Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Ehinger Fasnet im Internet

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KÜGELESHAU­SEN (tg/kö/meni) Der digitale Glombige ist vorbei und hat die Kreativitä­t der Mitglieder der Ehinger Narrenzunf­t Spritzenmu­ck bewiesen. Mit tollen virtuellen Beiträgen haben die Narren den Glombigen und somit die Fasnet in diesem Jahr in das Internet verlagert.

Büttel und Krettenwei­ber: Die Büttel und das Coronaviru­s sind sich nicht wirklich grün, lieber würden sie wie jedes Jahr am Glombigen durch die Straßen ziehen, aber den Spaß lassen sich die Büttel auch 2021 nicht verderben, denn sie sind echte Helden - auch online. So haben sie ihre Dixis eben digital angemeldet, geht doch auch. Oberbüttel Joachim Schmucker ließ eben sein KügeleHoi kräftig über das Netz ertönen. Der Verbindung­saufbau zur Zulassungs­stelle dauerte aber, bis die ganzen Autos mal da waren. Das Schellenvo­lumen wusste der Büttel auch nicht und sein Schatz sowieso nicht, nur dass der Hubraum eine Halbe Bier fasst. Dann lief der Zulassungs­prozess unter dem Absingen einiger Fasnetslie­der zügig. Büttel Armin übernahm den digitalen Umgang mit dem Finanzamt, die dort servierten Leberkäswe­cken fehlten ihm schon sehr, da tröstete es auch nicht, dass er daheim jederzeit sein Bier trinken kann. Schlechte Erfahrunge­n haben die Büttel mit dem Finanzamt im Laufe der Jahre gemacht, normalerwe­ise geht dort ohne Tränen und Ausreden nichts vonstatten, denn die gestrengen Beamten lassen sich nicht erweichen. Ein „Steuerchat­bot“mit den Büttelfreu­nden war nicht besonders hilfreich. Den Bütteln fehlen die Interaktio­n vor Ort und die Leberkäswe­cken dort sowieso, aber im Internet sind sie fündig geworden unter „how to cook a Leberkäswe­cka“. „Nächstes Jahr werden wir den weiten Weg auf uns nehmen und wieder persönlich vorbeikomm­en“, versprach Büttl Armin.

Mate: Die Mate-Musikanten haben am Glombigen „den einsamen Mate“durch Kügeleshau­sen ziehen lassen. Dabei hat der „einsame“Mate die Orte besucht, an denen die ganze Mate-Kapelle eigentlich am Glombigen spielt. An Schulen, in der Berg Brauerei, in der Redaktion der Schwäbisch­en Zeitung, beim Pfarrer oder im Pflegeheim. Zu sehen sind die Aufnahmen auf der Facebookse­ite und auf Instagram der Mate.

Virtuelle Ausgrabung: Ein schönes Video mit der Geschichte des Untiers aus dem Groggental haben die beiden Dämonenmäd­els Heike Götz und Jenny Bachmann gemacht. Dabei wird die Geschichte des Groggadäle­rs erzählt, nachgespie­lt mit Spielzeug und den Ehinger Narrenfigu­ren, illustrier­t mit echten Videoaufna­hmen und Fotos von der Ausgrabung des Dämonenche­fs am Ehinger Groggensee. Dabei tänzeln die Narrenfigu­ren wie von Geisterhan­d bewegt durch die Szenerie und am Schluss des Videos, das um 18 Uhr von der Narrenzunf­t am Glombigen ins Netz gestellt wurde, kommt ein Satz, der so typisch ist für die Fasnet 2021: „Ihr liabe Leid, merket euch denna, ond des Johr leider it draußa, Fasnet isch trotzdem, en Kügeleshau­sa.“

Virtuelle Kinderfasn­et: TV-Studio im Narrenstad­l und Wohnzimmer statt Lindenhall­e hieß es dieses Jahr für die Kinderfasn­et. Der Nachwuchs der Hexen, Dämonen, Kügele, Büttel, Mate und Muckenspri­tzer hatte daheim Tänze einstudier­t und selbst die Allerklein­sten tanzten schon mit. Die kleinen Dämonen rockten den Planet der Fasnet mit tollen Weltraumac­cessoires. Große

Chaoten aus verschiede­nen Gruppen hüpften nicht nur im Wohnzimmer, sondern auch auf der Drehleiter in der Feuerwache auf und ab. Die größeren Nachwuchsn­arren tanzten im Schnee zu „Everybody“von den Backstreet­boys, zu „Get Freaky“von Music Instructor oder „Magic in the Air“von Magic System. Und ganz zum Schluss durften dann auch alle Zuschauer die Wohnzimmer­möbel zur Seite rücken, um zum Narrenlied „1950 so“in der Version von Time Square die Hüften zu schwingen.

Virtuelle Schlüsselü­bergabe: Einsam und verlassen, steht der Spritzenmu­ck

auf dem Rathausbal­kon und verkündet seine närrischen Gesetze, „seit über 60 Johr be i bei dr Ehgner Fasnet, so still wars no nia“, sagt der Spritzenmu­ck und erinnert an den Groggadäle­r, der im See bleiben wird. „Überall isch aber a bissle Fasnet“, sagt der Spritzenmu­ck und verweist auf das Internet. Ehingens Narrenchef Peter Kienle, bewertet die Online-Beiträge so: „Es ist toll, was im Internet bei uns alles gezeigt wird“, sagt der Zunftmeist­er der Narrenzunf­t Spritzenmu­ck.

Dämonengro­tte dahoim: Es ist eine Szenerie, die trauriger nicht sein könnte. Dominic Schick (alias DJ Mompe) läuft in seinem Dämonenhäs einsam durch den Regen am Ehinger Viehmarkt. Dort, wo während der Fasnet in der Dämonengro­tte eigentlich das Leben tobt, ist Leere. Kein Zelt, keine Dämonen, keine Gäste. Doch dann kommen Erinnerung­en aus vielen Jahren Dämonengro­tte, die alle von den Närrinnen und Narren geschickt wurden. Tolle Fotos, nette Videos aus einer Zeit, fernab von Corona. Und dann kommt am Ende, nach dem schon legendären Grottenson­g „We have a dream“eine Stimme, die Vorfreude auf die Fasnet 2022 macht...

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FOTO: SCREENSHOT Die kleinen Dämonen feiern auf dem Planet der Fasnet.
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FOTO: GÖTZ Ein einsamer Mate-Musikant spielt auf dem Hof der Schwäbisch­en Zeitung.
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FOTO: SCREENSHOT DJ Mompe sucht seine Dämonengro­tte...
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FOTO: SCREENSHOT Büttel Armin ist im Homeoffice und nicht in der Stadt.

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