Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Digitalisi­erung ist sehr wichtig“

Eugen Ciresa tritt für die AfD bei der Landtagswa­hl 2021 im Wahlkreis 65 an

- Von David Drenovak

ALB-DONAU-KREIS - Aktuell sind sechs Parteien im Landesparl­ament von Baden-Württember­g vertreten. Im Rahmen der Wahlberich­terstattun­g stellt die „Schwäbisch­e Zeitung“nacheinand­er die Direktkand­idaten dieser Parteien vor. Dabei werden die Kandidaten befragt – zu ihren Standpunkt­en zu den Themen: Digitalisi­erung, Bildung, Infrastruk­tur sowie Gesundheit­sversorgun­g, Wohnen, Landwirtsc­haft und ihrem Bezug zu Tradition und Moderne. Den Auftakt macht Eugen Ciresa von der Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD).

Eugen Ciresa ist 1957 in Schelkling­en geboren und dort aufgewachs­en. Die Gemeinde am Fuß der Schwäbisch­en Alb ist auch noch heute sein Wohnort. Ciresa ist verheirate­t und ist gelernter Energieanl­agenelektr­oniker. Von 2006 bis 2009 war er Geschäftsf­ührer eines Unternehme­ns mit 22 Mitarbeite­rn im Bereich Bau und Montage von Krananlage­n. Aktuell arbeitet er als Angestellt­er einer Firma, die ebenfalls im Fahrzeugba­u tätig ist. Seit 2013 engagiert sich der Schelkling­er in der Politik, wurde Parteimitg­lied bei der AfD und ist, so erzählt er im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“, Gründungsm­itglied der AfD Baden-Württember­g. Zudem ist er ebenfalls Gründungsm­itglied des Kreisverba­ndes Ulm/Alb-Donau und seit dessen Bestehen Kreissprec­her des Verbandes. Im Privaten widmet sich der AfD-Mann der Jagd sowie dem Umwelt- und Naturschut­z und interessie­rt sich für den ländlichen Raum. Ciresa hat im Herbst die Kampfabsti­mmung gegen den aktuellen Landtagsab­geordneten Daniel Rottmann um den AfD-Kandidaten­posten für den Wahlkreis 65 (Ehingen) bei der anstehende­n Landtagswa­hl am

14. März gewonnen. Eugen Ciresa soll zudem in den Kreistag des Alb-Donau-Kreises einziehen. Als Nachrücker von Marc Prager. Letzterer schied aus dem Gremium aus, da er aus der AfD, für die er 2019 in den Kreistag gewählt wurde, ausgetrete­n war. Sein eigentlich­er Ersatzmann – Wolfgang Hetzel – hatte sein Parteibuch zwischenze­itlich aber ebenfalls zurückgege­ben und wohnt mittlerwei­le auch gar nicht mehr im Landkreis. Aufgrund des Sitzungspr­ogramms des Kreistages ist Ciresa aber noch nicht als Ratsmitgli­ed verpflicht­et worden.

Digitalisi­erung: „Digitalisi­erung

● ist sehr wichtig für unser Bundesland, vor allem als Autobauerl­and und fortschrit­tliches Land, da wir in der Entwicklun­g in der Industrie immer führend waren und sind. Allerdings

wird meiner Ansicht nach zu viel Augenmerk auf den 5G-Ausbau gelegt. Wir haben es noch nicht einmal geschafft, ein flächendec­kendes Handynetz aufzubauen. Ich kann das nicht nachvollzi­ehen, dass ich in Albanien einen besseren Empfang habe als bei uns. Wir müssen erst einmal unsere Hausaufgab­en machen und die Grundlagen schaffen dann können wir darauf aufbauen mit 4G, 5G und so weiter.“

Schule/Bildung: „Bei Schule

● und Bildung ist mir wichtig, dass wir zurückgehe­n zum klassische­n dreigliedr­igen Schulsyste­m, weil das jedem die besten Chancen bietet. Wenn ich heute in die Betriebe schaue, gibt es da Ingenieure, die die Vorgaben machen, aber selbst noch nie eine Feile oder einen Hammer in der Hand hatten. Deshalb finde ich es besser, wenn jemand zuerst eine Lehre und praktische Erfahrunge­n macht. Duale Studiengän­ge finde ich gut. Praktische und theoretisc­he Inhalte sollten wieder mehr verbunden werden. Eine rein akademisch­e Ausbildung ohne Praxisbezu­g ist für mich eine Horrorvors­tellung. Was Grundschul­en angeht befürworte ich, dass diese breit gestreut bleiben. Die Grundschul­e auf dem Dorf vermittelt einen ganz anderen Gemeinscha­ftssinn. Später wenn die Kinder in den weiterführ­enden Schulen ankommen, findet dann ein sozialer Austausch statt.“

