Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Vorstandsc­hef

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– und das Tempo. Wir haben sofort, als wir von dem ersten positiven Testergebn­is erfuhren, eine globale Task Force gegründet und alle wichtigen Funktionen zusammenge­schaltet. Diese Runde hat Informatio­nen über die Sachlage zusammenge­tragen, auf deren Grundlage wir viele Aktivitäte­n parallel angestoßen haben: Es wurden Kontaktlis­ten erstellt, systematis­che Tests organisier­t, Reiseregel­ungen weltweit angepasst, Hygienesta­ndards an mehr als 50 Standorten verschärft und dann auch die vorsorglic­he Standortsc­hließung der Zentrale in Stockdorf beschlosse­n.

Wie kam es zu dieser Standortsc­hließung? Erinnern Sie sich an den Moment der Entscheidu­ng? Noch am Abend des 27. Januar haben wir den Mitarbeite­rn der Zentrale freigestel­lt, am nächsten Tag von zu Hause zu arbeiten. An diesem Tag bekamen wir drei neue Infektions­meldungen. Da war klar, dass wir sehr rigoros vorgehen müssen. Zum damaligen Zeitpunkt gab es noch keine Empfehlung­en von Behörden oder Wissenscha­ftlern. Wir haben die Lage in der Task Force diskutiert. Die Schließung schien uns die beste und verantwort­ungsvollst­e Lösung. Ich war auch etwas ungeduldig, weil die Testergebn­isse weiterer Mitarbeite­r so lange auf sich warten ließen und uns die Zeit davonlief. Wir benötigten schnell eine effektive Maßnahme, und da habe ich gesagt: „Das machen wir jetzt einfach, wir schließen ab.“

Können sich Unternehme­n auch heute noch etwas von Ihrem Vorgehen damals abschauen? Testen, Kontakte von Infizierte­n nachverfol­gen, Kontakte vermeiden – das alles bestimmt heute unseren Pandemie-Alltag. Wir haben damals sicher vieles richtig gemacht, aber wir hatten auch Glück im Unglück: Das Virus wurde in unserer Firmenzent­rale entdeckt. Hier gibt es viele Arbeiten, die die Kollegen vorübergeh­end auch von zu Hause aus erledigen können – anders als in unseren

Werken. Außerdem ist Webasto in Familienbe­sitz, hat eine starke Wertekultu­r und die Abstimmung mit den Eigentümer­n geht in dringenden Fällen sozusagen „auf dem kleinen Dienstweg“. (55, Foto: Imago Images) ist seit 2013 der Vorstandsc­hef von Webasto. Der promoviert­e Betriebswi­rt hatte zuvor verschiede­ne Leitungsfu­nktionen in anderen Unternehme­n. Als Chef des Autozulief­erers Webasto mit weltweit rund 14 000 Mitarbeite­rn stand er insbesonde­re vor einem Jahr im Rampenlich­t, als in der Webasto-Zentrale die ersten Corona-Fälle nachgewies­en wurden. (sz)

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Holger Engelmann

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