Narren graben Fasnet auf kreative Art aus
Trommmeister erhält Rathausschlüssel ohne Zuschauer und auf Distanz
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WUSELINGEN - „Narro Hee ihr liebe Leut, seid luschdig, es isch Fasnetsszeit“, leitet Zunftmeister Ralf Lindner in diesem Jahr die Ausgrabung an. Statt live in Farbe haben die Fasnetsfreunde Lindner am Donnerstag jedoch nur auf ihren Bildschirmen daheim folgen können. Es ist eine Ausgrabung, die wohl in die Geschichte eingehen wird, die es so noch nicht gegeben hat und die trotzdem das besondere Gefühl der fünften Jahreszeit in den Herzen aller Munderkinger wecken soll.
Um 18 Uhr schalten die Trommgesellen auf allen ihren Social-MediaKanälen sowie auf ihrer Webseite ein Video frei, das die Ausgrabung für alle ins Wohnzimmer bringt. Zunftmeister Lindner grüßt zu Beginn des Videos mit einer Fasnetslaterne in der Hand vom Obertorplatz aus, dort, wo sich die Narren normalerweise am Glompigen Doschdig versammeln, um dann gemeinsam Richtung Rathaus zu laufen. „Wo sonst normal Tausende Mäschgerla nur so rumwuslet, bin i ganz alloi mit meiner Latern. Alle andre sind dahoim und feiret Fasnet dahoim“, sagt Lindner, der sich dann eben allein auf den Weg zum Rathaus macht.
Dort schaut eine Rathaushexe aus dem Fenster und winkt heraus, Bürgermeister Michael Lohner folgt wenig später. „Narro“, schreit er aus dem Fenster, doch keiner erwidert das „Hee“. „Koin Mensch isch da. I glaub, am Glompiga dies Johr will koiner moin Rathausschlüssel“, sagt der Bürgermeister, will es dann aber nicht unversucht lassen, doch noch nach den Brunnenspringern zu rufen, die normalerweise die Fasnet ausgraben. Und tatsächlich: Zwar ohne Bühne und Zuschauer, dafür mit Mundschutz und umso mehr Elan fangen dann die Brunnenspringer
an, zu graben. Wenig später taucht aus dem Nebel der Trommmeister auf. „Narro Hee ihr liebe Leut, denn jetzt isch wieder Fasnetszeit“, begrüßt der Trommmeister die Zuschauer in dem Video.
Mit ausreichend Abstand richtet sich der Trommmeister dann vom Marktplatz aus an den Bürgermeister, der ihm den Rathausschlüssel schließlich vom ersten Stockwerk aus an einer Schnur befestigt nach unten übergibt. „Den Schlüssel kriegst du dieses Jahr auch von mir aber von da oba, so kannsch du di dann austoba“, sagt Lohner bei der Übergabe. Zunftmeister Ralf Lindner verabschiedet die Zuschauer dann mit den Worten: „Das war unser Glompiger 2021, ganz anders wie die andere Jahr. Ganz anders, trotzdem besonders, jetzt hat jeder ein bisschen Fasnet dahoim.“Und lädt alle ein, um 18.30 Uhr gemeinsam das Narrenlied anzustimmen.