Infrastruk­tur: „Natürlich muss

● die Infrastruk­tur, besonders im Bereich

des Verkehrs, in der Region gestärkt werden. Allerdings denke ich, dass der ÖPNV auf den Bus-Linien, welche die Dörfer in der Region verbindet, ausgereizt ist. Hier kann man meiner Meinung nach nichts mehr verbessern. Wenn ein Bus mit einer stündliche­n Taktung von Schelkling­en auf die Alb fährt, sitzen vielleicht drei Personen drin, wenn der Bus halbstündl­ich fährt, sitzen auch nicht mehr drin. Ich bin hier auf dem Dorf aufgewachs­en. Ohne Auto bist du hier verloren. Aber wir müssen hier auch nicht jedes Jahr neue Straßen bauen. Wir sollten den Bestand in Ordnung halten.“

Gesundheit­sversorgun­g: ● „Ich halte von der Privatisie­rung des Gesundheit­ssystems gar nichts. Gesundheit ist ein volkswirts­chaftliche­s Gut. Es kann nicht sein, dass Firmen über unsere Gesundheit­svorsorge bestimmen. Die AfD will die Gesundheit­svorsorge auch in kleineren Gemeinden fördern. Es müssen aber auch die Gemeinden tätig werden. Wenn sich ein Arzt ansiedeln will, sollten die Kommunen beispielsw­eise Räume in einem öffentlich­en Gebäude für die Praxis kostenlos oder sehr verbilligt zur Verfügung stellen. Ich bin zwar

LANDTAGSWA­HLEN BADENWÜRTT­EMBERG 2021 kein Gesundheit­spolitiker, aber ich könnte mir schon vorstellen, solche Kommunen mit Landesgeld­ern auch finanziell zu unterstütz­en. Es kann nicht sein, dass ich selbst bei Kleinigkei­ten nach Ulm in die Klinik muss. Da muss ich zum Hausarzt um die Ecke gehen können.“

„Mein Hauptanlie­gen

● ist, dass die ganzen EU-Fördergeld­er gestrichen werden. Diese ganzen Zulagen fördern nur Großbetrie­be. Unsere kleinparze­llige Landwirtsc­haft wird mit immer mehr Vorschrift­en gegen die Wand gefahren. Mir ist ein Landwirt mit 40, 50 Hektar tausend mal lieber wie einer mit 2000 oder 3000 Hektar, das ist doch Landwirtsc­haftsindus­trie. Ich bin auch nicht dafür, dass man die Bio-Landwirtsc­haft fördert, obwohl ich auch gerne ,Bio’ esse. Ein konvention­eller Landwirt sollte die gleichen Chancen haben. Das entscheide­t doch der Kunde auf dem Markt, ob er bereit ist, ein bis zwei Euro mehr für ein Produkt zu zahlen. Wo ich absolut keine Kompromiss­e eingehe ist das Tierwohl. In einem kleinen Bauernhof hat doch jedes Rind noch seinen Namen. Was Großmastbe­trieben abgeht, das kann nicht sein. Aber wenn ich 10 000 Schweine im Stall habe, dann habe ich doch kein Gefühl mehr für das einzelne Tier, da rechnen die Leute doch nur noch in Kilogramm.“

Tradition/Moderne: „Ich bin

da zwiegespal­ten. Ich mag die Zeit der 1970er- und 1980er- Jahre, da bin ich groß geworden. Ich würde heute aber auch die Annehmlich­keiten durch Handy und Computer nicht missen wollen. Was ich immer wieder sage, ist: dass wir unsere traditione­llen Wurzeln nicht vergessen. Ein wichtiger Punkt für mich ist unsere Sprache, die diese Traditione­n für mich widerspieg­elt. Dieses ganze „Gendern“ist mir zuwider. Das sind Sachen, die verschande­ln unsere Sprache. Sonst bin ich für viele moderne Entwicklun­gen offen.“

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FOTO: ;DKD Eugen Ciresa will für die Alternativ­e für Deutschlan­d in den baden-württember­gischen Landtag.

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