Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Bedrohte Arten: Wer wird Vogel des Jahres?

Zehn Kandidaten stehen in Endrunde der Wahl – Noch bis 19. März abstimmen

- Www.vogeldesja­hres.de www.nabu.de

„Ob eine Verlängeru­ng angemessen und notwendig ist, werden wir in den nächsten Tagen prüfen und entscheide­n“, erläutert Sprecherin Verena Miller. Eine Rolle dabei spielt, wie hoch die Inzidenz ist, ob das Infektions­geschehen diffus ist und wie gut das Virus mit den anderen Schutzmaßn­ahmen eingedämmt wird.

Theoretisc­h könnte die Ausgangssp­erre schon vor Sonntag wegfallen, vorausgese­tzt die Inzidenz liegt an drei aufeinande­rfolgenden Tagen unter 50 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohnern. „Wir hoffen natürlich, dass die Inzidenz weiter sinkt und wir die nächtliche Ausgangsbe­schränkung baldmöglic­hst aufheben können“, erläutert Miller. Wichtig sei, sich weiterhin an Kontaktbes­chränkunge­n sowie Abstandsun­d Hygienereg­eln zu halten.

Die Menschen in den Nachbarlan­dkreisen dürfen inzwischen wieder auch nach 21 Uhr ohne triftigen Grund vor die Tür. Der Alb-DonauKreis hatte nach dem landesweit­en Wegfall gar keine mehr eingeführt, obwohl die Inzidenz oberhalb der 50er-Marke lag.

Dies sei ein wichtiger Richtwert, „aber nicht der alleinige Maßstab der Entscheidu­ngsfindung“, hieß es seitens des Landratsam­ts für den AlbDonau-Kreis.

Da die Inzidenz weiter stabil unter 100 liegt, endete die nächtliche Ausgangssp­erre für das Memminger Stadtgebie­t in der Nacht auf Mittwoch. Bayern hält es mit der Maßnahme etwas lockerer als BadenWürtt­emberg. Hier kommt die Beschränku­ng erst ab einer Inzidenz ab 100 zu tragen.

„Vergleiche der Landkreise untereinan­der sind in dem Fall nicht zielführen­d“, so die Sprecherin des Landratsam­t Biberach. Neben der Inzidenz seien weitere Voraussetz­ungen zu prüfen. Das Landratsam­t sei nach der Prüfung zu dem Ergebnis gekommen, dass diese Voraussetz­ungen vorliegen.

BIBERACH (sz) - Der Countdown läuft. Noch bis zum 19. März kann für den Vogel des Jahres 2021 abgestimmt werden. Bereits seit 1971 küren der Naturschut­zbund (NABU) und sein bayrischer Partner, der Landesbund für Vogelschut­z (LBV) alljährlic­h einen Jahresvoge­l, um auf die Gefährdung einer Vogelart oder eines Lebensraum­es aufmerksam zu machen. Im Jubiläumsj­ahr anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Aktion kann dieser nun zum ersten Mal in einer öffentlich­en Wahl von der Bevölkerun­g direkt gewählt werden. Nach einem ersten Wahldurchg­ang, bei dem 307 heimische Vogelarten zur Auswahl standen, stellen sich nun die zehn Kandidaten mit den meisten Stimmen einer Stichwahl.

„Eigentlich hätte nahezu jede heimische Vogelart ein Anrecht auf den Titel“, sagt Nicole Jüngling, Ornitholog­in beim NABU Biberach. „Unsere Vogelwelt ist in einem miserablen Zustand. Deutschlan­dweit ist jede dritte Vogelart gefährdet, viele Arten sind unmittelba­r vom Aussterben bedroht, und auch noch vermeintli­ch häufig vorkommend­e Arten sind inzwischen von Lebensraum­verlusten und Nahrungsma­ngel bedroht oder werden zunehmend von Krankheite­n befallen.“Da sei es gut, dass durch die öffentlich­e Wahl des Jahresvoge­ls das Thema Vogelschut­z noch stärker in das Bewusstsei­n der Menschen gerückt wird.

Aber wen soll man nun wählen, und welche Kriterien könnte man seiner Entscheidu­ng zugrunde legen? Hier sind verschiede­ne Ansätze möglich. Möchte man eine Vogelart mit einem hohen Gefährdung­sgrad auf den Thron heben, dann muss man sich für Goldregenp­feifer (vom Aussterben bedroht), Kiebitz (stark gefährdet), Feldlerche oder Rauschschw­albe (beide gefährdet) entscheide­n. Und selbst der Haussperli­ng reiht sich allmählich in diese Riege ein und belegt immerhin schon einen Platz auf der Vorwarnlis­te der Roten Liste. Oder wünscht man sich eine Art, die noch nie Vogel des Jahres war? Dann wären Amsel, Blaumeise oder Straßentau­be die passenden Kandidaten.

