Gerster: „Hauptgewinn für unsere Region“
So geht es nach der Entscheidung für das THW-Logistikzentrum im Raum Biberach weiter
● BIBERACH/BERLIN - Für rund zehn Millionen Euro soll bis 2025 im Raum Biberach ein großes Logistikzentrum des Technischen Hilfswerks (THW) für ganz Süddeutschland gebaut werden (SZ berichtete). „Davon wird die Region erheblich profitieren“, sagt der Biberacher SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Gerster. Er habe sich bei Innenminister Horst Seehofer (CSU) massiv für den Standort Oberschwaben eingesetzt und freue sich nun über den Zuschlag, sagt er. Der SZ hat Gerster erläutert, welche Faktoren ausschlaggebend waren und wie der weitere Zeitplan nun aussieht.
„Ich bekomme Anfragen von verschiedenen Medien und aus der Kommunalpolitik“, sagte Gerster am Tag nach Bekanntwerden der Entscheidung im Gespräch mit der SZ. Dass die Nachricht offenbar vor allem bei Bürgermeistern und Grundstückseigentümern für Aufregung sorgt, liegt wohl daran, dass noch nicht klar ist, wo genau das rund fünf Hektar Fläche umfassende THWLogistikzentrum Süd – so die offizielle Bezeichnung – gebaut werden soll. „Das Innenministerium hat sich für den ,Raum Biberach’ entschieden“, sagt Gerster, wobei er damit ein Gebiet mit einem Radius von etwa 30 Kilometern um Biberach herum meint, „aber auf jeden Fall in Baden-Württemberg und nicht auf bayerischer Seite“.
Der genaue Standort soll aber möglichst bald in einem Erkundungsverfahren der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BiMA) festgelegt werden, so Gerster gegenüber der SZ. „Sofern es Bürgermeister oder Grundstückseigentümer gibt, die eine entsprechende Fläche zur Verfügung stellen können, dürfen sie sich gerne beim THW in Biberach melden“, so der Abgeordnete. Das Gelände müsse rund fünf Hektar groß sein, eine flache, ebene Struktur haben und nicht in einem Überschwemmungsgebiet liegen.
Rund die Hälfte der Fläche soll mit einem etwa zehn Meter hohen Logistikgebäude bebaut werden. Die Freifläche dient als Park- und Rangierfläche für THW-Lastwagen, Anhänger, Mannschaftstransporter und weitere Fahrzeuge. Rund zwei
Dutzend THW-Mitarbeiter sollen in dem Logistikzentrum beschäftigt sein, das also alles andere sein wird als ein kleines Lagergebäude.
Insgesamt vier solcher Zentren soll es künftig in der Bundesrepublik geben. Neben dem Raum Biberach für Süddeutschland steht bereits Westerstede (Niedersachsen) als Standort Nord fest. Zwei weitere sollen bis Ende Januar noch dazukommen. „Um die gibt es ein großes Gerangel, denn die Projekte sind heiß begehrt“, weiß Gerster.
Entstanden sei die Debatte im vergangenen Frühjahr, als sich in er Corona-Pandemie abzeichnete, das beispielsweise Masken und Schutzkleidung knapp wurden. Eine Konsequenz daraus sei der Beschluss gewesen, solche Dinge für künftige Pandemien im Land zu bevorraten. Für ihn sei klar gewesen, dass dies eine Aufgabe des Bundes sein müsse, für die sich das THW mit seinen rund 80 000 ehrenamtlichen Kräften besonders eigne, so Gerster, der als Vizepräsident dem THW-Bundesvorstand angehört. Im Haushaltsausschuss habe er mit angestoßen, dass für vier Logistikzentren rund 42 Millionen Euro bereitgestellt werden.
„Als ich wusste, wie die Standortkriterien sind, war mir klar, dass sie perfekt auf den Raum Biberach passen“, so Gerster.
Gefordert waren unter anderem eine gute Verkehrsanbindung mit Bahn, Autobahn oder vierspurig ausgebauter Bundesstraße, ein Flughafen, der in 60 Minuten erreichbar ist, eine Lage außerhalb von Ballungsräumen sowie eine hauptamtliche THW-Dienststelle in der Nähe, die es in Biberach gibt sowie ehrenamtlich sehr gut aufgestellte THW-Ortsverbände. „Auch die gibt es in unserer Region“, so Gerster. In mehreren Gesprächen und Telefonaten mit dem Innenminister habe er in den vergangenen Monaten für den Raum Biberach geworben und schließlich die Zusage erhalten. „Ich kann mit ihm inzwischen richtig gut“, sagt SPD-Mann Gerster über den CSUMann Seehofer.
Gedacht ist das Logistikzentrum aber nicht nur für das Bevorraten von Schutzausrüstung für eine Pandemie im Inland. Das THW bringt dort auch jede Menge Ausrüstung für Katastropheneinsätze in aller Welt unter. „Für unsere Region ist das in mehrfacher Hinsicht ein Hauptgewinn“, sagt Gerster. Dies gelte sowohl für die Vergabe von Aufträgen für den Bau des Logistikzentrums, für weitere Kooperationen mit hiesigen Firmen, aber auch für größere Einsatzlagen im Bevölkerungsund Katastrophenschutz, für die entsprechende Einsatzmittel dann auf kurzem Weg bereit stünden.