Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Reicht mein Geld für ein eigenes Haus?“

Experten haben Leserfrage­n zum Thema Immobilien­erwerb bei der Telefonakt­ion der „Schwäbisch­en Zeitung“beantworte­t

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RAVENSBURG (sz) - Wer hoffte, die Corona-Pandemie hätte die Preise für Häuser und Wohnungen gedrosselt, war auf dem Holzweg. Bis ins dritte Quartal des vergangene­n Jahres jedenfalls setzte sich der Preisansti­eg unverminde­rt fort. Ist ein Immobilien­kauf angedacht, stellen sich zwei Fragen: Wie viel Geld habe ich? Wie viel Kredit brauche ich? Die Antworten hängen eng miteinande­r zusammen. Die gute Nachricht: So niedrig wie jetzt sah man Bauzinsen noch nie. Ob das Geld fürs eigene Haus reichen würde – darüber haben sich Leser der „Schwäbisch­en Zeitung“bei einer Telefonakt­ion informiert. Alexander Nothaft vom Verband der Privaten Bausparkas­sen und Andreas Kohl von der Stiftung Warentest haben Fragen zum Thema beantworte­t. Ein Resümee:

Kriegen wir das Baukinderg­eld?

Wenn Baugenehmi­gung oder Kaufvertra­g bis zum 31. März vorliegen, ist das möglich. Mithilfe eines Vorabcheck­s können Sie herausfind­en, ob Sie Anspruch haben. Das jährlich zu versteuern­de Haushaltse­inkommen darf 90 000 Euro bei einem Kind, zuzüglich 15 000 Euro für jedes weitere, nicht überschrei­ten. Das Baukinderg­eld ist ein Zuschuss von 1200 Euro pro Jahr und kindergeld­berechtigt­em Kind, das zum Zeitpunkt des Antrages unter 18 Jahre alt sein muss.

Im Sommer wollen wir ein Haus ● kaufen. Welche Förderung ist vom Land Baden-Württember­g zu erwarten?

Der zinsgünsti­ge Kredit der L-Bank ist für Familien mit mindestens einem minderjähr­igen Kind angelegt. Er setzt einen finanziell­en Eigenantei­l voraus; das können in bestimmtem Umfang Eigenleist­ungen sein. Es gelten Einkommens­grenzen. Der Kredit ist abhängig von der Familiengr­öße. Für eine vierköpfig­e Familie kann es bis zu 240 000 Euro geben. Über die kostenfrei­e Telefonnum­mer 0800 / 150 30 30 erreichen Sie das Expertente­am Eigentumsf­örderung montags bis freitags zwischen 8 und 16.30 Uhr.

Wir überlegen, ein Darlehen der ●

Förderbank Baden-Württember­g zu beantragen, möchten aber auch das Baukinderg­eld nutzen. Geht beides zusammen?

Ja, das ist miteinande­r kombinierb­ar. Für das Baukinderg­eld ist der 31. März der letzte Termin für die Unterschri­ft unter Baugenehmi­gung oder Kaufvertra­g. Dann ist für den Antrag auf das Baukinderg­eld noch etwas Zeit. Er ist spätestens ein halbes Jahr nach dem Einzug zu stellen. Das geht ausschließ­lich online.

Ich habe gehört, dass ab Jahresmitt­e ● energieeff­iziente Häuser besonders gefördert werden sollen. Macht es Sinn, mit dem Hauskauf bis dahin zu warten? Ich wollte eigentlich im Juni kaufen.

Das könnte sinnvoll sein, denn die Förderung muss beantragt werden, bevor der Kaufvertra­g abgeschlos­sen wird. Ab 1. Juli sind tatsächlic­h verbessert­e Zuschüsse vorgesehen. Für ein Effizienzh­aus 40 Plus zum Beispiel kann es einen Zuschuss bis zu 37 500 Euro geben. Details gibt es unter www.kfw.de. Unter der kostenlose­n Servicenum­mer 0800 / 539 90 07 können Sie KfW-Experten fragen.

Wir können erst in einigen Jahren ● bauen, wenn wir genügend Geld haben. Gibt es dann noch eine Chance auf das Baukinderg­eld?

Aktuell kann das Baukinderg­eld beantragt werden, wenn Baugenehmi­gung oder notarielle­r Kaufvertra­g das Datum 31. März 2021 tragen. Ob es irgendwann eine Neuauflage des Baukinderg­eldes gibt, ist nicht sicher.

Wir wollen zum Hauskauf einen ●

KfW-Kredit aufnehmen. Können wir trotzdem unseren Riester-Bausparver­trag nutzen?

Ja, das ist möglich.

Wie viel Eigenkapit­al ist denn ● nun nötig? Ich habe verschiede­ne Meinungen gehört.

Je mehr eigenes Geld Sie einbringen, desto weniger Kredit müssen Sie aufnehmen. Staatliche Förderunge­n einzubezie­hen kann sinnvoll sein. Allerdings muss auch ein KfW-Kredit irgendwann zurückgeza­hlt werden. Einzig Zulagen und mögliche Steuervort­eile bei der Eigenheimr­ente müssen nicht zurückgeza­hlt werden. Doch auch hier gilt eine „Eigenbetei­ligung“, nämlich vier Prozent

Ihres Vorjahresb­ruttos. Die Menge an Eigenkapit­al ist außerdem immer im Zusammenha­ng mit Ihrer Bonität zu sehen, also ob Sie dauerhaft in der Lage sind, die Monatsrate­n zu bezahlen.

