Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ende für den Erfolgscoa­ch der Biberach Beavers

American Football, GFL2 Süd: Warum die Trennung von Vazquez-Dyer für Unmut sorgt

- Von Marc Kuschick

BIBERACH - Der gemeinsame, sehr erfolgreic­he Weg der American Footballer der Biberach Beavers und ihres bisherigen Headcoache­s Oscar VazquezDye­r hat ein Ende. Insgesamt vier Jahre lang war Vazquez-Dyer Teil der Mannschaft, seit 2019 war er als Cheftraine­r der Biberacher tätig, die in der German Football League (GFL) 2 Süd beheimatet sind. Die Verantwort­lichen des Vereins nennen finanziell­e Gründe. Bei den Spielern sorgt die Entscheidu­ng für Unmut.

Die Trennung sei „eine Entscheidu­ng unter Zwang“gewesen, so der Abteilungs­leiter Football der TG Biberach, Horst Stumm-Szelenczy. Sportliche Gründe habe es dafür keine gegeben, da seien sich alle einig. Von 36 Spielen, die Vazquez-Dyer als Cheftraine­r aktiv war, gewannen die Beavers 29. Vielmehr seien finanziell­e Gründe und die Ungewisshe­it für die Zukunft ausschlagg­ebend gewesen. „Der Vertrag von Oscar lief bereits im Oktober vergangene­n Jahres aus. Wir haben uns dann entschiede­n, dass wir den Vertrag nicht verlängern können, da wir nicht wissen, wie die Zukunft aussieht. Stand heute sieht es nicht so aus, als ob wir eine Saison spielen könnten“, so Stumm-Szelenczy.

Vazquez-Dyer selbst sagt: „Ich wäre niemals freiwillig aus Biberach weggegange­n. Ich liebe die Stadt, ich liebe die Fans und ich liebe das Team.“Amerikanis­che Importspie­ler sind für gewöhnlich nur während der Saison bei der Mannschaft und befinden sich den Rest des Jahres in der Heimat.

Vazquez-Dyer ist aber nach Biberach gezogen, um nach eigener Aussage alle Zeit in den Football stecken zu können. Sein Plan sei es gewesen, mit den Beavers noch Größeres zu erreichen.

Bei einem Großteil der Mannschaft stößt die Entscheidu­ng, die Zusammenar­beit mit dem Coach zu beenden, auf Unmut. Aus dem Team heraus hatte es Bestrebung­en gegeben, den Trainer zu halten und die finanziell­en Probleme zu bewältigen. „Ich habe angeboten, bis März umsonst zu arbeiten und generell weniger Geld zu nehmen, um in Biberach bleiben zu können“, sagt Vazquez-Dyer. Auch die Mannschaft habe sich bemüht: „Wir haben versucht für Oscar einen Job zu finden und haben viele Gespräche geführt und ich denke, dass wir das auch geschafft hätten“, erklärt Runningbac­k Alexander Funk. Zudem habe es im Team eine Umfrage gegeben, in der sich etwas mehr als 80 Prozent der Mannschaft dafür ausgesproc­hen hätten, Vazquez-Dyer zu halten. „Ich habe alle unsere Maßnahmen noch einmal zusammenge­fasst und sie dem Vorstand vorgelegt“, sagt Funk. „Wir sind ein wenig enttäuscht, dass diese Vorlage so wenig beachtet wurde.“

Der Unmut geht bei einigen Spielern sogar so weit, dass sie die Mannschaft bereits verlassen haben. „Wir haben das Vereinshau­s umgebaut, sind ständig bei Veranstalt­ungen und in der Öffentlich­keit präsent. Ich gebe meine Zeit, meinen Schweiß und mein Herz für die Beavers, und dann wird so wenig auf mich gehört? Da kann ich nicht bleiben“, sagt Runningbac­k Paris Zapounidis. Auch Receiver Ingo Berther wird die Mannschaft verlassen: „Ich würde gerne nächste

Saison in Biberach spielen, aber wir sind alle ziemlich enttäuscht.“

„Ich finde es sehr schade, dass einige Spieler so denken“, sagt Abteilungs­leiter Horst Stumm-Szelenczy. „Zum Zeitpunkt der teamintern­en Umfrage stand die Entscheidu­ng bereits fest und wir haben bei unserer Entscheidu­ng die Teamleader mit einbezogen. Wir haben sie also nicht über den Kopf des Teams hinweg gefällt. Oscar selbst hat nie das Gespräch mit mir gesucht. Unser Verhältnis zueinander ist gut, auch wenn manchmal ein wenig Kommunikat­ion fehlt.“

Oscar Vazquez-Dyer wird eine neue Herausford­erung annehmen, nicht allzu weit von Biberach entfernt. Er wird in Zukunft für die Neu-Ulm Spartans arbeiten und hat dort bereits einen Dreijahres­vertrag unterschri­eben. Wieso Neu-Ulm? „Ich lebe immer noch in Biberach mit meiner Freundin und kann das nicht einfach aufgeben. Daher war mir die Nähe wichtig. Außerdem hoffe ich, dort aufbauen zu können, was wir auch in Biberach aufgebaut haben.“

Bei den Beavers soll für die kommende Saison, sofern es eine gibt, Fabian Birkholz das Ruder übernehmen. Die Gespräche sind laut Stumm-Szelenczy fortgeschr­itten, zudem arbeite Birkholz schon über Online-Trainings mit dem Team. Fabian Birkholz ist bei den Biberach Beavers kein Unbekannte­r. Bereits vor Oscar Vazquez-Dyer und Dominik Brodschelm war er Cheftraine­r der TG-Footballer, bevor es ihn in die GFL verschlug mit Engagement­s bei den Stuttgart Scorpions, den Munich Cowboys und den Allgäu Comets.

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ARCHIVFOTO: TIMO OTTO Ist nicht mehr Headcoach der Biberach Beavers und künftig für die Neu-Ulm Spartans tätig: Oscar Vasquez-Dyer (rechts).

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