„Papa, warum kannst du nicht mit rein?“
Markus Oswald hat kaum Kontakt zu seinem Sohn – Er solidarisiert sich mit anderen Vätern
der Lockdown gerade bös in die Parade. Die Pandemie fällt mitten in ihren großen Durchbruch mit „Suchtpotenzial“: Nach sieben Jahren harter Bühnenarbeit, mit Julia Gámez Martin, platzte 2020 der Knoten. Das MusikDuo wurde vom Tipp für Kenner zur deutschlandweit bekannten Lach-, Comedy- und Kabarettnummer. Müller spielte, grölte und rockte 2020 in der ZDF-Heute-Show. „Alles, was wir danach absagen mussten, war ausverkauft“, sagt sie und quittiert es mit Humor. „In vergangenen Jahren wäre das kein Problem gewesen, dann hätten wir den drei Zuschauern einfach abgesagt.“Aber die Show geht weiter und ein echter Erfolg war das Crowdfunding im Internet für „Toni Tortelloni“. Müller bat ihre Fans um Starthilfe. „Dass das alles funktioniert hat, ist wirklich herzerwärmend. Viel hatte ich ja ganz am Anfang nicht anzubieten: Ich brauche 30 000 Euro und alles, was ich habe, ist eine Idee.“An Silvester, mit dem Korkenknall, war das Ziel erreicht.
Formate im Internet ohne direktes, unmittelbares Publikum haben ihre eigenen Regeln, weiß Müller. „Das ganz normale Comedy-Programm funktioniert digital so nicht.“Deswegen schreibt sie eine Geschichte, eine Sitcom für ein Ensemble-Theater. Das ist ihr nicht fremd: Sie war schon musikalische Leiterin am Theater Ulm und Gründerin des Theaters in der Bastion, im Fort Unterer Kuhberg.
Im Hoftheater Baienfurt werden Müller und Boettcher drehen – aber die Lage bleibt unsicher. Selbst kleines Live-Publikum ist momentan nicht erlaubt. Im Februar sollte der Dreh beginnen, doch der Lockdown verschiebt die Pläne, auch eine geplante Premiere im Roxy. Aber Müller hofft: Irgendwann würde sie alle Folgen gerne live und direkt aufführen. Drei Stunden, im Kulturzentrum, großes Theater – mit „Toni Tortelloni“.
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allerdings aus dem Leben des Kindes zu streichen, sei falsch verstandener Feminismus, findet er.
Lukas war etwa eineinhalb Jahre alt, als seine Eltern Anwälte einschalteten. Sein Vater wollte mehr Zeit als die vier Stunden pro Woche mit ihm verbringen. Oswald stellte sich vor, wie es wäre, wenn Lukas bei ihm übernachten könnte. Doch seine Ex-Freundin wollte das nicht. „Warum, kann ich nicht erklären“, sagt er heute.
Die Anwältin seiner Ex schrieb in der Ablehnung des Antrags: Nach der Rückkehr verhalte sich Lukas auffällig. „Da standen die absurdesten Geschichten drin“, sagt der 50-Jährige und schüttelt den Kopf. Lukas’ Stuhlgang sei nicht gut, wenn er beim Papa sei. Sein Mittagsschlaf sei zu unregelmäßig, weil der Papa nicht darauf achte. „Ich wollte wissen, worin sich Lukas auffällig zeigt und habe ein klärendes Gespräch vorgeschlagen“, berichtet Oswald. Doch darauf seien die Mutter und deren Anwältin nicht eingegangen.
Es war vor fünf Jahren, als sich Oswald und seine Frau schließlich vor Gericht trafen. Er wollte einen der Weihnachtsfeiertage mit Lukas und dessen Großeltern verbringen. Doch die Mutter wies den Antrag zurück. Darin stand, es wäre für ihre Planung zu unflexibel. Der Familienrichter stimmte Oswald jedoch zu: Es sprach nichts dagegen, den Umgang nicht auszudehnen.
