„Digitalisierung ist sehr wichtig“
Eugen Ciresa tritt für die AfD bei der Landtagswahl 2021 im Wahlkreis 65 an
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ALB-DONAU-KREIS - Aktuell sind sechs Parteien im Landesparlament von Baden-Württemberg vertreten. Im Rahmen der Wahlberichterstattung stellt die „Schwäbische Zeitung“nacheinander die Direktkandidaten dieser Parteien vor. Dabei werden die Kandidaten befragt – zu ihren Standpunkten zu den Themen: Digitalisierung, Bildung, Infrastruktur sowie Gesundheitsversorgung, Wohnen, Landwirtschaft und ihrem Bezug zu Tradition und Moderne. Den Auftakt macht Eugen Ciresa von der Alternative für Deutschland (AfD).
Eugen Ciresa ist 1957 in Schelklingen geboren und dort aufgewachsen. Die Gemeinde am Fuß der Schwäbischen Alb ist auch noch heute sein Wohnort. Ciresa ist verheiratet und ist gelernter Energieanlagenelektroniker. Von 2006 bis 2009 war er Geschäftsführer eines Unternehmens mit 22 Mitarbeitern im Bereich Bau und Montage von Krananlagen. Aktuell arbeitet er als Angestellter einer Firma, die ebenfalls im Fahrzeugbau tätig ist. Seit 2013 engagiert sich der Schelklinger in der Politik, wurde Parteimitglied bei der AfD und ist, so erzählt er im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“, Gründungsmitglied der AfD Baden-Württemberg. Zudem ist er ebenfalls Gründungsmitglied des Kreisverbandes Ulm/Alb-Donau und seit dessen Bestehen Kreissprecher des Verbandes. Im Privaten widmet sich der AfD-Mann der Jagd sowie dem Umwelt- und Naturschutz und interessiert sich für den ländlichen Raum. Ciresa hat im Herbst die Kampfabstimmung gegen den aktuellen Landtagsabgeordneten Daniel Rottmann um den AfD-Kandidatenposten für den Wahlkreis 65 (Ehingen) bei der anstehenden Landtagswahl am
14. März gewonnen. Eugen Ciresa soll zudem in den Kreistag des Alb-Donau-Kreises einziehen. Als Nachrücker von Marc Prager. Letzterer schied aus dem Gremium aus, da er aus der AfD, für die er 2019 in den Kreistag gewählt wurde, ausgetreten war. Sein eigentlicher Ersatzmann – Wolfgang Hetzel – hatte sein Parteibuch zwischenzeitlich aber ebenfalls zurückgegeben und wohnt mittlerweile auch gar nicht mehr im Landkreis. Aufgrund des Sitzungsprogramms des Kreistages ist Ciresa aber noch nicht als Ratsmitglied verpflichtet worden.
Digitalisierung: „Digitalisierung
● ist sehr wichtig für unser Bundesland, vor allem als Autobauerland und fortschrittliches Land, da wir in der Entwicklung in der Industrie immer führend waren und sind. Allerdings
wird meiner Ansicht nach zu viel Augenmerk auf den 5G-Ausbau gelegt. Wir haben es noch nicht einmal geschafft, ein flächendeckendes Handynetz aufzubauen. Ich kann das nicht nachvollziehen, dass ich in Albanien einen besseren Empfang habe als bei uns. Wir müssen erst einmal unsere Hausaufgaben machen und die Grundlagen schaffen dann können wir darauf aufbauen mit 4G, 5G und so weiter.“
Schule/Bildung: „Bei Schule
● und Bildung ist mir wichtig, dass wir zurückgehen zum klassischen dreigliedrigen Schulsystem, weil das jedem die besten Chancen bietet. Wenn ich heute in die Betriebe schaue, gibt es da Ingenieure, die die Vorgaben machen, aber selbst noch nie eine Feile oder einen Hammer in der Hand hatten. Deshalb finde ich es besser, wenn jemand zuerst eine Lehre und praktische Erfahrungen macht. Duale Studiengänge finde ich gut. Praktische und theoretische Inhalte sollten wieder mehr verbunden werden. Eine rein akademische Ausbildung ohne Praxisbezug ist für mich eine Horrorvorstellung. Was Grundschulen angeht befürworte ich, dass diese breit gestreut bleiben. Die Grundschule auf dem Dorf vermittelt einen ganz anderen Gemeinschaftssinn. Später wenn die Kinder in den weiterführenden Schulen ankommen, findet dann ein sozialer Austausch statt.“
