Die meisten Corona-Betten sind noch frei
So ist die Lage in den Krankenhäusern in der Region – Weiterhin viele schwere Verläufe
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EHINGEN/ULM - Der derzeitige Lockdown hat vor allem diesen Grund: Er soll verhindern, dass die medizinische Versorgung der Bevölkerung zusammenbricht, weil die Krankenhäuser dem Ansturm an Corona-Patienten nicht mehr Herr werden. Diese Sorge müssen die Menschen im Alb-Donau-Kreis und Ulm zumindest derzeit nicht haben. So ist die Lage an den Kliniken.
Alb-Donau-Klinikum: „Während
● die Zahl der Patienten, die auf Grund ihrer Coronaerkrankung eine Krankenhausbehandlung benötigen, leicht steigt, zeigt sich die Situation auf unseren Intensivstationen derzeit im Vergleich zu den Vorwochen entspannt“, erklärt Daniela Rieker, Pressesprecherin der ADK GmbH für Gesundheit und Soziales. Allerdings ist das Alb-Donau-Klinikum in Ehingen nicht mehr im sogenannten Normalbetrieb. „Leider ist dies in der derzeit höheren Fallinzidenz im Alb-Donau-Kreis nicht vollständig möglich. Wir führen ab heute an allen Standorten des Alb-Donau Klinikums, zuvor bereits in Blaubeuren und Langenau, Operationen und Behandlungen sowie ambulante Eingriffe in allen Fachabteilungen nur noch bei Notfällen oder in dringenden Fällen durch“, erklärt Rieker und betont: „Dies hat mehr als eine Ursache. Zum einen gab es in den letzten Tagen coronabedingte Personalausfälle und zum anderen steigt aufgrund der hohen Fallzahlen in den vergangenen Wochen die Zahl der Coronafälle in den Krankenhäusern – auch bei uns. Wir gehen davon aus, dass dies aber nur eine Maßnahme für die nächsten Tage ist. Sobald sich die Situation wieder entspannt, planen wir zeitnah den bisherigen Normalbetrieb.“Das Besuchsverbot der Krankenhäuser gilt indes nach wie vor. Ausnahmen werden aufgrund ärztlicher Einzelfallentscheidungen ermöglicht. Für alle Ausnahmen gilt: Sie müssen eine FFP2-Maske tragen und keinerlei Krankheitssymptome haben. Begleitende Väter von entbindenden Frauen müssen eine FFP2Maske tragen und einen AntigenSchnelltest machen. Wann nun die Mitarbeiter der Kliniken wie beispielsweise Ärzte, medizinisches Fachpersonal oder Physiotherapeuten geimpft werden, steht noch nicht final fest. „Es gibt eine Landeskonzeption für die Krankenhäuser in Baden-Württemberg. Danach werden die Krankenhäuser in einer festgelegten Reihenfolge mit Impfstoff beliefert. Allerdings werden im Moment schon Klinikmitarbeiter der höchsten Priorisierungsstufe eins laut der Ständigen Impfkommission teilweise über die Impfzentren geimpft“, sagt Rieker. Dazu gehört beispielsweise das Personal der Intensivstationen und Aufnahmebereiche.
Uniklinik Ulm: Ein Großteil der ●
Betten, die auf der Intensivstation auf dem Eselsberg für Menschen vorgehalten werden, die schwer an Covid-19 erkrankt sind, ist (Stand Anfang dieser Woche) frei. Bis zu 131 solcher Intensivbetten kann die Uniklinik (Gesamtbettenzahl: 1274) ohne Weiteres aus dem Stand heraus zur Verfügung stellen. Anfang der Woche behandelte die Klinik jedoch gerade einmal 19 Patienten, die an Covid-19 leiden, auf der Intensivstation. Heißt: Hier ist – zum Glück – noch Luft nach oben. Und es wäre sogar möglich, die Zahl der Intensivbetten für Corona-Patienten über die Marke von 131 hinaus anzuheben. Allerdings, so eine Sprecherin zur „Schwäbischen Zeitung“, müssten dazu Kapazitäten in anderen Bereichen „deutlich angepasst“werden.
