Mammutprojekt Lackierwerk
Firma ILS bereitet sich auf Umsiedlung nach Schelklingen vor – So laufen die Planungen
● SCHELKLINGEN - Während vor wenigen Tagen, nur neun Kilometer Luftlinie von Schelklingen entfernt, die Firma Ott in Öpfingen ihr Lackierzentrum in Betrieb genommen hat, rückt auch das neue Lackierwerk des Unternehmens Industrie Lackierservice Süd (ILS) näher. Produktionsleiter Bülent Aksakal bestätigt: „An den Planungen hat sich trotz der Umstände nichts geändert.“Die Auftragsbücher seien trotz Pandemie voll, die Baugenehmigung werde für Ende Februar, Anfang März erwartet, Mitte des Jahres soll es dann los gehen.
Das mittelständische Familienunternehmen, an dessen Spitze die beiden Brüder Aydin und Muhammet Özdogan sitzen, verlagert wie berichtet seinen Sitz von Gerhausen ins Schelklinger Gewerbegebiet Leimgrube/Breitlen. Erst Mitte Dezember und auch Ende Januar hatte die Stadtverwaltung zusammen mit den Stadträten über Punkte debattiert, die es im Zuge des Baus aus deren Sicht zu beachten gibt. Die Stadt betonte, dass etwa die Staubbelastung so gering wie möglich ausfallen müsse, da die Vorbelastung durch Betriebe in Schelklingen bereits sehr hoch sei. Sie brachte die Installation einer Luftmess-Anlage ins Spiel, auch weil landwirtschaftliche Fläche ans Gebiet
angrenzen. Räte wiederum wiesen auf mögliche Probleme wie hoher Lösungsmittelverbrauch und höhere Verkehrsbelastung hin. Aksakal, der bei der Sitzung des Technischen Ausschusses selbst als Zuhörer vor Ort war, erklärt, dass er die geäußerten Bedenken nachvollziehen könne. „Das ist klar, dass das für Laien als erschwerende Situation wahrgenommen wird“, sagt Aksal, der selbst aus Schelklingen kommt.
Der ILS-Produktionsleiter erklärt, dass die Diskussion um beispielsweise die richtigen Filter aus Sicht des Unternehmens keine ist. Auch das Landratsamt betont auf Nachfrage, dass die Belastung durch die neue Lackieranlage als sehr gering eingestuft wird. Die Filter, die bereits jetzt schon in Gerhausen im Einsatz sind, werden auch in Schelklingen verwendet. Es handle sich um Einwegfilter, die in regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden. Während das bisher nach Plan und zusätzlich nach einer Sichtprüfung erfolgt, werde das am neuen Standort die Technik regeln. „Die Lackieranlagen haben eine Warnanlage. Sobald die Ableitung der Luft durch die Filtermatten nicht mehr wie vorgesehen möglich ist, funktioniert die Spritzanlage nicht mehr“, erklärt Aksakal. Auch das Fraunhofer-Institut habe entsprechend grünes Licht dafür gegeben.
Das Institut ist es wiederum auch, das ein Gutachten über den Lösemittelverbrauch erstellt hat. Es habe keine Bedenken, was diesen Verbrauch angehe. 115 Tonnen hat der ILS pro Jahr beantragt, so sei ein Puffer zu den rund 100 Tonnen vorhanden, die das neue Werk brauchen werde. Aksakal verweist zudem auf den sogenannten Reduzierungsplan, der auch Hersteller von Lösemitteln in die Pflicht nimmt, neue schadstoffärmere Produkte herzustellen.
Das Unternehmen, das sich auf Nutzfahrzeug-, Baumaschinen- und Industrie-Lackierung spezialisiert hat, freue sich auf das neue Werk. „Es ist ein richtiges Mammutprojekt“, sagt Aksakal. Der „Vorzeigebetrieb mit sehr gutem Ruf“, so Schelklingens Bürgermeister Ulrich Ruckh bei der Vorstellung der Pläne vor rund einem Jahr, möchte auf rund 18 000 Quadratmetern eine hoch moderne Lackierhalle errichten. Das Vorhaben sei positiv, sagte Ruckh auch bei der Sitzung im Dezember.
Gleich mehrere Gründe sprechen aus Sicht der ILS-Verantwortlichen für das Schelklinger Industriegebiet als neuen Standort. Zum einen, weil viele ILS-Beschäftigte aus Schelklingen kommen und zum anderen, weil der Weg zum Großkunden Liebherr näher wird. Das Unternehmen lackiert für das Ehinger Werk Großfahrzeuge wie mehrachsige (Auto)
Krane, darüber hinaus werden auch Kleinteile wie Hydraulikpumpen für Bosch Rexroth in Serie veredelt.
Die neue Halle wird eine recht große Dimension einnehmen, 140 Meter lang, 36 Meter breit und so hoch, dass die Teleskopkrane ausgefahren werden können. „So lassen sich die Krane in der Halle lackieren, müssen nicht nach draußen wie bisher in Gerhausen“, erklärte Muhammet Özdogan, der das 2006 in Blaubeuren gegründete Unternehmen mit seinem Bruder leitet, bei der Vorstellung der Pläne. Die Haupthalle soll später 19,5 Meter hoch sein. Dort können insgesamt dann wesentlich mehr Großfahrzeuge pro Woche lackiert werden als noch im alten Werk. Die Investition belaufe sich auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Unter Vollauslastug könnten bis zu 120 Menschen im Werk arbeiten.
Damit sich die Firma im Industriegebiet ansiedeln kann, hat auch die Stadt bereits Geld in die Hand genommen. Für mehr als eine halbe Million Euro wurde nicht nur eine Erweiterung der Straße hinter der Baywa realisiert, sondern auch zusätzlich Kanäle für Wasser und Abwasser sowie Breitbandleitungen für schnelles Internet verlegt. Am Montag werde es ein Gespräch mit Bürgermeister Ruckh geben, um ihn über einen aktuellen Zwischenstand zu unterrichten, so Aksakal.