Große Freude über zweiten Impftermin
Wie eine Frau aus Ingerkingerin wochenlang für eine Corona-Impfung kämpfte – mit Erfolg
● INGERKINGEN - Das Bangen und Kämpfen hat sich gelohnt: Manuela Christ aus Ingerkingen hat für ihre 81-jährige Mutter nun doch einen zweiten Impftermin ergattern können. Wegen einer technischen Panne schien dies lange nicht möglich (SZ berichtete).
Eine Lösung gab es offenbar erst, als sich das baden-württembergische Sozialministerium direkt eingeschaltet hat. Auf die Berichterstattung in den Medien hin meldete sich schließlich Bernd Kühlmuß, der die Corona-Impfzentren im Auftrag des Ministeriums koordiniert. Er habe sich entschuldigt und ihr einen zweiten Termin für ihre Mutter zugesichert, erzählt Christ. Wie ursprünglich geplant, soll Anneliese Neubauer damit am kommenden Dienstag im Ulmer Impfzentrum ihre zweite Impfdosis erhalten. Sollten kurz vor dem Ziel unerwartet Probleme auftreten, könne sich das Impfzentrum direkt mit dem Sozialministerium in Verbindung setzen, habe ihr der Impfkoordinator erklärt.
Für Manuela Christ hat das Bangen damit ein Ende. „Wir haben wirklich Gänsehaut bekommen, als die Nachricht kam“, erzählt sie. „Unsere vielen Versuche haben etwas bewirkt, das ist toll.“Auch ihre Mutter sei nun „erleichtert und überglücklich“. Als die frohe Kunde kam, habe sie gleich ihre befreundeten „Mädels“angerufen, erzählt Christ. Viele Bekannte und Freunde hatten die Hängepartie verfolgt. In den vergangenen Tagen habe Neubauer bereits resigniert und wollte gar auf den zweiten Impftermin verzichten. „Das ganze Chaos war ihr unangenehm“, erzählt Manuela Christ. Doch sie habe nicht lockergelassen. „Es geht ja nicht nur um dich, sondern um viele andere“, habe sie ihr erklärt.
Wie viele Menschen tatsächlich von der Terminpanne betroffen sind, ist unklar. Das baden-württembergische Sozialministerium sprach zuletzt weiterhin nur von Einzelfällen. Die Ursache sei jedoch ein Fehler in der Vergabesoftware, die bundesweit zum Einsatz kommt.
Den ersten Termin für die Impfung in Ulm hatte Anneliese Neubauer noch erhalten. Der Zugangscode für den Folgetermin aber war ungültig, auch im Impfzentrum vor Ort konnte das Personal Manuela Christ und ihrer Mutter nicht weiterhelfen. Dann folgten zwei Wochen der Ungewissheit. „Ich habe es täglich über die Hotline versucht“, erzählt Christ. Parallel dazu versuchte auch ihre Schwester, die in Saudi-Arabien lebt, online einen Termin für die Mutter in Deutschland zu erhalten. Ohne Erfolg.
Dass es nun doch noch geklappt hat, stimmt Christ glücklich, aber auch nachdenklich. „Ich verstehe das System einfach nicht“, sagt sie. „Es läuft einfach organisatorisch noch nicht rund.“Sie frage sich auch, wie ältere Menschen ohne Unterstützung mit dieser Panne umgehen können. Dennoch wolle sie das Kapitel nun abschließen und sei froh, dass ihre Mutter den zweiten Termin erhalten hat. „Das war das größte Geschenk für mich. Jetzt muss ich morgens auch endlich nicht mehr bei der Hotline anrufen, nicht mehr alles erklären, nicht mehr kämpfen“, sagt sie.
Christ hofft darauf, dass die Anfangsschwierigkeiten bei den Terminvergaben bald behoben werden. Sie selbst wolle sich auch impfen lassen, sobald sie an der Reihe ist. Bis es so weit ist, träumt sie zumindest von einem Urlaub in der Ferne: „Wenn alles klappt, würden wir schon im Herbst gerne auf die Malediven fliegen“, erzählt sie. Das zurückliegende Jahr und vor allem die vergangenen Wochen hätten an den Nerven gezehrt. Ein Urlaub zum Abschalten sei da dringend nötig.