Die Lage im Fußball unserer Region
Der Bezirksvorsitzende Horst Braun ordnet das Geschehen ein
●
EHINGEN - Die Fortsetzung der Fußballsaison 2020/21 im Bezirk Donau ist derzeit völlig offen. Allerdings zeichnet sich ab, dass die Runde nicht wie ursprünglich geplant über die Bühne gehen wird und stattdessen der Modus abgeändert wird. Dies hängt jedoch vom Zeitpunkt der Wiederaufnahme des Spielbetriebs ab. Ein Neustart bereits Ende Februar/Anfang März gilt als unwahrscheinlich, der Bezirksvorsitzende Horst Braun schließt auch eine Zwangspause bis April oder noch länger nicht aus.
„Eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Februar ist derzeit nach meinem Bauchgefühl alles andere als wahrscheinlich“, hatte der Bezirksvorsitzende Horst Braun (Justingen) kurz vor Weihnachten in einem Schreiben an die Vereine mitgeteilt. „Ja selbst für März/April kann derzeit niemand definitiv planen“, so Braun. Zum Zeitpunkt seines Schreibens war wenige Tage zuvor ein Lockdown von der Politik verhängt worden, der Anfang Januar vom 10. bis zum Ende des Monats angesichts nach wie vor hoher Infektionszahlen verlängert wurde.
Deshalb hat sich für Braun an der Ausgangslage für die weiteren Planungen nichts geändert; im Dezember hatte der Bezirksvorsitzende ab Anfang oder Mitte Januar zusammen mit dem Bezirksspielleiter Sigmar Störk „Halbzeit-Video-Staffelkonferenzen“mit den Vereinen planen wollen, durch die Verlängerung des Lockdowns wurde dieser Plan jedoch erst einmal auf Eis gelegt. „Wir hatten gedacht, dass man nach der Stilllegung bis 10. Januar vielleicht schon absieht, dass man wieder was machen kann, aber man überlegt ja eher, noch mehr zu schließen“, sagte der Bezirksvorsitzende gegenüber der SZ. Die Situation sei daher im Augenblick „eher noch unklarer“.
So lange Lockerungen nicht in Sicht sind, wird es wohl auch keine Abstimmung mit den Vereinen zur Saisonfortsetzung geben. Horst Braun stellt klar, dass der Bezirksvorstand keine Entscheidung über den Modus nach Wiederaufnahme treffen will ohne vorherige Rücksprache mit den Vereinen. Ohne Idee seitens der Verantwortlichen werde man auch nicht in die Gespräche gehen – doch für konkrete Ideen bräuchte es eine terminliche Planungssicherheit.
Entscheidend wird sein, wann die Zwangspause zu Ende ist – dann sei klar, wie viele Wochenenden und Feiertage oder Spieltage unter der Woche zur Verfügung stehen. „Das sind dann recht kurze Überlegungen“, sagt Braun. Wenn der Zeitpunkt des Wiederbeginns klar ist, lässt sich auch der weitere Spielmodus festlegen. Dass die Wahrscheinlichkeit, die Runde regulär und wie ursprünglich geplant zu Ende zu bringen, sehr gering ist, das klang schon bei einer Videokonferenz des Württembergischen Fußballverbandes (WFV) mit Verantwortlichen der Bezirke im Dezember an – der WFV teilte hernach mit, dass nach Einschätzung des Verbandsspielausschusses und den Stellungnahmen aus den Bezirken eine „Meisterschaftsrunde mit Hin- und Rückspielen überwiegend nicht mehr möglich“sei. Eine Ausnahme würden Männer-Kreisligen B mit teils nur zwölf Vereinen bilden, „die eine vollständige Spielrunde womöglich noch abschließen können“. Horst Braun schließt dies für die B-Kreisligen im Bezirk Donau nicht aus, allerdings haben diese Spielklassen nicht nur zwölf, sondern 14 (B1) oder 15 (B2, B3) Mannschaften. Für eine Vorund Hinrunde in dieser Saison womöglich zu viele.
