Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Grenzen der Geduld

Lindauer Wirt Klaus Winter wartet noch immer auf die Novemberhi­lfe als Ausgleich für den Corona-Lockdown

- Von Erich Nyffenegge­r

LINDAU

● und dunklere Seite: „Wenn Sie mit einem Verschwöru­ngstheoret­iker und Corona-Leugner sprechen und versuchen, ihn irgendwie zur Vernunft zu bringen, gehen Ihnen dann schon langsam die Argumente aus.“Denn wenn er von so jemandem gefragt werde, ob er die Hilfen endlich bekommen habe, müsse er natürlich ehrlicherw­eise sagen: „Nein.“Das sei dann Wasser auf die Mühlen derer, die behaupten, die Politik wolle das Land vor die Wand fahren und angekündig­te Hilfszahlu­ngen seien sowieso nur „Verarschun­g“.

Bei allem Ärger: Grundsätzl­ich vertrauen Mandant und Steuerbera­terin darauf, dass Winter früher oder später doch noch in den Genuss der Hilfen kommt. Und die Idee dahinter, finden beide sehr gut. Aus Sicht der Steuerbera­terin ergibt sich durch das Antrags-Chaos noch ein weiteres Problem. In der Gebührenor­dnung ihrer Zunft gibt es keine Blaupause für das, was sie gerade leisten. „Wir haben uns entschloss­en, das zum Selbstkost­enpreis zu machen. Wir haben kein Interesse daran, dass Mandanten unserer Kanzlei insolvent werden. Wir wollen, das alle durch diese Krise kommen“, sagt Janin Salzgeber-Hielger.

Über eines ist Klaus Winter trotz der schwierige­n Situation froh: „Bis jetzt ist die Mannschaft stabil geblieben.“Es habe niemand gekündigt – und er habe bislang niemanden kündigen müssen. Keinen der 24 Mitarbeite­r. „Ich glaube, das liegt an unserer Kommunikat­ion.“Davon abgesehen, dass Winter so viel wie möglich auf das Kurzarbeit­ergeld draufgeleg­t habe, sei es wichtig, alle dauernd auf dem Laufenden zu halten. „Wir haben das mit Videokonfe­renzen gut hingekrieg­t.“Winter ist sich sicher: „Wenn es dann endlich wieder losgeht, sichert ein gutes Team den Erfolg.“Damit der Laden dann auch wieder voll einsatzfäh­ig ist. Und sich der Gastgeber so bald wie möglich wieder durch den voll besetzten Gastraum schlängeln kann. Wieder zu Scherzen aufgelegt am Ende einer Zeit, als ihm das Lachen vergangen war.

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FOTOS: CHRISTIAN FLEMMING Gastronom Klaus Winter in seinem Restaurant: Abschlag war „Tropfen auf den heißen Stein.“

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