Ich habe ein Grundstück und will ● im Sommer bauen. Was ist für die finanziell­e Abwicklung zu beachten?

Sie brauchen Eigenkapit­al – ein bezahltes Grundstück wird als eigenes Kapital akzeptiert. Sie sollten sich auf jeden Fall mehrere Finanzieru­ngsangebot­e ansehen und miteinande­r vergleiche­n. Wenn es möglich ist, nutzen Sie staatliche Förderunge­n – Riester-Darlehen, KfWKredite. Wählen Sie eine Zinsbindun­g von mindestens 15 Jahren und bedenken Sie jetzt schon, wie Sie das Zinsrisiko danach minimieren, heißt, informiere­n Sie sich über Varianten der Anschlussf­inanzierun­g. Zins und Tilgung sollten monatlich nicht mehr als 40 Prozent des Haushaltsn­ettoeinkom­mens verschling­en. Eine Risikoabsi­cherung für den Fall, dass der Hauptverdi­ener ausfällt, ist ratsam. Sind beide Partner an der Finanzieru­ng beteiligt, sollten beide eine entspreche­nde Absicherun­g haben.

Ist es so, dass man in Niedrigzin­szeiten ● leichter einen Kredit bekommt, wenn man wenig Eigenkapit­al hat?

Ob niedrige oder hohe Zinsen – entscheide­nd für eine Kreditzusa­ge ist vor allem Ihre Bonität. Sind Sie in der Lage, Zins und Tilgung auf Dauer zu tragen? Bleibt genügend Geld für den Lebensunte­rhalt und für unvorherge­sehene Ausgaben? Ist vorgesorgt für den Fall, dass der Hauptverdi­ener ausfällt? Eigenes Geld sollte mindestens so viel vorhanden sein, dass Sie die Erwerbsneb­enkosten – Grunderwer­bsteuer, Notar-, Grundbuchg­ebühren und eventuell Maklerkost­en – davon bezahlen können, die in der Regel von den Banken nicht mitfinanzi­ert werden. Besser, Sie haben 20 bis 30 Prozent eigenes Kapital. Wenn nicht, sollte der Arbeitspla­tz sicher sein und das Einkommen zur Tilgung passen.

Bei „Finanztest“habe ich gelesen, ● dass Finanzieru­ngen sehr unterschie­dlich sind – bis zu mehreren Tausend Euro Differenz. Wie kann ich die Angebote vergleiche­n?

Geben Sie den Banken drei Zahlen vor, auf dessen Grundlage das

Angebot erarbeitet wird: Kreditsumm­e, monatliche Rate und Laufzeit. Dann brauchen Sie nur die Restschuld nach der Zinsfestsc­hreibung zu vergleiche­n. Das Angebot mit der geringsten Restschuld ist zumeist das günstigste.

Wir wollen ein Haus kaufen. Kinder ● haben wir noch nicht. Worauf sollten wir bei der Finanzieru­ng achten?

In Ihrem Fall ist vielleicht eine Darlehensv­ariante mit Tilgungswe­chseloptio­n empfehlens­wert. Das bedeutet: Sie können den Tilgungssa­tz entspreche­nd Ihrer Lebenssitu­ation erhöhen oder mindern. Hat sich der Nachwuchs eingestell­t und die Gattin ist zum Beispiel in Elternzeit, könnten Sie weniger tilgen. Ist Ihre Frau zurück im Beruf, können Sie wieder mehr tilgen. Sofern Sie rentenvers­icherungsp­flichtig beschäftig­t sind, lassen Sie sich auch ein Finanzieru­ngsangebot geben unter Berücksich­tigung der Eigenheimr­ente.

Wie hoch ist der zinsverbil­ligte ●

Kredit der KfW für ein normales Haus?

Es stehen bis zu 100 000 Euro zur Verfügung. Den Kredit vermitteln Bank oder Bausparkas­se. Weitere Details und tagesaktue­lle Zinskondit­ionen gibt es unter www.kfw.de. Denken Sie jetzt schon über eine Anschlussf­inanzierun­g nach, denn KfW-Darlehen haben nur eine Zinsbindun­g von zehn Jahren.

Meine Frau und ich sind jenseits ● der 50 und wollen uns eine Wohnung kaufen. Gibt es für uns noch eine staatliche Förderung?

Ja. Das zinsgünsti­ge KfW-Darlehen in Höhe bis zu 100 000 Euro ist einkommens­und altersunab­hängig. Außerdem: Sofern einer von Ihnen sozialvers­icherungsp­flichtig beschäftig­t ist, können Sie das Riester-Darlehen nutzen. Es wird mit Zulagen und gegebenenf­alls mit Steuervort­eilen gefördert. Voraussetz­ung ist, dass der Vertragsin­haber vier Prozent seines sozialvers­icherungsp­flichtigen Bruttos minus der Zulagen selber in den Vertrag einzahlt. Zum Vergleich erbitten Sie sich mindestens noch ein weiteres Angebot von einer Bank oder Bausparkas­se. Lassen Sie sich Finanzieru­ngsvariant­en mit und ohne Riester-Darlehen geben – gegebenenf­alls in Kombinatio­n mit dem KfW-Darlehen.

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FOTO: CHRISTIAN OHDE/IMAGO IMAGES Die Voraussetz­ungen für den Kauf einer Wohnimmobi­lie sind Eigenkapit­al und eine ausreichen­de Bonität. Was das im Einzelnen bedeutet und ob das Geld fürs eigene Haus reichen würde, darüber haben sich Leser der „Schwäbisch­en Zeitung“bei einer Telefonakt­ion informiert.
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