Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Saunieren vor der eigenen Haustüre

Die mobile Sauna von Vinzenzo Baldi kommt gerade im Lockdown richtig gut an

- Von Simon Müller

● MUNDERKING­EN- In der Pandemie, so scheint es, wollen die Menschen gerne ins Schwitzen kommen. Die mobile Sauna, die der Munderking­er Vinzenzo Baldi vermietet, jedenfalls erfährt seit Beginn der Corona-Pandemie eine deutlich höhere Nachfrage. „Eine Sauna mal kurz für ein Wochenende oder einen Abend im eigenen Garten zu haben, dass kommt gerade jetzt gut an, wenn man sowieso sonst nicht viel machen kann“, erklärt Baldi. Vor allem anlässlich Geburtstag­en oder sonstige Familienfe­iern sei die mobile Sauna besonders beliebt. „Die Schwaben sind wohl in der Corona-Krise etwas lockerer geworden und gönnen sich auch mal etwas“, betont Baldi.

Sich etwas gönnen, wollte auch der Ehinger Avgeri Demirtzogl­ou und hat sich zu seinem 30. Geburtstag vergangene­n Freitag die mobile Sauna von Vinzenzo Baldi gemietet. „Eigentlich bin ich ja kein regelmäßig­er Saunagänge­r, aber jetzt direkt vor der Haustür, das ist schon richtig geil“, sagt Demirtzogl­ou. Der Ehinger war zunächst etwas deprimiert, seinen Geburtstag aufgrund der Pandemie nicht mit Freunden und Familie in großer Runde feiern können. Die mobile Sauna ist nun ein guter Trost für ihn. „Ich werde mir mit meiner Frau Essen bestellen, einen Cocktail in der Sauna genießen und mir einen schönen Abend machen“, erklärt er.

Für eine komplettes Wochenende seiner mobilen Sauna verlangt der Vinzenzo Baldi 285 Euro, für einen Tag am Wochenende 145 Euro – unter der Woche ist das Mieten billiger. „Aber ich bring die Sauna ja auch hin und hole sie wieder ab und die Reinigung ist auch inbegriffe­n“, erklärt Baldi. Und man könne die Sauna über den gebuchten Zeitraum auch die ganze Zeit nutzen, anders als in öffentlich­en Saunen. Innen ist die

Sauna auf vier Rädern beleuchtet und die Bänke sind aufklappba­r. „So hat man noch mehr Platz, wenn man mal ein bisschen in der Sauna feiern will“, sagt er.

Wenn Vinzenzo Baldi über seine mobile Sauna spricht, kommt er ins Strahlen und ins Schwärmen. 5,20 Meter ist die Sauna lang und hat einen Durchmesse­r von 2,30 Meter. „Das ist super viel Platz zum Saunieren“, sagt Baldi. Außerdem habe die Sauna auf vier Rädern auch einen großzügige­n Vorraum, damit die Hitze besser drin bleibt und man auch genug Fläche hat, um sich umzuziehen. „In der Sauna muss man sich wohl fühlen und wenn man eine Sauna im eignen Hof oder Garten stehen hat, ja dann fühlt man sich auch wohl“, betont er.

Die Idee zur mobilen Sauna kam Baldi vor etwas mehr als vier Jahren. Der 48-Jährige und seine Frau waren früher schon regelmäßig­e Saunagänge­r. Da sie allerdings im Haus nicht die Möglichkei­t hatten, eine eigene kleine Sauna einzubauen, musste er mit seiner Frau immer weiter wegfahren, um zu saunieren. „Ich habe gedacht, dass muss doch auch bequemer gehen, da muss es doch was geben. Und dann habe mich einfach mal ein bisschen informiert“, erklärt Vinzenzo Baldi. Als er bei seiner Internetre­cherche auf die mobile Sauna stieß, ließ ihn die Idee von einem eigenen Dampfbad auf vier Rädern nicht mehr los. Baldi hat sich eine eigene mobile Sauna anfertigen lassen und sich seinen Traum verwirklic­ht. Doch der „Italoschwa­be“, wie sich Vinzenzo Baldi selbst bezeichnet, wollte die Sauna nicht nur selbst benutzen. Ende 2017 hat der Munderking­er ein Kleingewer­be angemeldet und bietet Kunden die mobile Sauna seither zum Ausleihen an.

„So eine mobile Sauna hat einfach viele Vorteile“, sagt Baldi. Sie sei für die einzelnen Personen viel hygienisch­er. „Man ist nicht ständig mit fremden Menschen in einem Raum, die rein und rauslaufen“, erklärt er. Das man als Freunde oder Familie unter sich ist, hat aus Baldis Sicht noch einen weiteren positiven Effekt. „Man kann auch mal so laut sein wie man will und in normaler Lautstärke sprechen und quatschen“, sagt er. Denn eine mobile Sauna sei viel intimer. Während man oft nackt mit vielen anderen in der öffentlich­en Sauna sitzt, gafft und stört einen in der mobilen Variante niemand. „Viele Menschen mögen das Saunieren, aber fühlen sich in der Öffentlich­keit beobachtet“, sagt Baldi. Für alle diese Menschen, die auch keine eigene Sauna zuhause haben, sei das mobile Dampfbad „eine ideale Möglichkei­t.“Die ersten Monate 2017 verlief die Vermietung noch schleppend, erzählt Vinzenzo Baldi. Nur wenige Menschen konnten sich eine mobilen Sauna in ihrem Garten überhaupt vorstellen. Aber sein Gewerbe kam übers Hörensagen langsam in Fahrt. „Nachdem es die ersten Kunden gab, die zufrieden waren, wollten immer mehr Menschen auch mal für ein Tag oder ein Wochenende im eigenen Garten saunieren“, sagt Baldi. Allerdings muss man als Kunde auch ein paar Dinge beachten, wenn man die mobile Sauna mietet. „Wenn Kinder dabei sind, muss man sie beaufsicht­igen. Nicht, dass sie noch an den heißen Saunaofen hinfassen“, sagt er. Außerdem macht Baldi seine Kunden in einem vorab ausgelegte­n Vertrag darauf aufmerksam, dass es mit Herzoder Blutdruckp­roblemen nicht unbedingt ratsam ist, sich lange in der Sauna aufzuhalte­n.

Ab und an ist auch das handwerkli­che Geschick des Italoschwa­ben gefragt. „Das Holz in der Sauna arbeitet, da kann es schon mal sein, dass ich in meiner Sauna ein bisschen schrauben muss oder etwas reparieren“, sagt er. Aber er macht das gerne, weil die mobile Sauna für ihn mehr als ein Nebengewer­be ist. „Die Sauna ist mein Hobby, mit dem ich nebenher noch ein wenig Geld verdienen kann“, betont er. Für dieses Jahr hat sich Vinzenzo Baldi zum Ziel gesetzt, nochmal eine kleinere, mobile Sauna bauen zu lassen, die er dann ebenfalls vermieten kann. Schließlic­h will er noch mehr Menschen aus der Region „Erholung und Erlebnis vor der eigenen Haustür“ermögliche­n, wie er sagt.

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FOTOS: SIMÜ Avgeri Demirtzogl­ou (rechts) freut sich, seinen Geburtstag in der mobilen Sauna von Vinzenzo Baldi (links) feiern zu können.
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Der Vorraum der Sauna, bietet genügend Platz – auch für kleine Kaffeepaus­en.

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