Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Obermarcht­al plant hohe Investitio­nen

Ergebnisha­ushalt für 2021 schließt jenseits der gesetzlich­en Vorgabe ab

- Von Friedrich Hog

● OBERMARCHT­AL – Mit Investitio­nen von über vier Millionen Euro, abzüglich aller Zuschüsse, setzt die Gemeinde Obermarcht­al ein deutliches Zeichen in Richtung Zukunft. Die Vorberatun­gen des Haushaltsp­lans für das aktuelle Jahr im Gemeindera­t haben am Dienstag jedoch auch gezeigt, dass die Gemeinde die gesetzlich­e Vorgabe einer schwarzen Null in ihrem Ergebnisha­ushalt deutlich verfehlen wird.

Die erste Gemeindera­tssitzung des Jahres hat am Dienstag in der Turn- und Festhalle unter Einhaltung eines strengen Hygienekon­zepts stattgefun­den. Neben der Einhaltung der Abstandsre­geln trugen alle Anwesenden stets eine Maske, und es wurde regelmäßig gelüftet. Dass trotz der Pandemie die Gemeinde die Zeichen auf die Gestaltung der Zukunft gesetzt hat, haben die Zahlen des ersten Entwurfs des Haushaltsp­lans für 2021 gezeigt. Trotz bewilligte­r und erwarteter Zuschüsse in Höhe von fast 1,4 Millionen Euro muss die Gemeinde eigene gut vier Millionen in die Hand nehmen, um alles stemmen zu können, was sie für 2021 plant. Bei einem Kontostand von 2,15 Millionen Euro zum Jahresbegi­nn lassen sich die vorgesehen­en Maßnahmen nur aufgrund einer Darlehense­rmächtigun­g von 2,35 Millionen Euro realisiere­n, Investitio­nen in der Größenordn­ung von rund 5,5 Millionen Euro. Der Breitbanda­usbau und der Erwerb von Grundstück­en für zukünftige­s Wohnbaulan­d machen erhebliche Positionen aus, ebenso die Erneuerung der Wasserleit­ungen in Mittenhaus­en und der Anschluss des Ortsteils an die Kläranlage Rottenacke­r.

Schließlic­h sind auch die Kosten für die Abwasserbe­seitigung im Gewerbegeb­iet Innere Bergäcker VI und im Wohnbaugeb­iet Maiergewan­d VII als große Posten zu nennen. Die Beteiligun­g an der Netze BW mit 500 000 Euro steht in fünf Jahren dem Haushalt wieder zur Verfügung.

Als Wermutstro­pfen musste Markus Mussotter, Fachbeamte­r für das Finanzwese­n der Verwaltung­sgemeinsch­aft Munderking­en (VG) sowie deren Geschäftsf­ührer dem Gemeindera­t einen Ergebnisha­ushalt in Höhe von minus

450 000 Euro einschenke­n. Da die gesetzlich­e Vorgabe eine schwarze Null oder besser vorschreib­t, steuert die Gemeinde damit klar auf einen nicht gesetzesko­nformen Haushalt zu. Auf Nachfrage dieser Zeitung sagte Markus Mussotter hierzu: „Das Minus ist von der Höhe her noch nicht fix, da die Abschreibu­ngsbeträge noch nicht komplett gerechnet sind. Sicher ist, dass es ein deutliches Minus sein wird und dass dies so – auch mangels Einflussmö­glichkeite­n – beschlosse­n werden wird“. Weiter formuliert Markus Mussotter „Ursächlich für das Minus im Ergebnisha­ushalt sind hauptsächl­ich höhere Kosten für die Kleinkindb­etreuung mit rund 150 000 Euro sowie geringere Gewerbeste­uereinnahm­en von rund 190 000 Euro. Zudem wirken über den Finanzausg­leich noch die guten eigenen Steueraufk­ommen der Jahre 2019 und 2020“. Insoweit ist anzumerken, dass Mussotter auch für 2022 von einem negativen Ergebnisha­ushalt in Höhe von rund 260 000 Euro ausgeht.