Als alternatives Spielmodell hatte man sich bei der Videokonferenz im Dezember für den Modus mit Beendigung der Vorrunde und anschließender Teilung in eine Auf- und Abstiegsrunde ausgesprochen. Darüber herrsche ein „Grundkonsens“, hieß es damals. Braun lässt die Möglichkeit offen, zur Fortsetzung nicht für alle Klassen des Bezirks den gleichen Modus anzuwenden („Das ist nicht zwingend notwendig“). Nur sollten aus seiner Sicht alle Kreisligen B und beide Kreisligen A denselben Modus haben, doch könnte die Bezirksliga auch einen anderen erhalten wie die Kreisligen B – zumal in den untersten
Klassen keine Absteiger ermittelt werden müssen. Sollte die Teilung nach beendeter Vorrunde auch für die Kreisligen B im Bezirk Donau eine Option sein, müsste man sich eine andere Lösung für die Mannschaften der unteren Tabellenhälfte einfallen lassen, sagt Braun. „Wir wollen schon schauen, dass alle Mannschaften genügend Spiele kriegen.“
Alles steht und fällt aber mit dem Termin für den Neustart. Der Bezirksvorsitzende gibt zu bedenken, dass auch für die Lösung mit Vorrunde und anschließender Auf-/Abstiegsrunde nicht nur die ausstehenden Spieltage der Hinserie nachgeholt werden müssen, sondern auch die vor der Einstellung des Spielbetriebs Ende Oktober ausgefallenen Partien. Außerdem müsse man weitere Absagen nach dem Neustart im Frühjahr einkalkulieren. Zwar gibt es laut Braun Überlegungen, die Punkterunde über den 19./20. Juni hinaus – bisher Termin für den letzten Spieltag – auszudehnen, aber auch für eine Verlängerung gibt es zeitliche Grenzen.
Zudem ist da noch das Thema Relegation im Anschluss an die Punkterunde. Bezirksvertreter hatten sich bei der Videokonferenz mit dem WFV im Dezember dafür ausgesprochen. „Es war zwar ins Spiel gebracht worden, auf die Relegation zu verzichten, aber schon letzte Saison hatten die Zweitplatzierten darauf verzichten müssen – was, wenn einer dieser Vereine wieder Zweiter wird?“, sagt Braun. Unausgesprochen bleibt, dass dies Konfliktstoff birgt. Der Bezirksvorsitzende Donau weist aber auch darauf hin, dass sehr fraglich ist, „ob die Relegation in diesem Jahr ein Fußballfest wird“. Außerdem: „Wenn weniger als 500 Zuschauer zugelassen sind, welcher Verein würde ein Relegationsspiel ausrichten?“Für die ausrichtenden Vereine sind die Entscheidungs- und Relegationsspiel mit nicht selten mehr als 1000 Zuschauern normalerweise eine lukrative Veranstaltung. Wenn maximal 500 oder gar nur 250 oder 100 Fans zugelassen sind, sieht es anders aus.
Womöglich stellt sich diese Frage aber auch nicht – wenn so spät im Frühjahr erst wieder Fußball gespielt werden darf, dass es nur darum geht, die Vorrunde zu Ende zu spielen, um dann zu werten. Jede Mannschaft müsse mindestens 50 Prozent der Spiele der Punkterunde ausgetragen haben, sagt Horst Braun. Hätte jedes Team dann zumindest die Hälfte und alle die gleiche Anzahl an Partien absolviert, wäre zur Wertung auch keine Quotientenregelung nötig. Bei einer unterschiedlichen Anzahl an Spielen allerdings schon – so wie es in der vergangenen Saison 2019/20 der Fall war.
Damals wurden mit dem Quotienten (Punkte pro Spiel) allerdings nur die Meister und Aufsteiger ermittelt, diesmal würden damit auch die Absteiger bestimmt. Eine entsprechende Satzungsänderung nahm der WFV im Sommer vor. Für Horst Braun eine richtige Entscheidung des Verbandes. „Alles andere wäre nicht sinnvoll.“Würde es wieder nur Auf- und keine Absteiger geben, würden die meisten Ligen, die schon jetzt teils deutlich über ihrer Sollzahl liegen, weiter aufgebläht.