EU-Kommission drängt zu ehrgeizigen Impfzielen
Videogipfel der Staats- und Regierungschefs prüft auch Auflagen für nicht notwendige Reisen
BRÜSSEL (dpa) - Im Kampf gegen die Corona-Pandemie versuchen die 27 EU-Staaten, das Impfen zu beschleunigen und die neuen Virusvarianten einzudämmen. Bei einem Videogipfel am Donnerstagabend prüften die Staats- und Regierungschefs nach Angaben eines EU-Vertreters mögliche weitere Auflagen für nicht notwendige Reisen. Die Grenzen sollten aber möglichst offen bleiben, hieß es. Vorab hatte Kanzlerin Angela Merkel Grenzkontrollen nicht ausgeschlossen, um hochansteckende Virusformen fernzuhalten.
Bürger und Wirtschaft könnten also neue Hindernisse bei Reisen und Transporten in Europa ins Haus stehen. Dabei hofften einige EU-Urlaubsländer wie Griechenland, Spanien oder Portugal, schon jetzt die Voraussetzungen für mehr Bewegungsfreiheit im Sommer zu schaffen: Sie warben für einen europäischen Corona-Impfpass, der einfacheres Reisen ermöglichen könnte. Beim Gipfel zeichnete sich aber nach Angaben des EU-Vertreters ab, dass der Impfpass zunächst nur medizinisches Dokument sein solle, kein Reisedokument.
Eigentlich herrscht im Schengenraum, dem 26 europäische Länder angehören, Bewegungsfreiheit ohne stationäre Grenzkontrollen. Doch etliche Länder hatten zu Beginn der Pandemie teils unkoordiniert Grenzen dichtgemacht. Auch jetzt kontrollieren einige Länder bereits wieder an ihren Grenzen, darunter Ungarn, Österreich und Dänemark. Und jetzt lösen die in Großbritannien und Südafrika entdeckten Mutanten des Coronavirus neue Ängste aus. Dazu tauschten sich die EU-Staats- und Regierungschefs bei ihrer Konferenz erstmals aus. Das Ziel ist klar: Die mutierten Viren gezielter aufspüren, ihre Verbreitung möglichst bremsen.
Beim Impfen rumpelt es noch in vielen EU-Staaten. Beim Gipfel habe es viele Fragen zur Transparenz und zu Lieferplänen für die verschiedenen Impfstoffe gegeben, so der EUVertreter. Weil Biontech und Pfizer kurzfristig weniger Impfstoff als geplant liefern können, wurden in Deutschland Impftermine abgesagt. Dennoch drängt die EU-Kommission die 27 Staaten zu ehrgeizigen Zielen. Bis zum Sommer sollen 70 Prozent der Erwachsenen in der EU gegen das Virus immunisiert sein, bis März 80 Prozent der über 80-Jährigen und des Pflege- und Gesundheitspersonals.