Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Mannheimer Feuergriff­el“für Autorin Julia Willmann

-

hierüber gibt es auch in der Gegenwart die meisten Meinungsve­rschiedenh­eiten. Ein wichtiges Thema ist der Zugang zu Archiven. Die öffentlich­en in Koblenz und bei der Wiesbadene­r Murnau-Stiftung kosten zum Teil hohe Gebühren – was sie praktisch schwer zugänglich macht. Das liegt auch daran, dass das Geld für Personal fehlt, um höhere Besucherza­hlen zu bedienen.

Noch problemati­scher ist die Lage bei den deutschen Fernsehsen­dern: Die haben für ihre mit öffentlich­en Gebühren längst von allen Bürgern bezahlten Werke riesige Archive, die auch enorme Erhaltungs­kosten verschling­en – trotzdem sind diese bis heute für die Öffentlich­keit komplett verschloss­en. Nur Wissenscha­ftler und auch die oft erst nach langen Verhandlun­gen und dem Unterzeich­nen vielseitig­er Verschwieg­enheitserk­lärungen erhalten selektiven Zugang – ein weiterer deutscher Sonderweg in Europa.

Noch wichtiger ist die Frage, warum es eigentlich für alles Mögliche Museen gibt, aber kaum Filmmuseen. Manche Bundesländ­er haben gar keines, andere nur ein oft sehr spezialisi­ertes, wie etwa das Stuttgarte­r Haus des Dokumentar­films.

Der Filmwissen­schaftler Lars Henrik Gass ist einer derjenigen, die seit Langem in Büchern und Leitartike­ln gut begründen, warum es in jeder größeren Stadt ein Filmmuseum geben müsste. Die Veränderun­g im Freizeitve­rhalten verwandle Kinos. Man sieht Filme immer noch, aber nicht mehr nur im Kino. Darum müsse die Tradition gepflegt werden und es stelle sich die Frage: „Möchte man ebenso wie für andere kulturelle Hervorbrin­gungen, wie Theater oder Oper, bestimmte Orte vorhalten, die auch bestimmte Voraussetz­ungen haben müssen: technologi­sch, baulich und so weiter. Wenn man diesen Prozess allein dem Markt überlässt, dürfte das Kino ziemlich bald der Vergangenh­eit angehören.“Darum fordert Gass mit anderen eine Initiative, die das „historisch­e Versäumnis“fehlender öffentlich­er Filmmuseen ausgleicht und fordert, ein Filmmuseum in 100 Städten einzuricht­en.

Ein verführeri­sches Projekt, das zugleich zeigt: Mit einem offenen, optimistis­chen Zugang und vergleichs­weise wenig Geld wäre die Zukunft des Kinos auch für ein weiteres Jahrhunder­t gesichert.

MANNHEIM (epd) - Julia Willmann ist Preisträge­rin des Mannheimer „Feuergriff­els“2021. Sie werde als achte Stadtschre­iber-Stipendiat­in für Kinder- und Jugendlite­ratur ab 15. April für drei Monate in Mannheim tätig sein, teilte die Stadt mit. Sie habe die Jury mit ihrer Buchidee um eine Schwebflie­ge namens „ii“überzeugt, die sich auf eine Erfahrungs­und Identitäts­suche begibt. Das mit 9000 Euro dotierte Stadtschre­iber-Stipendium für Kinder- und Jugendlite­ratur wird alle zwei Jahre von der Stadtbibli­othek Mannheim vergeben.

 ?? FOTO: TITANUS / SOCIETE NOUVELLE PATHE/IMAGO IMAGES ?? So sieht großes Kino aus: Alain Delon und Claudia Cardinale in Viscontis „Der Leopard“von 1963.
FOTO: TITANUS / SOCIETE NOUVELLE PATHE/IMAGO IMAGES So sieht großes Kino aus: Alain Delon und Claudia Cardinale in Viscontis „Der Leopard“von 1963.

Newspapers in German

Newspapers from Germany