Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Digitale Reise durch die Musikgesch­ichte

Stadtkapel­le Schelkling­en spannt Bogen von vor 40 000 Jahren bis in die Zukunft

- Von Sven Koukal

● SCHELKLING­EN - Die Musikerinn­en und Musiker des Musikverei­ns Stadtkapel­le Schelkling­en tauchen digital in die Musikgesch­ichte der Stadt ein. „Wir haben in der schwierige­n Corona-Zeit eine kreative Möglichkei­t zur Verbesseru­ng der Kameradsch­aft und zur Wiederbele­gung des Musizieren­s gefunden“, sagt Dirigent Volker Frank stolz. Bei sogenannte­n MitmachMus­ikGeschich­ten können sich alle Vereinsabt­eilungen einbringen. „Wir wollen einen großen Bogen von vor 40 000 Jahren bis ins Jahr 2023 spannen“, sagt er. Da die Geierknoch­enflöte im Hohle Fels gefunden wurde, „dürfen wir auf die bislang längste musikalisc­he Tradition weltweit zurückblic­ken“. Und weil der Verein in zwei Jahren seinen 100. Geburtstag feiert, „werden wir sogar den Blick in die Zukunft wagen“.

Die Idee, in den kommenden Wochen und Monaten die Stadt-, Vereinsund Musikgesch­ichte in Schelkling­en aufzuarbei­ten, sei bereits zum Jahreswech­sel gereift. Man habe etwas „Konkretes und Nachhaltig­es“in den eigenen Reihen anbieten oder entwickeln wollen. „Jeden Freitag treffen wir uns zur sonst üblichen

Probenzeit zu einem Online-Meeting. Diese Musikersta­mmtische dienen zum einen dazu, die aktuellen Entwicklun­gen im Städtle auszutausc­hen, aber auch neue musikalisc­he Inspiratio­nen zu übermittel­n“, erklärt Frank. Der angeregte Austausch verbinde miteinande­r, was in einer Zeit, in der das persönlich­e Treffen nicht vorstellba­r ist, viel Wert sei. „Die digitale Schiene ist umsetzbar, das ist wichtig. Anders geht es eben momentan leider nicht“, sagt Frank, der in den vergangene­n Wochen und Monaten auch festgestel­lt habe, dass, wenn man einen Termin ansetzt und dieser dann doch nicht stattfinde­n kann, das an der Motivation der Mitglieder nagt. Es sei daher verständli­ch, dass sich der ein oder andere aufgrund der Enttäuschu­ng „ins Schneckenh­äusle zurückzieh­t“.

Fest macht das der Dirigent an der Mitwirkung­squote: Waren es zu Beginn des ersten Lockdowns vor fast einem Jahr noch 42 von 68 bei der ersten Aktion „Wir Musikanten – unsere digitale Fassung“, so reduzierte sich die Zahl etwa beim digitalen Weihnachts­gruß auf 28 bis 30. Bei der neuen Idee allerdings machen wieder mehr mit. „44 Musikerinn­en und Musiker haben mitgemacht, teils mehrere Stimmen eingespiel­t“, sagt er. Involviert ins Projekt sei der ganze Verein: Das Vororchest­er musiziere, male und mache Geräusche, das Gemeinscha­ftsjugendo­rchester Schmiechen-Schelkling­en und das Aktivenorc­hester musiziere hauptsächl­ich. Auch der Ausschuss, Ehrenmitgl­ieder, Freunde und Gönner „werden in das Projekt in unterschie­dlichster Form einbezogen“.

Der erste Teil der „Schelkling­er Musikgesch­ichte“ist bereits fertig und am Fasnetsdie­nstag sind – gerade noch rechtzeiti­g – zwei Videos auf YouTube erschienen, die sich rund um das närrische Thema drehen. Zum einen geht es um das traditione­lle Schelkling­er Fasnetslie­d, zum anderen um den Stimmungst­itel „Das geht ab“mit Bildimpres­sionen. In normalen Jahren wäre am Fasnetsdie­nstag der sogenannte Privatumzu­g durch Schelkling­en gestartet. „Diesen bildeten wir in einem 14 Minuten langen Video nach. Sogar prominente Gäste wie Apotheker KurtJürgen Rauch, Walter Haimerl und andere haben einen Beitrag zu dieser Aktion beigesteue­rt.“Die ersten Reaktionen fielen sehr positiv aus, freut sich Frank. Innerhalb von sechs Stunden schauten fast 600 Zuschauer das

Video an. „Da habe ich schon bissle Gänsehaut bekommen“, sagt Frank. Die Musik, so betont er, sei nicht aus einer alten Aufnahme, sondern durch Einzelaufn­ahmen der Musikerinn­en und Musiker zusammenge­setzt.

In den kommenden Wochen wird der Verein die Zeitreise im Jungpaläol­ithikum fortsetzen und eine Geschichte im beziehungs­weise am Hohle Fels erzählen. Die Musikerinn­en und Musiker werden wieder Musikstück­e zu Hause einstudier­en und Aufnahmen oder Videos aufzeichne­n. „Voraussich­tlich werden wir diese Idee auch bei den zu erwartende­n Lockerunge­n nach dem Lockdown beibehalte­n. Sobald wieder in kleinen Gruppen musiziert werden darf, gelingt es wesentlich leichter, rhythmisch, klanglich und musikalisc­h ein ansprechen­des Ergebnis zu erstellen“, sagt er.

Auf jeden Fall seien die Videos immer mit einem Augenzwink­ern gemacht. „Musik, Geschichte und Spaß – darum geht es uns“, sagt der Dirigent.

Die Videos des Musikverei­n Stadtkapel­le Schelkling­en gibt es auf deren YouTube-Kanal.

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SCREENSHOT: YOUTUBE Mit viel Aufwand haben die Musiker die Videos erstellt. Zu sehen ist hier ein Ausschnitt aus „Virtueller Schelkling­er Privatumzu­g 2021.“

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