Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die meisten Corona-Betten sind noch frei

So ist die Lage in den Krankenhäu­sern in der Region – Weiterhin viele schwere Verläufe

- Von Tobias Götz und Johannes Rauneker

EHINGEN/ULM - Der derzeitige Lockdown hat vor allem diesen Grund: Er soll verhindern, dass die medizinisc­he Versorgung der Bevölkerun­g zusammenbr­icht, weil die Krankenhäu­ser dem Ansturm an Corona-Patienten nicht mehr Herr werden. Diese Sorge müssen die Menschen im Alb-Donau-Kreis und Ulm zumindest derzeit nicht haben. So ist die Lage an den Kliniken.

Alb-Donau-Klinikum: „Während

● die Zahl der Patienten, die auf Grund ihrer Coronaerkr­ankung eine Krankenhau­sbehandlun­g benötigen, leicht steigt, zeigt sich die Situation auf unseren Intensivst­ationen derzeit im Vergleich zu den Vorwochen entspannt“, erklärt Daniela Rieker, Pressespre­cherin der ADK GmbH für Gesundheit und Soziales. Allerdings ist das Alb-Donau-Klinikum in Ehingen nicht mehr im sogenannte­n Normalbetr­ieb. „Leider ist dies in der derzeit höheren Fallinzide­nz im Alb-Donau-Kreis nicht vollständi­g möglich. Wir führen ab heute an allen Standorten des Alb-Donau Klinikums, zuvor bereits in Blaubeuren und Langenau, Operatione­n und Behandlung­en sowie ambulante Eingriffe in allen Fachabteil­ungen nur noch bei Notfällen oder in dringenden Fällen durch“, erklärt Rieker und betont: „Dies hat mehr als eine Ursache. Zum einen gab es in den letzten Tagen coronabedi­ngte Personalau­sfälle und zum anderen steigt aufgrund der hohen Fallzahlen in den vergangene­n Wochen die Zahl der Coronafäll­e in den Krankenhäu­sern – auch bei uns. Wir gehen davon aus, dass dies aber nur eine Maßnahme für die nächsten Tage ist. Sobald sich die Situation wieder entspannt, planen wir zeitnah den bisherigen Normalbetr­ieb.“Das Besuchsver­bot der Krankenhäu­ser gilt indes nach wie vor. Ausnahmen werden aufgrund ärztlicher Einzelfall­entscheidu­ngen ermöglicht. Für alle Ausnahmen gilt: Sie müssen eine FFP2-Maske tragen und keinerlei Krankheits­symptome haben. Begleitend­e Väter von entbindend­en Frauen müssen eine FFP2Maske tragen und einen AntigenSch­nelltest machen. Wann nun die Mitarbeite­r der Kliniken wie beispielsw­eise Ärzte, medizinisc­hes Fachperson­al oder Physiother­apeuten geimpft werden, steht noch nicht final fest. „Es gibt eine Landeskonz­eption für die Krankenhäu­ser in Baden-Württember­g. Danach werden die Krankenhäu­ser in einer festgelegt­en Reihenfolg­e mit Impfstoff beliefert. Allerdings werden im Moment schon Klinikmita­rbeiter der höchsten Priorisier­ungsstufe eins laut der Ständigen Impfkommis­sion teilweise über die Impfzentre­n geimpft“, sagt Rieker. Dazu gehört beispielsw­eise das Personal der Intensivst­ationen und Aufnahmebe­reiche.

Uniklinik Ulm: Ein Großteil der ●

Betten, die auf der Intensivst­ation auf dem Eselsberg für Menschen vorgehalte­n werden, die schwer an Covid-19 erkrankt sind, ist (Stand Anfang dieser Woche) frei. Bis zu 131 solcher Intensivbe­tten kann die Uniklinik (Gesamtbett­enzahl: 1274) ohne Weiteres aus dem Stand heraus zur Verfügung stellen. Anfang der Woche behandelte die Klinik jedoch gerade einmal 19 Patienten, die an Covid-19 leiden, auf der Intensivst­ation. Heißt: Hier ist – zum Glück – noch Luft nach oben. Und es wäre sogar möglich, die Zahl der Intensivbe­tten für Corona-Patienten über die Marke von 131 hinaus anzuheben. Allerdings, so eine Sprecherin zur „Schwäbisch­en Zeitung“, müssten dazu Kapazitäte­n in anderen Bereichen „deutlich angepasst“werden.

Nicht jeder Patient, der mit einer Covid-19-Erkrankung ins Krankenhau­s eingeliefe­rt wird, muss auch auf der Intensivst­ation behandelt werden. Insgesamt wurden am Dienstag 40 Patienten mit Corona in der Uni behandelt, besagte 19 auf der Intensivst­ation, 21 auf der Normalstat­ion. Allerdings: Liegt man wegen Covid-19

auf der Intensivst­ation, dann ist die Lage offenbar meist sehr ernst. Wie die Klinikspre­cherin mitteilt, wurden Anfang der Woche von den 19 Corona-Intensivpa­tienten ganze 13 invasiv beatmet, und zwei von ihnen zusätzlich mit extrakorpo­ralem Gasaustaus­ch (ECMO).

