Die Grenzen der Geduld
Lindauer Wirt Klaus Winter wartet noch immer auf die Novemberhilfe als Ausgleich für den Corona-Lockdown
LINDAU
● und dunklere Seite: „Wenn Sie mit einem Verschwörungstheoretiker und Corona-Leugner sprechen und versuchen, ihn irgendwie zur Vernunft zu bringen, gehen Ihnen dann schon langsam die Argumente aus.“Denn wenn er von so jemandem gefragt werde, ob er die Hilfen endlich bekommen habe, müsse er natürlich ehrlicherweise sagen: „Nein.“Das sei dann Wasser auf die Mühlen derer, die behaupten, die Politik wolle das Land vor die Wand fahren und angekündigte Hilfszahlungen seien sowieso nur „Verarschung“.
Bei allem Ärger: Grundsätzlich vertrauen Mandant und Steuerberaterin darauf, dass Winter früher oder später doch noch in den Genuss der Hilfen kommt. Und die Idee dahinter, finden beide sehr gut. Aus Sicht der Steuerberaterin ergibt sich durch das Antrags-Chaos noch ein weiteres Problem. In der Gebührenordnung ihrer Zunft gibt es keine Blaupause für das, was sie gerade leisten. „Wir haben uns entschlossen, das zum Selbstkostenpreis zu machen. Wir haben kein Interesse daran, dass Mandanten unserer Kanzlei insolvent werden. Wir wollen, das alle durch diese Krise kommen“, sagt Janin Salzgeber-Hielger.
Über eines ist Klaus Winter trotz der schwierigen Situation froh: „Bis jetzt ist die Mannschaft stabil geblieben.“Es habe niemand gekündigt – und er habe bislang niemanden kündigen müssen. Keinen der 24 Mitarbeiter. „Ich glaube, das liegt an unserer Kommunikation.“Davon abgesehen, dass Winter so viel wie möglich auf das Kurzarbeitergeld draufgelegt habe, sei es wichtig, alle dauernd auf dem Laufenden zu halten. „Wir haben das mit Videokonferenzen gut hingekriegt.“Winter ist sich sicher: „Wenn es dann endlich wieder losgeht, sichert ein gutes Team den Erfolg.“Damit der Laden dann auch wieder voll einsatzfähig ist. Und sich der Gastgeber so bald wie möglich wieder durch den voll besetzten Gastraum schlängeln kann. Wieder zu Scherzen aufgelegt am Ende einer Zeit, als ihm das Lachen vergangen war.