Gottesdienste im „Corona-Modus“
Auch religiöse Zusammenkünfte sind härteren Maßnahmen unterworfen – Pfarrer berichten
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REGION - Trotz Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen sind Gottesdienste weiterhin möglich. Zu den bisher geltenden Hygienemaßnahmen und Regeln müssen Teilnehmer seit dem 25. Januar nun auch während des Gottesdienstes eine medizinische Maske oder FFP2-Maske tragen. Außerdem sind die Pfarrämter, laut aktualisierter Corona-Verordnung der baden-württembergischen Landesregierung, dazu verpflichtet, Zusammenkünfte mit mehr als zehn Teilnehmenden spätestens zwei Werktage zuvor bei der zuständigen Behörde anzumelden, sofern mit dieser keine generelle Absprache getroffen wurde. Pfarrerinnen und Pfarrer der Region berichten von der aktuellen Situation.
In den katholischen Kirchengemeinden habe sich – von der Struktur her – seit Wochen eigentlich nichts verändert, sagt Harald Gehrig, leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit Ehingen-Stadt. Auch über die Weihnachtszeit waren Zusammenkünfte in Kirchen unter bestimmten Hygienemaßnahmen möglich. „Außer, dass man von nun an während der Gottesdienste keine Stoffmasken mehr tragen darf, sondern medizinische oder FFP2-Masken tragen muss“, so Gehrig. Weitere Umstände durch die Anmeldung der einzelnen Gottesdienste entstehe dem Pfarramtsbüro eigentlich nicht, sagt eine Mitarbeiterin.
Da immer mehr als zehn Personen an den Gottesdiensten teilnehmen, werden die Termine stets vorab angemeldet. Pfarrer Gehrig erklärt, dass sich einzelne Gottesdienstteilnehmer aber nicht gesondert anmelden müssen, sondern nur vor Ort registrieren. Das Registrierungsverfahren sei keineswegs neu und den Gottesdienstbesuchern bereits vertraut. „Vor Weihnachten war noch eine telefonische Anmeldung nötig, weil wir nicht wollten, dass Menschen vor der Tür abgewiesen werden müssen, weil der Gottesdienst schon voll ist. Inzwischen reicht es völlig, wenn die Teilnehmenden ihre Kontaktdaten vor Ort abgeben. Die Kirchen sind an normalen Tagen nicht überlaufen, sodass wir auch niemanden wieder nach Hause schicken müssen“, so Gehrig.
Schon bevor die Verordnung aktualisiert wurde, konnte Harald Gehrig beobachten, dass viele Gottesdienstbesucher FFP2-Masken trugen. Besonders, nachdem ältere Menschen sich in den Apotheken kostenlose FFP2-Masken abholen durften. Es komme auch sehr selten bis gar nicht vor, dass jemand ohne vorgeschriebene Maske versuche, die Kirche zu betreten. Für solche Fälle stelle die Kirche vorsorglich medizinische Masken zur Verfügung. Pfarrer Gehrig glaubt, dass die Menschen sehr bewusst mit der Entscheidung umgehen, ob sie an den Gottesdiensten teilnehmen oder zu Hause bleiben. Durch umfangreiche Hygienekonzepte und große Abstände in der Kirche sei der Kirchenbesuch zwar nicht riskant, aber auch nicht zwingend notwendig, wenn man sich aus gesundheitlichen Gründen dabei unwohl fühle. „Viele Kirchengemeinden haben das Multimediale neu entdeckt und haben es Menschen mit körperlicher Einschränkung oder jenen, die zur Risikogruppe gehören, ermöglicht, zu Hause den Gottesdiensten beizuwohnen.“Die Möglichkeit, Gottesdienste über Fernsehen oder Radio mitzuverfolgen, habe es schon vor Corona gegeben, aber durch das Virus gebe es nun mehr Angebote, die von zu Hause aus wahrgenommen werden können.
