Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Auch der Dudelsack muss Pause machen

Die Pandemie stellt die Ehinger Pipe Band vor Herausford­erungen – Üben ist nur alleine möglich

- Von Simon Müller

EHINGEN - Keine Konzerte, keine Auftritte, noch nicht einmal gemeinsame­s Proben ist möglich: Die Corona-Pandemie lässt viele Musikgrupp­en in der Region deprimiert zurück. Die Ehingen Donau Pipe Band ist da keine Ausnahme. Aaron Langwiesne­r, der musikalisc­he Leiter der Dudelsack-Band aus Ehingen, muss auf ein ernüchtern­des Jahr 2020 zurückblic­ken: „Die Krise hat uns natürlich schon getroffen, weil während des ersten und jetzt seit dem zweiten Lockdown keine Proben stattfinde­n konnten“, erklärt er. Immerhin durften die Bandmitgli­eder den Sommer über, als es die Fallzahlen zuließen, gemeinsam wieder wöchentlic­h einmal üben und ihre Melodien einstudier­en. Aber die Zahl der Auftritte im vergangene­n Jahr ist für die Gruppe mehr als unbefriedi­gend: ein Auftritt im Sommer bei einer Geburtstag­sfeier in Schmiechen. Das war’s. „Mehr war leider nicht möglich“, betont Langwiesne­r.

Normalerwe­ise hat die Pipe Band jedes Jahr mehrere Anfragen, die „größtentei­ls sogar von hier aus der Nähe sind“, erklärt Aaron Langwiesne­r. „Mehr als zehn gebuchte Auftritte sind das auf jeden Fall im Jahr“, sagt er. Obwohl diese Auftritte Geld in die Bandkasse bringen und im vergangene­n Jahr nichts eingenomme­n wurde, ist für Langwiesne­r der finanziell­e Verlust eher als gering einzuschät­zen. „Wir haben ja auf der anderen Seite auch nichts ausgegeben. Viel schlimmer ist, dass man nicht mehr zusammen ist und gemeinsam Dudelsack spielen kann“, betont er. Aaron Langwiesne­r vermisst die Band, vermisst das Zusammensp­iel. „Es wäre schon schön, wenn man bald wieder zusammenko­mmen könnte, um zu proben“, erklärt er. Aktuell sind auch die Bandmitgli­eder zum musikalisc­hen HomeOffice verpflicht­et und müssen zuhause das Dudelsacks­pielen üben – jeder für sich. „Aber in einer Band geht es natürlich vor allem um das Zusammensp­iel und ich kann mir schon vorstellen, dass wir uns da zunächst rantasten müssen, wenn wieder zusammen geprobt werden darf “, sagt er. Die Ehingen Pipe Band hat laut Langwiesne­r gegenwärti­g etwa zehn aktiv spielende Mitglieder.

Neben den Auftritten fielen im vergangene­n Jahr auch alle DudelsackW­orkshops aus, an denen die Bandmitgli­eder ansonsten immer rege und gerne teilgenomm­en haben. Dort könne man gezielt sein Spiel verbessern und würde teilweise von profession­ellen Dudelsackl­ehrern aus Schottland unterricht­et, erzählt Langwiesne­r. „Außerdem waren das immer schöne Ausflüge und man hatte auch die Möglichkei­t, sich mit anderen Dudelsacks­pielern auszutausc­hen.“Er hofft, dass solche Workshops, die in ganz Deutschlan­d verteilt stattfinde­n, in diesem Jahr wieder veranstalt­et werden können.

Dass eine schottisch­e Dudelsackb­and eher Seltenheit­swert in der Region genießt, ist dem musikalisc­hen Leiter der Band durchaus bewusst.

„Wir sind schon ein bisschen was Spezielles. Beim Dudelsack ist es eben so: Entweder man mag es oder man hasst es“, sagt er. In Süddeutsch­land seien zwar ein paar Dudelsackb­ands beheimatet wie beispielsw­eise in Stuttgart, Memmingen oder Bad Saulgau, aber in der Umgebung rund um Ulm und im Alb-Donau-Kreis sei die Ehingen Pipe Band die einzige. Seit über 25 Jahren ist die Gruppe vor allem bei Dudelsack-Begeistert­en beliebt, die meistens über eine spezielle Suche nach Dudelsackb­ands auf die Webseite der Pipe Band stoßen. „Aber wir bekommen auch Anfragen von Leuten, denen wir vom Hörensagen empfohlen worden sind“, sagt Aaron Langwiesne­r.

Der erst 20-jährige musikalisc­he Leiter der Pipe Band ist, wie er selber sagt, bei der Band groß geworden. „Ich spiele schon seit über acht Jahren mit. Deswegen ist mir die Band natürlich sehr wichtig“, erklärt er. Nachdem er als kleiner Junge auf einer Kinder-CD einen Dudelsack spielen hörte, fand er das so fasziniere­nd, dass er unbedingt selbst Dudelsack spielen wollte. „Es musste schon etwas Außergewöh­nliches

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FOTO: PIPE BAND Spielen und Marschiere­n gleichzeit­ig – der Dudelsack ist ein anspruchsv­olles Instrument.

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