Merkel kontert Kritik an Impfstrategie
Kanzlerin verteidigt gründliches Vorgehen – Debatte um Notfallzulassung für Curevac-Vakzin
● BERLIN/TÜBINGEN/RAVENSBURG Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat das Vorgehen bei den Corona-Impfungen gegen die Kritik von Grünen, Linken und FDP verteidigt. Die Entscheidung, bei der Zulassung der Impfstoffe gründlich vorzugehen, sei „kein Fehler“gewesen, sagte Merkel am Dienstagabend in der ARD. „Wir können keinen starren Impfplan machen.“Der Plan müsse dynamisch angepasst werden, man kämpfe um Vertrauen für die Impfstoffe.
Derweil gab es am Dienstag mehrere Vorschläge zur Erhöhung der Impfquote. FDP-Chef Christian Lindner forderte eine „Tempo-Prämie“, um Kapazitäten in der Pharmabranche auszuweiten. Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) schlug vor, das noch in der Entwicklung befindliche CurevacVakzin per Notfallzulassung auf den Markt zu bringen. Wegen der Impfstoff-Knappheit sei eine rasche Genehmigung des Impfstoffs des Tübinger Unternehmens nötig. „Wenn man politisch eingreifen will, sollte man sich die Frage der Zulassung noch mal anschauen. Ich würde dafür plädieren, dass der Curevac-Impfstoff eine Notzulassung bekommt, dann haben wir ihn vier oder sechs Wochen früher zur Verfügung“, sagte Palmer dem TV-Sender Phoenix.
Curevac zeigte sich am Dienstag offen für Gespräche. „Alle Entscheidungen über eine Notfallzulassung trifft das Paul-Ehrlich-Institut, wir würden uns Gesprächen darüber natürlich nicht verschließen“, sagte Curevac-Sprecher Thorsten Schüller der „Schwäbischen Zeitung“. „Nachdem wir zuerst nur für unsere klinischen Studien produziert haben, produzieren wir jetzt auch auf Halde für eine potenzielle Marktversorgung.“Wie viele Dosen zurzeit täglich produziert werden, sagte er nicht. Die Dosen seien für die mit der EU ausgemachten Lieferungen bestimmt. „Insgesamt planen wir, in diesem Jahr 300 Millionen Dosen und im nächsten Jahr eine Milliarde Impfdosen zu produzieren – plus die Impfdosen, die zusammen mit Bayer produziert werden“, sagte Schüller. Curevac gehe davon aus, dass das mRNA-Vakzin spätestens Anfang des zweiten Quartals in die Zulassung geht.
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