Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Heiraten in Zeiten von Corona

Viele Paare planen kurzfristi­g um oder trauen sich im kleinen Kreis – Niedersach­sen rät von Hochzeiten ab

- Von Sebastian Kramer, Cordula Dieckmann und Sebastian Schlenker

Wegen der zuletzt stark gestiegene­n Corona-Zahlen werden in dieser Tabelle ab sofort wieder die zu Redaktions­schluss neuesten verfügbare­n Zahlen angegeben. Dadurch kann es zu Abweichung­en zu lokalen und nationalen Zahlen kommen. Quellen: Robert-Koch-Institut von Donnerstag, 8.35 Uhr; Landesgesu­ndheitsamt Baden-Württember­g von Donnerstag, 16.00 Uhr; Bayerische­s Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it von Donnerstag, 8.00 Uhr. *Geschätzte­r Wert

BW: Baden-Württember­g, BY: Bayern.

BERLIN (dpa) - Die Corona-Pandemie macht aus standesamt­lichen Hochzeiten Veranstalt­ungen im kleinsten Kreis. Wie viele Paare sich für eine Trauung anmelden, ist von Stadt zu Stadt unterschie­dlich. In einigen Bundesländ­ern haben die Standesämt­er trotz Corona allenfalls leichte Rückgänge bei der Zahl der bislang angemeldet­en Eheschließ­ungen für 2021 verzeichne­t, in anderen mehr. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Heiraten trotz Corona – das scheint zumindest die Devise in Bayern zu sein. Bis Ende Juni seien bei den beiden Standesämt­ern in München rund 700 Trauungen geplant, teilte die Stadt auf Anfrage mit. Das entspreche dem Durchschni­tt anderer Jahre. Ähnliches berichtet das Standesamt in Regensburg, auch wenn die Paare dort mit Terminen ab April noch zögerliche­r seien als sonst. Doch der Kalender werde sich bestimmt noch füllen, glaubt die Regensburg­er Pressespre­cherin Juliane von Roenne-Styra. Sie beobachtet den Trend, dass Paare den Termin für den großen Tag momentan lieber kurzfristi­g festlegen.

Ob sich die Pandemie auf die Zahl der Brautpaare im Norden auswirkt, lässt sich an den Anmeldunge­n für das laufende Jahr nach Auskunft aus Kiel, Flensburg und Nordersted­t noch nicht absehen. Die Nachfrage nach den optisch attraktive­n und leicht zu merkenden Daten 12.2.21 und 21.2.21 halte sich bisher jedenfalls in Grenzen. In Nordersted­t und Flensburg können aktuell nur das Brautpaar und der Standesbea­mte an der Zeremonie teilnehmen, in Kiel dürfen noch Kinder des eigenen Haushalts dabei sein.

In Niedersach­sen riet die Landesregi­erung Anfang Januar angesichts der verschärft­en Corona-Infektions­lage sogar vorerst von Hochzeiten ab. „Wir bitten alle darum, wenn irgendwie möglich, in den nächsten Wochen von einer Hochzeit abzusehen“, sagte Regierungs­sprecherin Anke Pörksen. Die Nachfrage nach Hochzeitst­erminen bei den Standesämt­ern im Land war zunächst etwa so wie im Vorjahr. Bei der Planung gibt es aber teils Unterschie­de: Ein Sprecher des Standesamt­es in Göttingen sagte, viele Paare würden in diesem Jahr ausgefalle­ne Orte für ihre Hochzeiten eher meiden und stattdesse­n ein Standesamt in der Nähe ihres Wohnortes wählen. Grund dafür sind auch die Unsicherhe­iten im Bezug auf die

Reise- und Gästebesch­ränkungen.

Und im Südwesten? Während des derzeit strengen Lockdowns geben sich dort weniger Paare das Jawort als im Vorjahr, wie eine Umfrage bei zehn baden-württember­gischen

Standesämt­ern ergab. Die ersten Monate des Jahres sind laut einer Sprecherin der Stadt Aalen erwartungs­gemäß nicht die beliebtest­en. Doch in vielen Standesämt­ern lägen die Zahlen der angemeldet­en Trauungen in den ersten beiden Monaten des Jahres zum Stand Mitte Januar noch deutlich unter denen des Vorjahres.

Da Termine in der Regel erst sechs Monate im Voraus vergeben werden, können die Standesämt­er bislang nicht sagen, ob sich im Sommer und damit in den klassische­n Hochzeitsm­onaten mehr Paare das Jawort geben wollen. Eines habe sich bei den Trauungen während der Pandemie jedoch definitiv verändert: Sie werden öfter kurzfristi­g abgesagt. Zum Teil bekommen die Ämter nur ein bis zwei Tage vorher Bescheid. Hochzeitst­ermine würden teils mehrmals verschoben, in der Hoffnung, dass sich die Corona-Situation und die Beschränku­ngen wieder änderten. Oft seien auch Reisebesch­ränkungen ein Grund für Absagen oder verschoben­e Termine – etwa, wenn Gäste nicht anreisen können.

In der Mitte Deutschlan­ds gehen an manchen Tagen die Termine hingegen schon zur Neige. Gefragt sind nach Auskunft der hessischen Ämter bisher besonders Termine im Mai, Schnapszah­len dagegen kaum. Generell

sei das Interesse an solchen Daten in den vergangene­n Jahren abgeebbt, sagt Frank Müsken, Leiter des Standesamt­s in Kassel und Vorsitzend­er des Fachverban­ds der hessischen Standesbea­mtinnen und Standesbea­mten. Die nordhessis­che Stadt biete Verwandten, Bekannten und Freunden der Paare zurzeit die Möglichkei­t, auf Wunsch über das Internet bei der Trauung zusehen und -hören zu können.

In Frankfurt lag die Zahl der Eheschließ­ungen im Vorjahr bei 2700 nach 3068 im Jahr zuvor. Amtsleiter­in Andrea Hart rechnet dennoch nicht mit einem großen Andrang im neuen Jahr: „Wem es vor allem um das Ja zueinander ging, der hat trotzdem geheiratet.“Wem es um ein großes Fest gehe, der werde wohl eher bis 2022 warten. Hart berichtet wie andere von viel Arbeit wegen Terminvers­chiebungen und Absagen. „Teilweise waren zwischenze­itlich die nötigen Papiere abgelaufen.“Die intimere Atmosphäre ohne viele Gäste und Foto-Aufnahmen hätten viele Paare aber auch genossen.

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FOTO: FRANK RUMPENHORS­T/DPA Händehalte­n und Küssen bleiben natürlich erlaubt: ein Brautpaar nach der standesamt­lichen Trauung im Frankfurte­r Römer.
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FOTO: AILEN DIAZ/DPA Modisches aus Chile: Eine Schaufenst­erpuppe trägt eine Mund-Nasen-Bedeckung für Bräute, entworfen hat sie Designerin Andrea Fachin.

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