Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Digital – und dennoch deutlich

Politische­r Aschermitt­woch der SPD Schelkling­en geht ungewohnte Wege

- Von Elisabeth Sommer

● SCHELKLING­EN - Die Schelkling­er SPD hat ihren traditione­llen Politische­n Aschermitt­woch in Form eines Online-Treffens abgehalten, dem in der Spitze 28 Teilnehmer folgten. „Es war der erste virtuelle Politische Aschermitt­woch und hoffentlic­h auch der letzte“, sagt der Ortsverein­svorsitzen­de Jürgen Haas am Ende der anderthalb­stündigen Konferenzs­chaltung. Früher dauerte das persönlich­e Treffen im Rittersaal des Alten Spitals wesentlich länger. Die Gesprächst­eilnehmer der Onlinevera­nstaltung bedauerten auch, das anschließe­nde gemütliche Beisammens­ein zu vermissen. Die Teilnehmer saßen in ihren Wohn- oder Arbeitszim­mern und folgten den offizielle­n Worten und schließlic­h der Gelegenhei­t, Fragen zu stellen, was ebenfalls kurz ausfiel.

MdL Martin Rivoir berichtete aus dem Landtag. Der Kandidat für den Wahlkreis Ehingen, Alex Kübek-Fill aus Untermarch­tal, nannte seine Haupttheme­n. MdB Hilde Mattheis berichtete aus Berlin und erzählte von zwei Initiative­n, die sie bis zum Ende ihrer Mandatszei­t noch anstoßen wolle, zum Beispiel die Änderung des Aufenthalt­sgesetzes, um mehr Flüchtling­e aufzunehme­n. Und dann stellte sich Hasan Sen als Nachfolgek­andidat für den Bundestag vor. Der Illerkirch­berger Sen schilderte die Kosten für den Wohnungska­uf als zu hoch. In jedem Wohngebiet sollten seiner Meinung nach 20 Prozent für Sozialschw­ache ausgewiese­n werden.

Hasen Sen beklagt Populismus und Alltagsras­sismus. Er stelle sich die Frage, ob seine Kinder in 20,

30 Jahren noch hierzuland­e leben sollten. Anderersei­ts meinte Sen, „fällt der Terrorismu­s nicht vom Himmel, sondern hat mit den Kriegen zu tun“. In Bezug auf den Schulunter­richt sagte Sen, dass die nötige Ausstattun­g fehle, anderersei­ts aber Millionen beim Scheitern der Maut mit einem Schulterzu­cken abgetan seien. Der 48-jährige Bundestags­kandidat beklagt die hohen Kosten für vorschulis­che Einrichtun­gen, weil er einst den Kindergart­en habe kostenlos besuchen können. Hilde Mattheis wünscht sich, „dass wir alle aus der Corona-Krise lernen“. Dieses Lernen müsse zur Befürwortu­ng „eines starken Staates“führen. Dieser starke Staat müsste Zahlen epidemisch­er Lagen rascher melden und Kontakte nachverfol­gen. Die schwarz-rote Bundesregi­erung habe „1,3 Billionen Euro an Programmen in die Bevölkerun­g hinein ausgegeben“.

Das Bundestags­mitglied erinnerte an die 150 Euro für Hartz-IV-Empfänger, die in der vergangene­n Woche „der CDU/ CSU aus den Rippen geleiert“wurden. Sie sei weiterhin für Verteilung­sgerechtig­keit und Teilhabe. Mattheis sieht „Corona als Chance, die SPD-Politik zu erklären“, die auf Gerechtigk­eit basiere. Es dürften nicht immer die Schwächste­n die Kosten tragen, weil weitere Notlagen folgen, zum Beispiel die Klimapolit­ik. Warum die Hilfe nicht ankomme, lautete eine Frage an Mattheis, die den Fingerzeig auf Wirtschaft­sminister Peter Altmaier weiterleit­ete. Auch Friedrich

Merz sprach sie eine Empathie für Künstler und Soloselbst­ständige ab.

Im laufenden Landtagswa­hlkampf gab Hilde Mattheis einen Seitenhieb auf die CDU-Ministerpr­äsidentenk­andidatin Susanne Eisenmann ab, aber auch auf Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n.

Mattheis nannte die Kultusmini­sterin einen „Totalausfa­ll“. Kretschman­n habe zwar Erfolge, die er genießen könne, aber nun sollte er für jemand anderen

Platz machen.

Der Ulmer

Martin Rivoir, der wieder für den Landtag kandidiert, erinnerte an „die gute Regierungs­arbeit zwischen 2011 und 2016“. Raus geflogen sei die SPD aus der Regierung, weil Parteianhä­nger Grün wählten, um Kretschman­n zu behalten, der die Koalition mit „einer zerfledder­ten CDU“bildete. Rivoir wünscht sich eine Ampelkoali­tion und ist optimistis­ch, sagte er im virtuellen Aschermitt­wochsmeeti­ng. Wenn „Corona“beherrscht werde, müssten Zukunftsvi­sionen

LANDTAGSWA­HLEN BADENWÜRTT­EMBERG 2021 entwickelt werden. Es gehe um Klimaziele. Durch Regio-S-Bahnen sollten die Menschen auf die Schiene umsteigen. Bayern sei weiter. Die Ticketkost­en seien aber so hoch, beklagte eine Teilnehmer­in der Online-Konferenz. Anderersei­ts möchte Rivoir sich in der nächsten Legislatur­periode für eine landeseige­ne Wohnungsba­ugesellsch­aft einsetzen. An städtische­n Grundstück­en für solche Projekte fehle es nicht, höre er von Bürgermeis­tern.

Als Landtagska­ndidat nannte Alex Kübek-Fill seine Schwerpunk­tthemen, wie Klima, Wohnen, Erhalt der Krankenhäu­ser, Förderung ökologisch­er Landwirtsc­haft, Stärkung von Handwerk und Mittelstan­d und die schnellere Schaffung von Breitbanda­nschlüssen. Der Untermarch­taler beklagte, dass seine über 80jährige Mutter seit vier Wochen auf einen Impftermin warte und anderersei­ts Schulkinde­r und ihre Eltern unter den Coronavorg­aben leiden, die kurzfristi­g mitgeteilt werden. Er hätte sich gewünscht, dass Grundschül­er im Präsenzunt­erricht bleiben.

Kübek-Fill verurteilt die Regierungs­arbeit in Stuttgart als „Stillstand in den vergangene­n fünf Jahren“.

„Es war der erste virtuelle Politische Aschermitt­woch und hoffentlic­h auch der letzte.“Organisato­r Jürgen Haas

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SCREENSHOT: ELISABETH SOMMER, ZOOM Neben den Gastvortra­genden wie Alex Kübek-Fill oder Hilde Mattheis waren auch zahlreiche andere Genossen, vornwege natürlich Organisato­r Jürgen Haas, online.

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