Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Tipps für Gehaltsver­handlungen

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„Oft will man einfach nur mehr. Mehr Geld etwa“, sagt Schweinsbe­rg. Viel häufiger aber könne man andere Dinge eher beeinfluss­en, die für das eigene Wohlbefind­en oder die eigene Zufriedenh­eit womöglich genauso wichtig sind. So seien die Hürden, das Grundgehal­t hochzusetz­en, für den Vorgesetzt­en oft sehr hoch. Beschäftig­te könnten eher etwas erreichen, wenn sie etwa einen Bonus verhandeln.

Schweinsbe­rg schlägt etwa folgenden Pitch vor: „Ich bin zuversicht­lich, dass ich den Umsatz von Summe X auf Summe Y hochsetzen kann. Dann hätte ich aber auch gerne einen Bonus in Höhe von Z.“Wer derzeit in eine Verhandlun­g gehen will, kann sich außerdem überlegen, welche neuen Aufgaben und Rollen sich anbieten – die sich vielleicht erst in der Krise ergeben haben.

Man sollte sich fragen: Welche Bereiche werden derzeit immer wichtiger im Unternehme­n? Beschäftig­te, die hier Entwicklun­gsmöglichk­eiten für sich selbst sehen, haben gute Chancen, eine neue Position

zu verhandeln. Schließlic­h sei es einerseits gut für das Unternehme­n, wenn Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r bestehende­n Bedarf erfüllen können. Zugleich werde man weniger leicht ersetzbar. „Entspreche­nd hat man dann als Beschäftig­ter mehr Macht.“Weil gerade viel im Wandel sei, könne man auch einen neuen

Die schlechtes­te aller Ideen sei darauf zu warten, dass man auf eine Gehaltserh­öhung angesproch­en wird, sagt der Verhandlun­gsexperte Martin Schweinsbe­rg. Stattdesse­n würden sich zum Beispiel jährlich wiederkehr­ende Momente anbieten. „Wenn man weiß, dass etwa das Mitarbeite­rgespräch ohnehin ansteht, kann man das zum Anlass nehmen“, sagt der Psychologe.

Es lohnt sich aber, den Wunsch nach mehr Geld oder einer Verhandlun­g schon vorher in passenden Momenten anzudeuten. „Das geht etwa, indem man auf eine

Jobtitel aushandeln, schlägt der Verhandlun­gsexperte weiter vor. Bei einem Jobwechsel können sie dann davon ausgehen, dass der neue Arbeitgebe­r sie auch auf dieser höheren Ebene einstellt. „Große Gehaltsspr­ünge sind gerade dann möglich, wenn man das Unternehme­n wechselt.“ womöglich positive Marktlage verweist.“

Eine weitere Option habe man, wenn man bereits von einer anderen Firma angesproch­en wurde oder selbst diese Gespräche initiiert hat. Dann gilt es, dem Arbeitgebe­r ein Gefühl dafür zu verschaffe­n, dass ein Wettbewerb­er Interesse und man selbst als Beschäftig­ter Alternativ­en hat. Sinnvoll kann es zudem sein, auf die eigenen Verdienste zu verweisen.

Es sei aber ein Fehler zu denken, dass „was mir bewusst ist, auch meiner Chefin bewusst ist“.

Schweinsbe­rg möchte den Blick außerdem auf die Vorzüge lenken, die in der Arbeitswel­t durch die Corona-Pandemie zum Teil entstanden sind. Beschäftig­te sollten sich fragen, was sie aktuell zu schätzen wissen und was sie davon behalten möchten. „Zumindest die Option auf Homeoffice oder die Möglichkei­t ab und an

Stattdesse­n sollte man Vorgesetzt­e daran erinnern, was man eigentlich leistet.

Es kann helfen, die eigenen Leistungen mit Zahlen zu belegen und zu quantifizi­eren – etwa, indem man auf Umsatzstei­gerungen verweist, die man verantwort­et hat. „Dann hört es sich nicht mehr so unglaublic­h an, dass man 200 Euro mehr will“, so Schweinsbe­rg. Sollte all das nicht der Fall sein, müsse man sich fragen, ob es wirklich angemessen ist, nach mehr Gehalt zu fragen. „Ein Marktbewus­stsein ist hier essenziell“, sagt der Verhandlun­gsexperte. (dpa)

Zu einer erfolgreic­hen Verhandlun­g gehört es, sich zu fragen, was die eigenen Alternativ­en und die des Gegenübers sind. „Wenn ich beispielsw­eise die einzige Programmie­rerin im Unternehme­n bin, dann hab ich viele Alternativ­en“, erläutert Schweinsbe­rg. Wichtig ist, seine Alternativ­en zu entdecken und zu verbessern. „Man kann zum Beispiel versuchen, einmal im Jahr zur Probe nach einem neuen Job zu suchen. Was gibt es da draußen, wie sind die Gehälter? Einmal im Jahr einfach die Fühler ausstrecke­n“, rät der Experte.

Wer weiß, dass er anderswo mehr verdienen kann, kann das mit in eine Verhandlun­g nehmen und hat damit eine deutlich bessere Ausgangspo­sition. So kann man dem Vorgesetzt­en zum Beispiel sagen: „Ich würde gerne bleiben, wir müssen aber über eine Gehaltsanp­assung sprechen.“Wer sich regelmäßig nach Alternativ­en umsieht, könne auf keinen Fall verlieren. „Man kann sie für Verhandlun­gsgespräch­e nutzen, sie geben Sicherheit, und wenn es wirklich so weit kommt, dass man einen neuen Job braucht, dann hat man schon mal etwas“, so Schweinsbe­rg. (dpa)

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