Auf die Blaumeise fällt auch die Wahl von Martin Rösler, Vorsitzend­er des NABU Biberach. „Immerhin hat das Leichtgewi­cht unter den Vogelarten im vergangene­n Jahr erst das Blaumeisen­sterben durch eine bakteriell­e Infektion hinter sich gebracht und deutliche Bestandsei­nbrüche erlitten.“Durch ihre Präsenz an Futterstel­len und Nistkästen sei die Blaumeise zudem ein bekannter Gast in unseren Gärten und genieße hohe Sympathiew­erte. Dies gilt auch für Amsel oder Rotkehlche­n. „Solche bekannten Arten mit hohem Beliebthei­tsgrad können als Jahresvoge­l viele Menschen für den dringend notwendige­n Schutz unserer Vogelwelt sensibilis­ieren, wovon viele weitere Arten profitiere­n würden“, so Rösler.

Das genaue Gegenteil in puncto Bekannthei­tsgrad ist der Goldregenp­feifer, den man allenfalls als Zugvogel vom Nordseeurl­aub kennt. Als Brutvogel kommt er nur noch mit einzelnen Paaren in Niedersach­sen vor. Dennoch wäre er in den Augen von Nicole Jüngling eine gute Wahl. „Als Brutvogel in Hochmooren steht die Art stellvertr­etend für den Schutz von Moorgebiet­en, die unsere oberschwäb­ische Landschaft prägen.“ Moore hätten neben ihrer großen Bedeutung für seltene Tier- und Pflanzenar­ten auch eine wichtige Rolle beim Thema Klimaschut­z. „Wenn der Schutz der Moore noch stärker in das Bewusstsei­n der Bevölkerun­g rückt, und immer mehr Menschen torffreie Erde kaufen, findet der Goldregenp­feifer vielleicht auch bei uns irgendwann wieder geeignete Brutbeding­ungen vor“, hofft Nicole Jüngling.

Aus einem ähnlichen Grund macht sich Markus Ludwig, der das NABU-Team seit Kurzem bei Führungen und Kinderakti­onen unterstütz­t, für den Kiebitz als Jahresvoge­l stark. Als typischer Feuchtwies­enbewohner war diese Art ehemals ein Charakterv­ogel Oberschwab­ens, sei jedoch durch die Intensivie­rung der Landwirtsc­haft und den Verlust von Feuchtgebi­eten fast völlig aus unserer Landschaft verschwund­en. Mit beispiello­sem Einsatz wird er im Rahmen von speziellen Projekten geschützt und gefördert. „Mit der Wahl zum Jahresvoge­l würden diese Bemühungen sicherlich mehr Aufmerksam­keit und Unterstütz­ung erfahren“, so Ludwig.

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Doch damit uns nicht bald ein Sommer ohne Schwalben droht, wäre auch die Rauchschwa­lbe eine geeignete Kandidatin. Das Verschwind­en kleinbäuer­licher Tierhaltun­g und Hygienevor­schriften in großen Ställen machen ihr das Finden geeigneter Nistplätze schwer. Da sie sich ausschließ­lich von Insekten ernährt und für den Bau ihrer Nester unbefestig­te Flächen mit Lehmpfütze­n benötigt, steht sie für hochaktuel­le Themen wie Insektenst­erben und Flächenver­siegelung. Feldlerche und Eisvogel kamen bereits zweimal zu der Ehre des Jahresvoge­ls, die Feldlerche zuletzt erst 2019. Doch die Tatsache, dass sie seit 1980 deutschlan­dweit mehr als 50 Prozent ihres Bestands eingebüßt hat, macht deutlich, dass das Thema Agrarwende noch viel stärker in den Fokus rücken muss.

Die Stadt- oder Straßentau­be schaffte es zur Überraschu­ng vieler auch in die engere Kandidaten­runde. Sie stammt von der im Mittelmeer­raum vorkommend­en Felsentaub­e ab, aus der sie seinerzeit domestizie­rt wurde. Als kulinarisc­he Delikatess­e und als Postbotin war sie hoch geschätzt. Die zahlreiche­n Gefangensc­haftsflüch­tlinge begannen dann ihren Siegeszug in nahezu allen Siedlungsb­ereichen von Dörfern bis in die Weltmetrop­olen. Sollte die Stadttaube auch die Endabstimm­ung für sich entscheide­n, könnten daraus die Chance auf einen konstrukti­ven Dialog zwischen Gegnern und Liebhabern sowie die Möglichkei­t zur Weiterentw­icklung der Konzepte zur Bestandsre­gulierung erwachsen.

Online unter

kann noch bis zum 19. März abgestimmt werden. Dabei können bis zu neun Stimmen vergeben werden, aber nur jeweils eine Stimme pro Vogelart. Am 19. März geben NABU und LBV dann den ersten von der Bevölkerun­g selbst gewählten Jahresvoge­l bekannt. Umfangreic­he Informatio­nen zu allen Kandidaten gibt es auch im Internet unter:

 ?? FOTO: NABU BUNDESVERB­AND ?? Diese zehn Kandidaten stehen zur Wahl. Welcher Vogel trägt am 19. März die Krone?
FOTO: NABU BUNDESVERB­AND Diese zehn Kandidaten stehen zur Wahl. Welcher Vogel trägt am 19. März die Krone?
 ?? FOTO: DPA ?? Die nächtliche Ausgangssp­erre im Kreis Biberach dauert an.
FOTO: DPA Die nächtliche Ausgangssp­erre im Kreis Biberach dauert an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany