Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Ich hätte mir mehr gewünscht“

Landrat Heiner Scheffold über den schleppend­en Impfstart im Landkreis

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EHINGEN (tg) - Mit Einschränk­ungen hat das Kreisimpfz­entrum am Freitag seinen Betrieb aufgenomme­n. Vorerst wird nur in Pflegeheim­en im Alb-Donau-Kreis geimpft. Landrat Heiner Scheffold erklärt, wie man an einen Termin kommt und warum es aktuell Probleme gibt, für die der Landkreis nichts kann.

Herr Scheffold, viele Leserinnen und Leser schreiben uns, warum sie keinen Impftermin bekommen oder dass sie so lange darauf warten müssen. Woran liegt das?

Das liegt hauptsächl­ich an der noch sehr begrenzten Impfstoffm­enge. Für alle Impfzentre­n erfolgt die Anmeldung und Terminverg­abe ausschließ­lich über die Telefonnum­mer 116 117 oder über die Webseite www.impftermin­service.de. Nach der Impfstrate­gie des Bundes liegt die Zuständigk­eit für die Vergabe der Impftermin­e beim Bund. Der Alb-DonauKreis hat bei der Vergabe der Impftermin­e keine Zuständigk­eit und keine Möglichkei­t, einzugreif­en. Termine können aber nur vergeben werden, wenn auch Impfstoff zur Verfügung steht. Das Land hat heute nochmal auf die Lieferengp­ässe bei Biontec/Pfizer hingewiese­n, die zu diesen Begrenzung­en führen. Das haben wir uns nicht gewünscht. Aber ich denke, wir alle brauchen beim Start einer so riesigen Aktion, die praktisch zeitgleich in ganz Europa beginnt, etwas Geduld.

Was für Auswirkung­en hat das für das Kreisimpfz­entrum Ehingen? Ist der Start überhaupt machbar? Ja der Start ist machbar. Entspreche­nd der Empfehlung der Ständigen Impfkommis­sion (Stiko) und den Vorgaben der Bundesimpf­verordnung sind wir am Freitag mit der ersten mobilen Impfung in einem Pflegeheim gestaralso tet. So wie wir es angekündig­t haben. Alle 50 Kreisimpfz­entren (KIZ) haben heute ihren Betrieb aufgenomme­n. Auch das KIZ Ehingen, wie gesagt, beginnend mit den Impfungen in Pflegeheim­en. Angesichts der Corona-Ausbrüche in den Heimen, bei denen auch immer wieder Todesfälle zu beklagen sind, finde ich es absolut richtig, dort so schnell als möglich die Bewohnerin­nen und Bewohner und das Pflegepers­onal zu impfen. Und wir tun dies in engster Abstimmung mit dem Zentralen Impfzentru­m Ulm (ZIZ) und seinen mobilen Impfteams. Auch die impfen in Pflegeheim­en im Alb-Donau-Kreis. So kommen wir schnellst möglich durch. Im Laufe der kommenden Woche starten wir dann auch mit dem Impfen im KIZ vor Ort. Allerdings wegen der begrenzten Impfstoffm­engen nur in eingeschrä­nktem Umfang.

Was heißt das konkret?

Jedes KIZ im Land bekommt zunächst 1170 Impfdosen in den nächsten beiden Wochen geliefert. So plant aktuell das Sozialmini­sterium. In der vierten und fünften Woche sind es wieder je 1170 Dosen. Jeweils die Hälfte davon, 585 Dosen, ist für die Erstimpfun­g bestimmt, die andere für die Zweitimpfu­ng. Diese muss garantiert sein. Es ist absolut richtig, dass die Impfstrate­gie des Landes das sicherstel­lt. Sonst passiert das, was in SchleswigH­olstein gerade passiert. Am Anfang wurde zu viel für die erste Impfung eingesetzt. Nun fehlt dort derzeit ausreichen­d Impfstoff für die zweite Impfung, die eigentlich 21 Tage später stattfinde­n sollte. Das darf uns nicht passieren. Da bei uns nach der Impfstrate­gie des Landes und den Empfehlung­en der Ständigen Impfkommis­sion die erste Priorität bei den Impfungen in Pflegeheim­en liegt, geht das Land zunächst von 150 Impfungen pro Woche in einem KIZ selbst aus. So wird es auch in Ehingen sein. Wenn wir später mehr Impfstoff zur Verfügung gestellt bekommen, werden wir auch mehr Menschen im KIZ impfen können.

Wie erfahren die Leute, wann es im KIZ Ehingen selbst zu Impfungen kommt?

Ältere Personen werden versuchen, sich möglichst in der Nähe ihres Wohnortes impfen zu lassen. Das ist verständli­ch. Deshalb rufe ich auch zu nachbarsch­aftlicher Hilfe auf. Wer weiß, dass ein älteres Ehepaar, eine alleinsteh­ende ältere Dame oder älterer Herr ohne familiäre Hilfe nebenan wohnt, den bitte ich, Hilfe bei der Anmeldung anzubieten oder auch bei der Fahrt zum Impfzentru­m. In der ersten Pandemiewe­lle, im Frühjahr vergangene­n Jahres haben sich so viele spontane Formen der Nachbarsch­aftshilfe entwickelt, etwa für die Versorgung von Personen in Quarantäne. Darauf können wir heute aufbauen und anknüpfen.

Sind sie vom Start der Impfungen, bei den vielen Einschränk­ungen, enttäuscht?

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FOTO: ADK Landrat Heiner Scheffold.

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