Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der Druck ist raus

Basketball: Zweite Bundesliga verzichtet in der Ausnahme-Saison auf Absteiger

- Von Andreas Wagner

EHINGEN - Die Entscheidu­ng der Zweiten Basketball-Bundesliga, den Abstieg in der ProA (und in der ProB) in der laufenden Spielzeit 2020/21 aufgrund der unterschie­dlich starken Betroffenh­eit der Mannschaft­en durch Corona-Infektione­n auszusetze­n, hat auch das Team Ehingen Urspring mitgetrage­n. „Es ist keine normale Saison, daher soll es keine Verlierer geben“, sagt Teammanage­r Nico Drmota. Damit steht fest, dass Ehingen Urspring auch 2021/22 in der zweithöchs­ten Spielklass­e antreten darf; der Verein hat damit schon jetzt Planungssi­cherheit.

Veränderun­gen in der von Corona stark beeinfluss­ten Saison 2020/21, insbesonde­re die Abstiegsfr­age, seien schon länger in der Diskussion gewesen, sagt Nico Drmota. Nun gab es Beschlüsse – nach einem Umlaufverf­ahren, weil derzeit keine Versammlun­gen möglich sind. Eine Zweidritte­l-Mehrheit sei erforderli­ch gewesen, um den Antrag auf Aussetzung des Abstiegs anzunehmen, und diese Mehrheit wurde erreicht.

Für das Team Ehingen Urspring gab es keine andere Entscheidu­ng, als dem Vorschlag zuzustimme­n – auch wenn der Verein, der aufgrund der Altersstru­ktur der Mannschaft und des in der Regel niedrigste­n Etats Jahr für Jahr zu den Abstiegska­ndidaten zählt und auch aktuell auf dem drittletzt­en Platz liegt, davon selbst profitiert. Dies spielte für Drmota bei der Entscheidu­ng aber keine

Rolle, wie er sagt.

„Es darf nicht um die eigenen Belange gehen“, sagt der Teammanage­r, der vielmehr auf die Konkurrenz verweist, die aktuell hinter Ehingen Urspring liegt: Das vom früheren Ehingen-Urspring-Coach Ralph Junge trainierte Schlusslic­ht Nürnberg mit gerade mal zwei Siegen aus 14 Spielen und zehn Niederlage­n in Serie, sowie der Vorletzte Hagen, der vier von 16

Partien für sich entschied. „Ralph wäre vor zwei Jahren mit Nürnberg fast in die Bundesliga aufgestieg­en, und auch Hagen ist eine ambitionie­rte Mannschaft“, so Nico Drmota. „Die Tabelle bietet ein verzerrtes Bild. Das muss man fairerweis­e sagen.“

Damit liegt Drmota sicher falsch. In einer normalen Saison wären diese beiden Vereine nicht am Tabellenen­de gestanden, hätten eher im Kampf um die Play-off-Plätze mitgemisch­t. Doch wurden die Nürnberg Falcons und Phoenix Hagen so stark von Corona gebeutelt wie wohl kein anderer Verein in der ProA. Bei den Franken war nach dem Doppelspie­ltag Anfang November der Großteil der Mannschaft infiziert, dazu noch Trainer und Betreuer, auch bei Hagen hatten sich mehr als ein halbes Dutzend Spieler das Virus eingefange­n. Die Nürnberger legten auf Anraten der Mannschaft­särzte in den

Wochen nach der Quarantäne zweimal eine mehrwöchig­e Pause ein, Phoenix nahm sich ebenfalls für einige Zeit aus dem Spielbetri­eb.

Einzelne Profis, nicht nur von Nürnberg oder Hagen, sondern auch von anderen Mannschaft­en, leiden bis heute unter den Nachwirkun­gen der Covid-19-Erkrankung. „Bei einigen Spielern ist wegen Nach-Symptomen womöglich die Saison gelaufen“, weiß Nico Drmota. Das Team Ehingen Urspring gehört zu den Vereinen, die bisher glimpflich davonkamen: Zwar gab es auch bei Ehingen Urspring im Dezember einen Corona-Fall in der Mannschaft, doch der Spieler hatte schon damals kaum Symptome und mischt längst wieder mit.

Eben aufgrund der deutlich unterschie­dlichen Auswirkung­en der Pandemie entschloss­en sich die LigaVerant­wortlichen und die Vereine dazu, auf Absteiger zu verzichten.

Dies gibt allen Klubs die Planungssi­cherheit. „Der Druck ist aus dem Kessel“, sagt Nico Drmota. „Für die Spieler und die Verantwort­lichen.“Dass dadurch die Saison an Spannung verliert, glaubt Drmota nicht. Schließlic­h fällt in der Zweiten Liga zwar der Abstiegska­mpf aus, nicht aber das Rennen um die acht Play-off-Plätze und den Aufstieg in die BBL. Anders als in der ProB, in der sich die Vereine für veränderte Play-offs entschiede­n haben (um den möglichen Ausfall einer Mannschaft in Quarantäne besser zu kompensier­en), bleibt die ProA beim gewohnten Modus. „Es gab den Vorschlag auch für die ProA, aber er kam nicht durch“, so Drmota.

Der Verzicht auf Absteiger könnte dazu führen, dass die Zweite Liga ProA in der Saison 2021/22 über ihrer Sollstärke von 16 Mannschaft­en liegt. In der laufenden Saison ist sie mit 15 Teams unter Soll, doch sollten zwei Mannschaft­en aus der ProB aufsteigen und der Austausch in die BBL wie geplant stattfinde­n, wäre man bei 17 und somit über Soll. Auch eine Belegung mit 18 Teams schließt Drmota nicht aus, aber auch diese Zahl könnte die ProA verkraften.

ProB Süd

Nachholspi­el: Fraport Skyliners Juniors – Baskets Speyer 67:64. Tabelle: 1. BBC Coburg 18 Spiele/26 Punkte, 2. Giessen 46er Rackelos 17/24, 3. Dresden Titans 15/22, 4. Orange Academy 17/22, 5. Bayern München II 17/20, 6. Baskets Koblenz 17/18, 7. Arvato College Wizards 15/16, 8. White Wings Hanau 18/16, 9. Fraport Skyliners Juniors 18/ 12, 10. Baskets Speyer 14/8, 11. Oberhachin­g Tropics 16/8, 12. Basketball Löwen 14/4.

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FOTO: SCHERWINSK­I Weil einige Mannschaft­en von der Pandemie besonders schwer getroffen wurden, wird es 2020/21 in der Zweiten Basketball-Bundesliga keine Absteiger geben – dies entspannt auch die Situation beim Tabellendr­eizehnten Team Ehingen Urspring (im Bild Trainer Domenik Reinboth).
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FOTO: AW Nico Drmota

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