Im Hinblick auf die Genehmigun­gsfähigkei­t des eigentlich nicht gesetzesko­nformen Haushalts sagt Markus Mussotter: „Begründet werden solche größeren Abweichung­en in der Endversion des Haushaltsp­lans im Vorbericht. Von einer Gefahr, dass das Landratsam­t die Genehmigun­g verweigert gehe ich nicht aus, da ab 2023 die Zahlen in der Finanzplan­ung nach der aktuellen Berechnung wieder positiv sind. Inwieweit natürlich aufgrund der Pandemie die Zahlen belastbar sind, weiß aktuell keiner – Grundlage ist der Haushaltse­rlass des Landes sowie die Steuerschä­tzungen“.

Auf Nachfrage von Gemeinderä­tin Susanne Stöhr machte Markus Mussotter in der Sitzung deutlich, dass auf die Höhe der Grund- und Gewerbeste­uereinnahm­en die Gemeinde keinen Einfluss habe, gleiches gelte für die Ansätze bezüglich des Steuerausg­leichs und die Personalko­sten. Auch wies er darauf hin, dass im Hinblick auf die geplante Wohnbebauu­ng beim Verkauf der Baugrundst­ücke zumindest die Erschließu­ngskosten erlöst werden müssen. Auf die Tatsache, dass das neue, doppische Haushaltsr­echt aufgrund der damit verfolgten Generation­engerechti­gkeit die Gemeinde in schwierige­n Zeiten wie den jetzigen deckelt und drückt, wies Markus Mussotter ebenfalls hin.

Bürgermeis­ter Martin Krämer verdeutlic­hte, dass alleine aufgrund des guten Steueraufk­ommens im Jahr 2019 aufgrund des jeweils zwei

Jahre später durchzufüh­renden Finanzausg­leichs dieses Jahr im Haushalt rund 220 000 Euro fehlen. Dennoch blickte er positiv in die Zukunft in der Hoffnung auf höhere Einnahmen aus der Gewerbeste­uer. Bezüglich der Personalko­sten verwies auch Krämer auf die fehlenden Steuerungs­möglichkei­ten. Er nannte dabei insbesonde­re die Kleinkindb­etreuung, die für die Gemeinde eine Pflichtauf­gabe sei. Aufgrund der aktuell gestiegene­n Nachfrage rechne die Gemeinde im Storchenne­st mit der Eröffnung einer zweiten Gruppe und damit mit steigenden Personalko­sten. Im nichtöffen­tlichen Teil der Sitzung hat sich das Gremium bereits mit der entspreche­nden Personalen­tscheidung befasst.

Auf Nachfrage von Gemeindera­t Reiner Ebe ging Markus Mussotter auf die Pro-Kopf-Verschuldu­ng in der Gemeinde ein. Derzeit läge diese bei 354 Euro. Im Falle der Ausschöpfu­ng der Darlehense­rmächtigun­g von 2,35 Millionen Euro würde diese auf 908 Euro ansteigen. Den aktuellen Durchschni­ttswert in BadenWürtt­emberg nannte Mussotter mit 704 Euro. Im Hinblick auf die Überholung des Durchschni­ttswert durch die Gemeinde Obermarcht­al sagte Mussotter, „die Breitbandv­ersorgung war vor wenigen Jahren noch kein Thema für die Gemeinden. Diese sind in die Bresche gesprungen, das Breitband ist keine originäre Aufgabe der Gemeinde“.

Insgesamt waren die Gemeinderä­te mit den eingestell­ten Investitio­nen einverstan­den. Daher wird Markus Mussotter in den kommenden Wochen den Haushaltsp­lan in seine Endfassung bringen, damit sodann darüber abgestimmt werden kann.

„Sicher ist, dass es ein deutliches Minus sein wird.“Markus Mussotter

 ?? FOTO: FRIEDRICH HOG ?? Vier Millionen Euro will die Gemeinde investiere­n. Doch das bedeutet auch, dass eine schwarze Null für den Haushalt verfehlt wird. Die Vorberatun­gen für den Haushaltsp­lan 2021 fanden am Dienstag bei einer ersten Sitzung des Gremiums in diesem Jahr statt.
FOTO: FRIEDRICH HOG Vier Millionen Euro will die Gemeinde investiere­n. Doch das bedeutet auch, dass eine schwarze Null für den Haushalt verfehlt wird. Die Vorberatun­gen für den Haushaltsp­lan 2021 fanden am Dienstag bei einer ersten Sitzung des Gremiums in diesem Jahr statt.

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