Ravensburger Schule, auf Salzburger Art veredelt
Moritz Elias stand, wo ein Stürmer stehen sollte im Eishockey. Moritz Elias tat, was ein Stürmer tun sollte im Eishockey: Luke Adam hatte die Scheibe mit aggressivem Forechecking erobert, sein Rückpass fand Eric Cornel, der legte quer. Zu Moritz Elias. Genau unter die Latte passte dessen kernige Direktabnahme; Sebastian Vogl im Tor der Straubing Tigers war minimal zu spät im rechten Eck. 14. Januar, 11:30 Nettominuten absolviert: das 1:1 der Nürnberg Ice Tigers im DEL-Duell beim niederbayerischen Rivalen.
Kein Treffer wie die bis Dienstag 514 anderen der Saison 2020/21 in der höchsten Spielklasse: 16 Jahre, zehn Monate und vier Tage jung ist der Schütze. Allein Marcel Goc anno 2000 (16 Jahre, sechs Monate, 26 Tage; damals für die Schwenninger Wild Wings) und Christian Schönmoser 1996 (SC Riessersee; 16 Jahre, neun Monate, sechs Tage) gelang das erste DEL-Tor früher. Bloße Statistik? Kaum: Die Deutsche Eishockey Liga, im Corona-Winter mangels Ticketerlösen finanziell labil, macht aus der Not eine Jugend.
Aus mehrerlei Not: Moritz Elias hat im Herbst in der Deutschen Nachwuchsliga U20 angegriffen. Für die Jungadler Mannheim, längst sportliche Heimat des gebürtigen Augsburgers. Ein Einsatz, ein Tor – dann verurteilten die Corona-Auflagen zur kollektiven DNL-Zwangspause. „Dass diese Jungs nicht spielen dürfen“, befand Adler-Trainer Pavel Gross, sei „ja fast schon strafbar“.
Frank Fischöder, nach zwei Jungadler-Jahrzehnten Neu-Coach in Nürnberg, sah das ähnlich, holte Moritz Elias nach Franken. Auf Leihbasis. Gut für die Ice Tigers, die für wenig Geld viel Veranlagung und mehr Tiefe in ihren DEL-Kader bekamen. Gut für den Spieler, der in jedem Training von gestandenen Profis lernen kann.
Julian Lutz ist – natürlich – 2004 geboren. Am 29. Februar 2004, in Weingarten. Eishockey spielen lernte er beim EV Ravensburg, von dort wechselte er 13-jährig an die RedBull-Akademie in Liefering. Bei Red Bull Salzburg stürmt in der laufenden Saison bevorzugt für die Hockey Juniors in der Alps Hockey League. Männer-Eishockey ist das, Namen wie Olimpija Ljubljana, Asiagio Hockey oder VEU Feldkirch weisen auf wehrhafte Gegner. Um so respektabler sind die je neun Tore und Vorlagen, die die Statistik aktuell für Julian Lutz ausweist. So viel Begabung entging Salzburgs Schwesterteam EHC Red Bull München selbstredend nicht: Beim MagentaCup-Spiel Ende November in Schwenningen
(3:2) trug Julian Lutz den Münchner Dress und bereitete Patrick Hagers siegbringenden Treffer vor. „Wir waren beeindruckt“, ließ EHCManager Christian Winkler daraufhin verlauten, „von seiner Art und Weise, was er sich zugetraut hat, wie furchtlos er war.“Lob, das auch Matt McIlvane nicht überhörte, der Übungsleiter der Profis des EC Red Bull Salzburg. Für die hat Julian Lutz seither sechs Einsätze in der multinationalen ICE Hockey League (früher: EBEL) bestritten, beim 4:1 über die Dornbirn Bulldogs kurz nach Weihnachten gingen 1:1 und 4:1 auf sein Konto. Sein Kommentar: Schon Selbstvertrauen bringe so ein Doppelpack – „weil man sieht, dass ich auch auf dem Level Tore schießen kann“.
Julian Lutz