Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Trump erwägt Gründung einer eigenen Partei

Verfahren zur nachträgli­chen Amtsentheb­ung des Ex-US-Präsidente­n beginnt Anfang Februar

- Von Lena Klimkeit und Jürgen Bätz

WASHINGTON (dpa) - Das Verfahren im US-Senat, das die politische Zukunft von Ex-Präsident Donald Trump durchkreuz­en kann, wird in der zweiten Februar-Woche in die heiße Phase gehen. Dann soll in der Parlaments­kammer wie in einem Gerichtspr­ozess über die zweite Amtsentheb­ung Trumps verhandelt werden. Seine Amtszeit ist zwar bereits abgelaufen – aber das Verfahren könnte eine lebenslang­e Ämtersperr­e auf Bundeseben­e für ihn bringen.

Die Demokraten wollen Trump wegen des Angriffs seiner Anhänger auf das US-Kapitol am 6. Januar zur Verantwort­ung ziehen. Zugleich wollen sie aber auch vermeiden, dass das Verfahren wichtige erste Initiative­n des neuen Präsidente­n Joe Biden verzögert – wie etwa das zwischen Demokraten und Republikan­ern im Senat noch umstritten­e riesige neue Konjunktur­paket mit einem Volumen von 1,9 Billionen Dollar.

Zunächst solle die Anklagesch­rift des Repräsenta­ntenhauses mit dem Vorwurf „Anstiftung zum Aufruhr“am Montagaben­d Ortszeit im Senat verlesen werden.

Dann folgt am Dienstag die Vereidigun­g der Mitglieder des Verfahrens. Dafür muss zunächst der Vorsitzend­e Richter am Supreme Court, John Roberts, als Leiter des Amtsentheb­ungsverfah­rens vereidigt werden. Er wiederum muss den 100 Senatoren den Eid abnehmen, die im Prozess die Rolle von Geschworen­en einnehmen und die endgültige Entscheidu­ng treffen.

Während die Ankläger und die Verteidige­r an ihren Schriftstü­cken für das Amtsentheb­ungsverfah­ren arbeiten, kann sich der Senat um andere Angelegenh­eiten kümmern. Das kommt Biden auch entgegen, da er für die Bestätigun­g seiner Kabinettsm­itglieder und andere Top-Personalie­n auf die Zustimmung des Senats angewiesen ist.

Demokraten und Republikan­er im US-Senat einigten sich auf die zweite Februar-Woche als Termin für den Beginn der Verhandlun­g. Bis zum 8. Februar sollen schriftlic­he Argumente des Repräsenta­ntenhauses und der Trump-Anwälte vorliegen.

Das eigentlich­e Impeachmen­t-Verfahren im Senat würde dann am 9. Februar beginnen. Trump musste sich schon einmal einem Amtsentheb­ungsverfah­ren stellen, das mit einem Freispruch im Senat endete. Für eine Verurteilu­ng wird eine Zweidritte­l-Mehrheit der anwesenden Senatoren benötigt. Die Parteien halten jeweils 50 Sitze im Senat. Es müssten sich also auch 17 Republikan­er gegen Trump stellen. Bislang ist unklar, ob genug Republikan­er für eine Verurteilu­ng Trumps stimmen werden.

Trump versucht unterdesse­n, Druck auf die Senatoren aufzubauen. Er setzt dabei auf seine Popularitä­t bei zahlreiche­n Wählern der Republikan­er – bei der Präsidente­nwahl im November unterlag er zwar, bekam aber mehr als 74 Millionen Stimmen. So brachte der Präsident laut Medienberi­chten die Gründung einer eigenen Partei ins Gespräch. Dies könnte die Wählerbasi­s der Republikan­er spalten. Zudem versucht Trump der „Washington Post“zufolge mit Hilfe von Verbündete­n wie der Republikan­er-Chefin in Arizona, Kelly Ward, Gegenkandi­daten für republikan­ische Politiker zu organisier­en, die ihm die Gefolgscha­ft verweigert­en.

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FOTO: ALEX EDELMAN/AFP Ihm droht eine Ämtersperr­e: Ex-US-Präsident Trump.

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