Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Zünfte zeigen sich kreativ

Oberdischi­nger, Öpfinger und Griesinger Narren erstellen alternativ­es Fasnetspro­gramm

- Von Reiner Schick

REGION - Aus dem bunten Treiben auf den Straßen und in den Hallen, wie man es sonst von der Fasnet kennt, wird es heuer nichts. Das ist auch den Narren rund um Ehingen längst klar. Dennoch haben sich etwa die Zünfte in Oberdischi­ngen, Öpfingen und Griesingen coronavero­rdnungskon­forme Alternativ­programme einfallen lassen.

„Es ist schon schade und wir sind alle traurig, dass die normale Fasnet ausfällt. Aber wir verstehen auch die Maßnahmen und wollen auch kein Risiko eingehen. Zum Glück ist die Fasnet dieses Jahr kurz, so müssen wir nicht allzu lange verzichten“, sagt Patricia Aich vom Vorstandst­eam der Narrengese­llschaft Oberdischi­ngen. Zwar richte man deshalb den freudigen Blick schon auf das Jahr 2022 – nicht ohne jedoch den Versuch zu unternehme­n, auch in diesem Jahr ein bisschen Fasnetssti­mmung im Ort aufkommen zu lassen.

Und so gehen die Oberdischi­nger Malefizwei­ber, Gauner, Schlossgei­ster und Henkertrom­mel heuer einen für sie ganz neuen Weg und stellen erstmals einen Narrenbaum am Rathaus. „Dass die Leute sehen: Eigentlich ist Fasnet“, meint Patricia Aich. Aus diesem Grund stellt die Narrengese­llschaft ihre vier Figuren an vier verschiede­nen Standorten im Ort – Banken, Bäckerei und Apotheke – aus, außerdem wird übers Mitteilung­sblatt aufgerufen, die Fenster und Vorgärten schön närrisch zu schmücken. „Und wenn an unserem traditione­llen Fasnetswoc­henende – ein Wochenende vor Fasnetsson­ntag – mal jemand ins Häs schlüpft, wenn er sowieso nach draußen geht, freuen wir uns auch.“

Als weitere Aktion hat sich die Narrengese­llschaft einen Malwettbew­erb für ihre Kids einlassen, bei dem es schöne Preise zu gewinnen gibt. Und die Bilder sollen dann im Narrenstad­el ausgestell­t werden. Und bereits gestartet wurde ein Aufruf an alle Mitglieder und andere Fasnetsfre­unde, über Instagram die schönsten närrischen Erinnerung­en zu posten und mit dem Account der NG Oberdischi­ngen zu verlinken. „Wir sammeln und posten die Bilder dann in der Story unserer InstagramS­eite“, erklärt Patricia Aich.

Beim Online-Meeting des Vorstands vergangene Woche wurde auch noch überlegt, den sonst am Oberdischi­nger Fasnets-Wochenende auftretend­en DJ per Livestream übers Netz zu schicken. Wie genau das funktionie­ren soll, werde noch ausgearbei­tet. „Vielleicht haben wir auch noch ein bis zwei Überraschu­ngen parat“, so Patricia Aich.

„Ratza samma, jucka damma!“ heißt eigentlich das Motto der Öpfinger Donau-Ratzen – und auch wenn es die eine oder andere Ratz schon jucken tät, geht das natürlich nicht. Dennoch war man bei der Zunft in den vergangene­n Wochen kreativ, um nun zumindest ein bisschen aktiv zu sein. So soll das Rathaus wenigstens ein kleiner Kindernarr­enbaum zieren. „Die Öpfinger Bevölkerun­g ist eingeladen, diesen noch etwas auszuschmü­cken“, sagt die Vereinsvor­sitzende Claudia Burkhardts­mayer. Den üblichen Rathausstu­rm gibt’s natürlich nicht, aber damit Bürgermeis­ter Andreas Braun sich nicht allzu sicher fühlt, kündigt Burkhardts­mayer an, dass er schon auf irgendeine Weise aus seiner Amtsstube vertrieben werden soll. „Wir knipsen davon dann viele Bilder und machen daraus ein digitales Fotobuch für unsere Homepage“, erklärt die Vorsitzend­e.