Auch im weiteren Schriftverkehr zwischen den Parteien zeigte sich, dass es keinen Grund gab, warum Oswald seinen Sohn nicht öfters hätte sehen können. Der Ulmer Familienrichter erkannte die Situation der getrennten Eltern. „Er verdonnerte uns zu einer Mediation beim Kinderschutzbund“, erzählt Oswald. „Von da an ging es bergauf“. Er ist froh, dass das Familiengericht so entschieden hat. Mittlerweile darf Lukas bei ihm auch über Nacht bleiben.
„Natürlich gibt es Arschlochväter“, sagt Oswald. Auch solche Fälle sind ihm bekannt. Erst kürzlich wurde ein Vater vom Oberlandesgericht Frankfurt zum Umgang verurteilt. Der Angeklagte pflegte keinen Kontakt zum eigenen Kind, da er beruflich sehr eingespannt gewesen sei. „Aber wir wollen aktiv Verantwortung für unser Kind übernehmen“, sagt Oswald weiter. Nach Meinung von Väteraufbruch – 150 Kreisvereine gibt es in Deutschland – hat ein Kind das Recht auf beide Elternteile.
Sven K. erzählt eine ähnliche Geschichte: Er kämpft aktuell um mehr Umgang. Sein Sohn lebt nach der Trennung der Eltern bei der Mutter, sagt er. Seine Ex-Frau habe ihn für einen anderen verlassen und den Sohn mitgenommen. Der achtjährige Bub des Ulmers sei oft bei der Oma, seine Ex oft bei ihrem Neuen. Sven K. will sein Kind bei sich haben, denn die Schwiegermutter habe psychische Probleme.
Die Sommerferien durften Vater und Sohn miteinander verbringen, das hat das Familiengericht so entschieden. „Wir waren Wandern im Allgäu“, erzählt Sven K. Er lächelt. Als er seinen Achtjährigen wieder zurückbringen wollte, klammerte der sich am Autogriff fest: Er will lieber beim Papa als bei der Oma wohnen, habe er gesagt. So erzählt es Sven, während er in seinem Minztee rührt. Er wünscht sich, dass der Familienrichter sich bald die Sicht seines Sohnes anhört.
Lukas war drei, als sein Vater mit ihm durch die Ulmer Fußgängerzone schlenderte und ein Eis schleckte. Es kam der Moment, den Oswald heute als den Schmerzhaftesten bezeichnet. „Papa, warum kannst du nicht mit nach Hause kommen?“, habe Lukas ihn gefragt. Beim Nachbarsfreund sei der Papa ja auch immer da. Markus Oswald schaut auf die Tischplatte. „Was sagt man da?“, fragt er, er erwartet keine Antwort.
Er habe damals versucht, das Thema zu wechseln. Innerlich sei ihm das Herz zerbrochen, als er so was sagte, wie: „Aber schau’, wir machen das eben auf unsere Art.“
Er wolle Lukas’ Mutter nicht schlecht reden, sagt er. „Das bringt auch gar nix. Da bin ich am Ende nur der Blöde. Sie schadet mit ihrem Verhalten nicht mir, sondern Lukas.“Und: „Man will sein Kind ja nicht in einen Loyalitätskonflikt bringen.“Mit seiner Ex hat er nur über SMS oder per E-Mail Kontakt. „Organisatorisches halt.“
Oswald tippt auf seinem Handy herum. „Hier“, sagt er und zeigt ein Foto. Auf einem grünen Fahrrad sitzt ein blonder Junge und grinst. „Das ist Lukas“, sagt er. Daneben steht ein Mädchen mit breitem Grinsen und zwei Zöpfen. Emma, seine Tochter, drei Jahre alt. Mit Emmas Mutter lebt Markus Oswald zusammen. Wenn Lukas zu Besuch kommt, spielen die zusammen. „Mal schauen, wie lange das noch gut geht“, sagt er und lacht.