Auch die Seelsorgeeinheit Marchtal meldet die festen Gottesdiensttermine in einer Liste an das Bürgermeisteramt der Gemeinde und erspart sich dadurch wöchentliche Bürokratie. Nur außerplanmäßige religiöse Zusammenkünfte oder Bestattungen müssen der Verwaltung dann separat übermittelt werden. Pfarrer Gianfranco Loi von der Seelsorgeeinheit
Marchtal erklärt, dass der „Corona-Modus“– also Abstände, kein Gesang, Masken und Anmeldung – fast zu einer Normalität geworden ist und von den Menschen gut angenommen wird. „Klar kommen hin und wieder weniger Menschen, aber das kann auch dem Wetter geschuldet sein oder dem, dass sich vielleicht Ältere weniger heraustrauen.“Aber eigentlich seien die Gottesdienste in dieser außergewöhnlichen Zeit immer gut – „Corona-konform“– gefüllt. Wichtig sei es, dass sich die Menschen während des Gottesdienstes sicher fühlen, so Gianfranco Loi.
Für Pfarrer Thomas Pitour von der katholischen Kirchengemeinde Munderkingen machen die kleinen Veränderungen in der CoronaVerordnung keinen großen Unterschied. Ähnlich wie in Ehingen und Obermarchtal werden auch in den Kirchen im Raum Munderkingen für Gottesdienstbesucher vorsorglich medizinische Masken bereitgehalten. Doch auch hier handeln, laut Pitour, die Teilnehmenden
sehr verantwortlich. Der Pfarrer beschreibt die Gottesdienstbesuche in Corona-Zeiten als „sehr verhalten“, weshalb eine Vor-Ort-Anmeldung völlig ausreichend sei. „In den ländlichen Gemeinden haben wir eigentlich eine sehr stabile Zahl. Während in Munderkingen und Rottenacker die Zahl der Besucher stark rückläufig ist.“Ob der Rückgang allein mit der Pandemie begründbar ist, kann Pitour nicht sagen: Auch das aktuelle Wetter oder die Zurückhaltung älterer Menschen könne ausschlaggebend sein.
In der Seelsorgeeinheit Schelklingen finden seit Januar nur noch Sonntagsgottesdienste statt. Wegen der geringen Teilnehmerzahl und der Pandemie-Einschränkungen hat man sich dazu entschieden, die Werktagsgottesdienste bis Ende Februar ruhen zu lassen. „Es sind keine besonderen Veränderungen“, sagt Pfarrer Pater Anthony Kavungal von der Seelsorgeeinheit Schelklingen bezüglich der aktualisierten Corona-Verordnung. „Die Gottesdienste, die stattfinden, werden immer vorab bei der zuständigen Behörde angemeldet. Und die meisten tragen bereits medizinische Masken“, so Pater Anthony Kavungal.
Für die evangelischen Kirchengemeinden wird die Anmeldung einzelner Gottesdienste direkt durch den Evangelischen Kirchenbezirk Blaubeuren geregelt. „Somit müssen wir nicht – jeder für sich – die einzelnen Gottesdienste bei den örtlichen Behörden anmelden, sondern bekommen es durch das Dekanat geregelt“, erklärt Pfarrerin Margot Lenz von der Evangelischen Kirchengemeinde Ehingen Pfarramt Nord. Die Resonanz auf die Gottesdienste habe sich in der Corona-Krise kaum geändert: „Die Menschen, die sich – trotz der vorhandenen Maßnahmen – noch mehr schützen wollen, bleiben auch weiterhin zu Hause und schauen den Gottesdienst im Fernsehen an oder hören es sich über das Radio an.“Es sei sichtbar, dass vor allem Ältere auf Nummer sicher gehen wollen und ein Angebot zu Hause wahrnehmen, so Lenz.
In den evangelischen Kirchengemeinden Allmendingen und Weilersteußlingen finden seit Heiligabend keine Präsenzgottesdienste statt. Aufgrund der Pandemielage habe der Kirchengemeinderat mehrheitlich beschlossen, Gottesdienste bis zu einer möglichen Lockerung komplett online zu gestalten, erläutert Pfarrerin Angelika Kasper. „Die Teilnahmerzahlen an den Online-Gottesdienste sind sehr gut. Ich würde sagen, sogar besser als bei den Präsenzgottesdiensten.“Durch das digitale Angebot und die gedruckten Flyer sei es möglich geworden, Menschen zu erreichen, die wegen erhöhtem Risiko Präsenzveranstaltungen lieber meiden. Wann in den evangelischen Kirchengemeinden Allmendingen und Weilersteußlingen wieder Gottesdienste abgehalten werden können, werde sich abhängig vom Infektionsgeschehen entscheiden, so Kasper.