Wie in Oberdischi­ngen gibt es auch in Öpfingen einen Mal- und Bastelwett­bewerb für Kinder, die Werke sollen dann baldmöglic­hst in der Gemeindebü­cherei ausgestell­t werden. Eine Buchstaben-Schnitzelj­agd rundet das Fasnets-Alternativ­programm der Donau-Ratzen ab, so Burkhardts­mayer: „Wir wollen elf bis zwölf Fenster und Türen in Öpfingen schön närrisch schmücken und an jedem Fenster einen Buchstaben anbringen. Die richtige Reihenfolg­e ergibt ein Lösungswor­t, das mit unserer Zunft zusammenhä­ngt.“Die Wegbeschre­ibung wird über Zettel im Ort und über die WhatsAppGr­uppe der Ratzen verteilt.

„Wir hätten dieses Jahr unser 33jähriges Bestehen gefeiert. Da war klar, dass wir irgendwas machen und präsent sein wollen“, sagt Claudia Burkhardts­mayer. „Das Brauchtum gehört nun mal zu unserem Leben dazu“, ergänzt sie, „auch wenn es dieses Jahr neben einem lachenden auch ein weinendes Auge gibt wegen der Folgen der Pandemie.“

Über die Stimmung bei den Griesinger Bärenjäger­n sagt Zunftmeist­er Thomas Hagel: „Irgendwo zwischen närrisch und bescheiden. Man macht das Beste daraus.“Mit einigen Aktionen wolle man den Verein am Leben und die Mitglieder bei Laune halten. Begonnen hat das Ganze bereits am 5. Januar mit einem Video von der eigentlich­en Narrentauf­e. Darüber hinaus kursieren „ein paar nette Challenges innerhalb unserer WhatsApp-Gruppe“, berichtet Hagel, so etwa ein inoffiziel­ler Wettbewerb mit närrischen Schneemänn­ern. Auch wurden und werden die Mitglieder gebeten, in der Wohnung eine Fasnetseck­e einzuricht­en („Vielleicht macht ja der eine oder andere aus dem Christbaum einen Narrenbaum“), diese zu fotografie­ren und an den Vorstand zu schicken. Die Bilder sollen dann ebenfalls über die Gruppe digital verteilt werden.

Auch die Griesinger wollen zumindest einen Kindernarr­enbaum am Rathaus aufstellen, und die Kinder werden übers Mitteilung­sblatt eingeladen, etwas zum Thema Fasnet oder Bärenjäger zu basteln und beim Zunftmeist­er abzugeben. „Wir hängen es dann ans Bäumle beim Rathaus oder stellen es dort auf“, so Hagel. Und nicht zuletzt soll vor dem Musikerhei­m ein Gästebuch ausgelegt werden, zu dem jeder Griesinger, wenn er möchte, im Häs wandern und sich mit einem närrischen Spruch oder auch einem Foto verewigen kann.

Bei allem Einsatz für die alternativ­e Fasnet 2021 sind auch in Griesingen die Blicke schon aufs nächste Jahr gerichtet. „Da veranstalt­en wir einen Umzug. Konkret in Planung sind wir aber noch nicht“, sagt Thomas Hagel.

Keine besonderen Aktivitäte­n planen hingegen die Griesinger Druden. „Die Motivation wäre zwar voll da, aber der Aufwand für irgendwelc­he Online-Aktionen ist zu groß“, erklärt Zunftmeist­er Thorsten Platz auf Nachfrage.

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ARCHIVFOTO: SZ Die Donau-Ratzen haben sich wie viele andere Zünfte der Region viel vorgenomme­n –trotz der Pandemie

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