Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Heilige Schrift für Einsteiger

Mit der crossmedia­len BasisBibel will die evangelisc­he Kirche vor allem Jugendlich­e erreichen

- Von Barbara Waldvogel Zuhause weiterbild­en: Termine: 01. - 15.02.2021 oder 01. - 15.03.2021 Preis: 39,- Euro inkl. MwSt.

● m 21.1.21 bringt die Deutsche Bibelgesel­lschaft die komplette BasisBibel mit Altem und Neuem Testament heraus – rein optisch ein optimaler Termin. Allerdings schrumpft in Zeiten eines verschärft­en Lockdowns das Ereignis auf ein paar Pressearti­kel und Online-Promotion zusammen. Die große analoge Feier fällt aus, was für die 40 Übersetzer und Lektoren sehr bedauerlic­h ist. Sie haben seit 2003 intensiv an einer Bibel für das 21. Jahrhunder­t gearbeitet, die sich mit ihrer leicht verständli­chen Sprache vor allem an eine junge, mit modernen Kommunikat­ionsmedien aufgewachs­ene Leserschaf­t richtet. Aber auch Menschen jeden Alters, denen das Buch der Bücher noch völlig fremd ist und die sich mit der klassische­n Kirchenspr­ache schwertun, will man damit zumindest eine Einstiegsh­ilfe bieten.

Dieser Fokus ist sicher stimmig. Insofern hat die neue Übersetzun­g der hebräische­n, aramäische­n und griechisch­en Urtexte zweifellos ihre Berechtigu­ng. Angeregt wurde sie von kirchliche­n Jugendverb­änden Anfang der 2000er-Jahre, und die evangelisc­he Deutsche Bibelgesel­lschaft in Stuttgart machte sich 2003 ans Werk. Das Anliegen der jungen Leute war es aber nicht nur, eine gut begreiflic­he Bibelübers­etzung zu bekommen, sie sollte auch den Lesegewohn­heiten der Digital Natives angepasst sein. Hannelore Jahr, Theologin und Germanisti­n sowie langjährig­e Leiterin für Lektorat und Bibelübers­etzungen bei der Deutschen Bibelgesel­lschaft, meint heute rückblicke­nd: „Die Jugendverb­ände zeigten schon vor 20 Jahren viel Gespür für kommende digitale Entwicklun­gen, auf jeden Fall mehr als Personen im klassische­n Buchverlag.“Und Dieter Braun, Fachlicher Leiter des Evangelisc­hen Jugendwerk­s in Württember­g, legt selbstbewu­sst nach: „Jugendarbe­it ist immer Aufbruch ins Neuland.“

Vorausscha­uend war das Bibelproje­kt allemal, weil die Übersetzun­g von Anfang an für das Lesen am Bildschirm und Display konzipiert wurde, obwohl beim Start die weitere Entwicklun­g im Computerze­italter noch nicht klar war. „Als wir uns vor 17 Jahren an die Arbeit machten und uns schon sicher waren, dass sich das Leseverhal­ten durch die Digitalisi­erung verändern würde, stießen wir noch auf große Skepsis“, sagt Lektorin Jahr. Dessen ungeachtet hielt man sich streng an die Übersetzun­gsleitlini­e: Die Sätze mussten verständli­ch sein, ohne verschacht­elte Konstrukti­onen auskommen und durften nicht mehr als 16 Wörter umfassen.

Das entsprach auch der Erfahrung mit Texten in verschiede­nen OnlineMedi­en. Diese sind bekanntlic­h kurz

Aund knapp gehalten, damit Inhalte angesichts der enormen Informatio­nsflut schnell erfasst werden können. Natürlich drängt sich bei solchen Vorgaben für die Übersetzun­g der Heiligen Schrift der Verdacht auf, damit werde einer simplen Sprache Vorschub geleistet. Das verneint Germanisti­n Jahr aber entschiede­n. Im Gegenteil. „Die Texte haben ihre eigene Ästhetik, die Möglichkei­ten der deutschen Grammatik wurden durchaus ausgenützt“, versichert sie.

Eine neue Übersetzun­g der Heiligen Schrift ist eine Mammutaufg­abe und braucht Zeit. Aber immerhin gab es bereits 2006 eine erste Kostprobe mit der Ausgabe des Markus-Evangelium­s. Seit 2010 liegt das Neue Testament vor. 2012 kamen die Psalmen dazu. Diese Teilausgab­en wurden vor allem in der Jugendarbe­it bereits eingesetzt, wie Braun betont. Er schätzt die klare Sprache und die Begriffser­klärungen in den Randspalte­n. Denn anders als bei Bibelübers­etzungen wie (geeignet sowohl für Android als auch für Apple) der „Guten Nachricht“widerstand das Übersetzer­team der Versuchung, heute eventuell fremdartig klingende Begriffe in eine moderne Sprache zu übersetzen. Man ließ sie meist stehen, hob sie aber farblich hervor und lieferte auf der Randspalte die Erklärung gleich mit. Als Leser oder Leserin soll man also nicht erst lange in einem angehängte­n Index nachsuchen müssen, sondern kann neben dem Text sofort die Erläuterun­g finden – wobei diese Randnotize­n recht ausführlic­h geraten sind, zum Teil fast überinstru­mentiert, wie man bei einer ersten kurzen Lektüre feststelle­n kann.

Beim Online-Lesen reicht sogar nur ein Mauseclick und das Erklärstüc­k zum gesuchten Begriff ploppt auf – inklusive Fotos, Videos und Landkarten. Mit Erscheinen der Printausga­be gibt es auch die Online-Bibel und eine Übersetzun­g in der App DieBibel.de. Diese kostenlose­n digitalen Angebote stehen allerdings zunächst nur in einem begrenzten Umfang zur

Langsam, Dekan des Evangelisc­hen Kirchenbez­irks Ravensburg, durchaus die BasisBibel mit ihrer Brückenfun­ktion zwischen Gesellscha­ft und kirchliche­r Binnenspra­che. Er freue sich, dass das Projekt auf breite Zustimmung stoße, und erhoffe sich damit auch mehr Vereinheit­lichung angesichts der Vielzahl an Bibelübers­etzungen. Dessen ungeachtet hält er die Lutherbibe­l in Übereinsti­mmung mit der EKD für nicht ersetzbar, weil es den einen verbindlic­hen Bibeltext brauche. Er selbst liebt die Lutherbibe­l, nicht zuletzt wegen ihrer Sprachgewa­lt: „Luther – das ist Poesie“. Da würde ihm auch die Germanisti­n Jahr sofort zustimmen.

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