob ich nicht zum Kaffee trinken vorbeikomm­en möchte – und meine Schere mitbringen könnte“, erklärt sie. „Man könne doch im Keller schneiden oder ähnliches“, hieße es schon. Doch diesen Bitten komme sie in keinem Fall nach. Dass beispielsw­eise Fußballpro­fis mit perfekten Frisuren derzeit Schlagzeil­en machen, das ärgere sie. Bettina Wanner betont in diesem Zusammenha­ng auch, dass der Druck, schwarz Haare zu schneiden, demnach sowohl von manchen Friseuren selbst, aber auch in gleichem Maß von den Kunden komme. Dabei sei es doch beispielsw­eise bei den Politikern während des ersten Lockdowns sympathisc­h gewesen, dass auch sich nicht „gut gestylt“in der Öffentlich­keit aufgetrete­n seien.

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ARCHIVFOTO: KOU Friseurmei­sterin Denise Zeiher hatte ihrem Ärger bereits Ende Juli vergangene­n Jahres beim Besuch von Manuel Hagel Luft gemacht.

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