Infrastruktur: „Natürlich muss
● die Infrastruktur, besonders im Bereich
des Verkehrs, in der Region gestärkt werden. Allerdings denke ich, dass der ÖPNV auf den Bus-Linien, welche die Dörfer in der Region verbindet, ausgereizt ist. Hier kann man meiner Meinung nach nichts mehr verbessern. Wenn ein Bus mit einer stündlichen Taktung von Schelklingen auf die Alb fährt, sitzen vielleicht drei Personen drin, wenn der Bus halbstündlich fährt, sitzen auch nicht mehr drin. Ich bin hier auf dem Dorf aufgewachsen. Ohne Auto bist du hier verloren. Aber wir müssen hier auch nicht jedes Jahr neue Straßen bauen. Wir sollten den Bestand in Ordnung halten.“
Gesundheitsversorgung: ● „Ich halte von der Privatisierung des Gesundheitssystems gar nichts. Gesundheit ist ein volkswirtschaftliches Gut. Es kann nicht sein, dass Firmen über unsere Gesundheitsvorsorge bestimmen. Die AfD will die Gesundheitsvorsorge auch in kleineren Gemeinden fördern. Es müssen aber auch die Gemeinden tätig werden. Wenn sich ein Arzt ansiedeln will, sollten die Kommunen beispielsweise Räume in einem öffentlichen Gebäude für die Praxis kostenlos oder sehr verbilligt zur Verfügung stellen. Ich bin zwar
LANDTAGSWAHLEN BADENWÜRTTEMBERG 2021 kein Gesundheitspolitiker, aber ich könnte mir schon vorstellen, solche Kommunen mit Landesgeldern auch finanziell zu unterstützen. Es kann nicht sein, dass ich selbst bei Kleinigkeiten nach Ulm in die Klinik muss. Da muss ich zum Hausarzt um die Ecke gehen können.“
„Mein Hauptanliegen
● ist, dass die ganzen EU-Fördergelder gestrichen werden. Diese ganzen Zulagen fördern nur Großbetriebe. Unsere kleinparzellige Landwirtschaft wird mit immer mehr Vorschriften gegen die Wand gefahren. Mir ist ein Landwirt mit 40, 50 Hektar tausend mal lieber wie einer mit 2000 oder 3000 Hektar, das ist doch Landwirtschaftsindustrie. Ich bin auch nicht dafür, dass man die Bio-Landwirtschaft fördert, obwohl ich auch gerne ,Bio’ esse. Ein konventioneller Landwirt sollte die gleichen Chancen haben. Das entscheidet doch der Kunde auf dem Markt, ob er bereit ist, ein bis zwei Euro mehr für ein Produkt zu zahlen. Wo ich absolut keine Kompromisse eingehe ist das Tierwohl. In einem kleinen Bauernhof hat doch jedes Rind noch seinen Namen. Was Großmastbetrieben abgeht, das kann nicht sein. Aber wenn ich 10 000 Schweine im Stall habe, dann habe ich doch kein Gefühl mehr für das einzelne Tier, da rechnen die Leute doch nur noch in Kilogramm.“
Tradition/Moderne: „Ich bin
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da zwiegespalten. Ich mag die Zeit der 1970er- und 1980er- Jahre, da bin ich groß geworden. Ich würde heute aber auch die Annehmlichkeiten durch Handy und Computer nicht missen wollen. Was ich immer wieder sage, ist: dass wir unsere traditionellen Wurzeln nicht vergessen. Ein wichtiger Punkt für mich ist unsere Sprache, die diese Traditionen für mich widerspiegelt. Dieses ganze „Gendern“ist mir zuwider. Das sind Sachen, die verschandeln unsere Sprache. Sonst bin ich für viele moderne Entwicklungen offen.“