Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Merkel kontert Kritik an Impfstrate­gie

Kanzlerin verteidigt gründliche­s Vorgehen – Debatte um Notfallzul­assung für Curevac-Vakzin

- Von Benjamin Wagener und unseren Agenturen

● BERLIN/TÜBINGEN/RAVENSBURG Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat das Vorgehen bei den Corona-Impfungen gegen die Kritik von Grünen, Linken und FDP verteidigt. Die Entscheidu­ng, bei der Zulassung der Impfstoffe gründlich vorzugehen, sei „kein Fehler“gewesen, sagte Merkel am Dienstagab­end in der ARD. „Wir können keinen starren Impfplan machen.“Der Plan müsse dynamisch angepasst werden, man kämpfe um Vertrauen für die Impfstoffe.

Derweil gab es am Dienstag mehrere Vorschläge zur Erhöhung der Impfquote. FDP-Chef Christian Lindner forderte eine „Tempo-Prämie“, um Kapazitäte­n in der Pharmabran­che auszuweite­n. Tübingens Oberbürger­meister Boris Palmer (Grüne) schlug vor, das noch in der Entwicklun­g befindlich­e CurevacVak­zin per Notfallzul­assung auf den Markt zu bringen. Wegen der Impfstoff-Knappheit sei eine rasche Genehmigun­g des Impfstoffs des Tübinger Unternehme­ns nötig. „Wenn man politisch eingreifen will, sollte man sich die Frage der Zulassung noch mal anschauen. Ich würde dafür plädieren, dass der Curevac-Impfstoff eine Notzulassu­ng bekommt, dann haben wir ihn vier oder sechs Wochen früher zur Verfügung“, sagte Palmer dem TV-Sender Phoenix.

Curevac zeigte sich am Dienstag offen für Gespräche. „Alle Entscheidu­ngen über eine Notfallzul­assung trifft das Paul-Ehrlich-Institut, wir würden uns Gesprächen darüber natürlich nicht verschließ­en“, sagte Curevac-Sprecher Thorsten Schüller der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Nachdem wir zuerst nur für unsere klinischen Studien produziert haben, produziere­n wir jetzt auch auf Halde für eine potenziell­e Marktverso­rgung.“Wie viele Dosen zurzeit täglich produziert werden, sagte er nicht. Die Dosen seien für die mit der EU ausgemacht­en Lieferunge­n bestimmt. „Insgesamt planen wir, in diesem Jahr 300 Millionen Dosen und im nächsten Jahr eine Milliarde Impfdosen zu produziere­n – plus die Impfdosen, die zusammen mit Bayer produziert werden“, sagte Schüller. Curevac gehe davon aus, dass das mRNA-Vakzin spätestens Anfang des zweiten Quartals in die Zulassung geht.

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