Nicht jeder Patient, der mit einer Covid-19-Erkrankung ins Krankenhaus eingeliefert wird, muss auch auf der Intensivstation behandelt werden. Insgesamt wurden am Dienstag 40 Patienten mit Corona in der Uni behandelt, besagte 19 auf der Intensivstation, 21 auf der Normalstation. Allerdings: Liegt man wegen Covid-19
auf der Intensivstation, dann ist die Lage offenbar meist sehr ernst. Wie die Kliniksprecherin mitteilt, wurden Anfang der Woche von den 19 Corona-Intensivpatienten ganze 13 invasiv beatmet, und zwei von ihnen zusätzlich mit extrakorporalem Gasaustausch (ECMO).
Die Belastung des Klinikpersonals, nicht nur in der Region, ist hoch. Das liegt auch daran, dass es innerhalb des Personals selbst zu Ausfällen kam und kommt, durch Erkrankungen oder Quarantänemaßnahmen zum Beispiel. Zu „relevanten Einschränkungen“des Betriebs sei es an der Uniklinik bislang aber nicht gekommen. Im Gegenteil: Das Krankenhaus sieht sich sogar weiterhin in der Lage, regelmäßig schwerstkranke und beatmete Covid-19-Patienten von anderen Kliniken zu übernehmen.
Unberührt davon sei die Notfallversorgung der Bürger der Region: Diese bleibe rundum sichergestellt. Auch gebe es keine Einschränkungen bei dringlichen Operationen. Diese würden „unvermindert durchgeführt“, so die Sprecherin. Es komme jedoch vor, dass OPs verschoben werden, wenn es medizinisch vertretbar ist.
Gute Nachricht: Die gefürchteten Mutationen des Coronavirus (sollen deutlich ansteckender sein) scheinen an der die Uniklinik noch nicht angekommen zu sein. Zehn Prozent aller coronapositiven Ulmer Patientenproben würden auf die VirenMutante B.1.1.7 (Großbritannien) und B.1.351 (Südafrika) untersucht. Am Institut für Virologie wurde die Methodik etabliert, um die Mutante nachweisen zu können. Bislang wurden sie nicht festgestellt.
Bundeswehrkrankenhaus:
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Auch am BWK (420 Betten insgesamt) werden Corona-Patienten behandelt. Anfang der Woche waren es unterm Strich 13 – zehn auf der Isolierstation und drei auf der Intensivstation. Letztere wurden beatmet. Auch das BWK hat diesbezüglich noch Kapazitäten frei; insgesamt könnten bis zu 14 Corona-Patienten am BWK beatmet werden. Und auch auf der „normalen“Isolierstation gibt es noch Kapazitäten: 16 Betten waren hier Anfang der Woche noch frei.
Positiv: Laut BWK-Sprecher werden trotz Corona derzeit gar keine Operationen verschoben. Mehr als 300 BWK-Betten stehen laut Landesbettenplan auch zivilen Patienten zur Verfügung. Und der BWK-Sprecher appelliert an die Bevölkerung: keine falsche Scheu! Wer sich, in welcher Form auch immer, krank fühle, soll entweder einen Arzt oder das Krankenhaus aufsuchen. Wer dies zu spät tut, bei dem könnten sich „erheblich schwerere“Krankheitsverläufe und Komplikationen einstellen. Außerdem bestehe keine erhöhte Gefahr, sich in einem Krankenhaus mit Corona zu infizieren.
Gesundheitsamt: Impfungen
● laufen an, der Lockdwon hält an – und trotzdem stecken sich weiterhin Menschen mit dem Coronavirus an. In welchen Bereichen es die meisten Ansteckungen gibt? „Belastbare Erklärungen“kann das Gesundheitsamt (für den Alb-Donau-Kreis und Ulm zuständig) zwar nicht liefern, allerdings Vermutungen anstellen. Ein Sprecher: „Das Geschehen in den Pflegeheimen im Landkreis spielt hier sicherlich mit eine Rolle.“Teils kam es in dem einen oder anderen Pflegeheim zu einem erneuten Ausbruch, nachdem es bereits wieder entisoliert war. Auffällig: die aktuell großen Unterschiede zwischen dem Kreis und Ulm, was das Auftreten neuer Fälle angeht. Während sich Ulm mit seiner Inzidenz eher der 50er-Marke annähert, liegt der AlbDonau-Kreis bei rund 150. Das Gesundheitsamt führt dies auf einzelne Ausbruchsgeschehen zurück (siehe Pflegeheime), die es aber auch schon in Ulm gab, beispielsweise rund um den Schlachthof. Ganz generell geht das Gesundheitsamt davon aus, dass Ansteckungen „vielfach aus dem privaten Bereich heraus resultieren“.