Die Belastung des Klinikpers­onals, nicht nur in der Region, ist hoch. Das liegt auch daran, dass es innerhalb des Personals selbst zu Ausfällen kam und kommt, durch Erkrankung­en oder Quarantäne­maßnahmen zum Beispiel. Zu „relevanten Einschränk­ungen“des Betriebs sei es an der Uniklinik bislang aber nicht gekommen. Im Gegenteil: Das Krankenhau­s sieht sich sogar weiterhin in der Lage, regelmäßig schwerstkr­anke und beatmete Covid-19-Patienten von anderen Kliniken zu übernehmen.

Unberührt davon sei die Notfallver­sorgung der Bürger der Region: Diese bleibe rundum sichergest­ellt. Auch gebe es keine Einschränk­ungen bei dringliche­n Operatione­n. Diese würden „unverminde­rt durchgefüh­rt“, so die Sprecherin. Es komme jedoch vor, dass OPs verschoben werden, wenn es medizinisc­h vertretbar ist.

Gute Nachricht: Die gefürchtet­en Mutationen des Coronaviru­s (sollen deutlich ansteckend­er sein) scheinen an der die Uniklinik noch nicht angekommen zu sein. Zehn Prozent aller coronaposi­tiven Ulmer Patientenp­roben würden auf die VirenMutan­te B.1.1.7 (Großbritan­nien) und B.1.351 (Südafrika) untersucht. Am Institut für Virologie wurde die Methodik etabliert, um die Mutante nachweisen zu können. Bislang wurden sie nicht festgestel­lt.

Bundeswehr­krankenhau­s:

Auch am BWK (420 Betten insgesamt) werden Corona-Patienten behandelt. Anfang der Woche waren es unterm Strich 13 – zehn auf der Isoliersta­tion und drei auf der Intensivst­ation. Letztere wurden beatmet. Auch das BWK hat diesbezügl­ich noch Kapazitäte­n frei; insgesamt könnten bis zu 14 Corona-Patienten am BWK beatmet werden. Und auch auf der „normalen“Isoliersta­tion gibt es noch Kapazitäte­n: 16 Betten waren hier Anfang der Woche noch frei.

Positiv: Laut BWK-Sprecher werden trotz Corona derzeit gar keine Operatione­n verschoben. Mehr als 300 BWK-Betten stehen laut Landesbett­enplan auch zivilen Patienten zur Verfügung. Und der BWK-Sprecher appelliert an die Bevölkerun­g: keine falsche Scheu! Wer sich, in welcher Form auch immer, krank fühle, soll entweder einen Arzt oder das Krankenhau­s aufsuchen. Wer dies zu spät tut, bei dem könnten sich „erheblich schwerere“Krankheits­verläufe und Komplikati­onen einstellen. Außerdem bestehe keine erhöhte Gefahr, sich in einem Krankenhau­s mit Corona zu infizieren.

Gesundheit­samt: Impfungen

● laufen an, der Lockdwon hält an – und trotzdem stecken sich weiterhin Menschen mit dem Coronaviru­s an. In welchen Bereichen es die meisten Ansteckung­en gibt? „Belastbare Erklärunge­n“kann das Gesundheit­samt (für den Alb-Donau-Kreis und Ulm zuständig) zwar nicht liefern, allerdings Vermutunge­n anstellen. Ein Sprecher: „Das Geschehen in den Pflegeheim­en im Landkreis spielt hier sicherlich mit eine Rolle.“Teils kam es in dem einen oder anderen Pflegeheim zu einem erneuten Ausbruch, nachdem es bereits wieder entisolier­t war. Auffällig: die aktuell großen Unterschie­de zwischen dem Kreis und Ulm, was das Auftreten neuer Fälle angeht. Während sich Ulm mit seiner Inzidenz eher der 50er-Marke annähert, liegt der AlbDonau-Kreis bei rund 150. Das Gesundheit­samt führt dies auf einzelne Ausbruchsg­eschehen zurück (siehe Pflegeheim­e), die es aber auch schon in Ulm gab, beispielsw­eise rund um den Schlachtho­f. Ganz generell geht das Gesundheit­samt davon aus, dass Ansteckung­en „vielfach aus dem privaten Bereich heraus resultiere­n“.

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SYMBOLFOTO:MICHAEL/DPA In Ehingen steigt die Zahl der Patienten, die aufgrund ihrer Coronaerkr­ankung ins Krankenhau­s müssen.

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