Der Druck ist raus
Basketball: Zweite Bundesliga verzichtet in der Ausnahme-Saison auf Absteiger
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EHINGEN - Die Entscheidung der Zweiten Basketball-Bundesliga, den Abstieg in der ProA (und in der ProB) in der laufenden Spielzeit 2020/21 aufgrund der unterschiedlich starken Betroffenheit der Mannschaften durch Corona-Infektionen auszusetzen, hat auch das Team Ehingen Urspring mitgetragen. „Es ist keine normale Saison, daher soll es keine Verlierer geben“, sagt Teammanager Nico Drmota. Damit steht fest, dass Ehingen Urspring auch 2021/22 in der zweithöchsten Spielklasse antreten darf; der Verein hat damit schon jetzt Planungssicherheit.
Veränderungen in der von Corona stark beeinflussten Saison 2020/21, insbesondere die Abstiegsfrage, seien schon länger in der Diskussion gewesen, sagt Nico Drmota. Nun gab es Beschlüsse – nach einem Umlaufverfahren, weil derzeit keine Versammlungen möglich sind. Eine Zweidrittel-Mehrheit sei erforderlich gewesen, um den Antrag auf Aussetzung des Abstiegs anzunehmen, und diese Mehrheit wurde erreicht.
Für das Team Ehingen Urspring gab es keine andere Entscheidung, als dem Vorschlag zuzustimmen – auch wenn der Verein, der aufgrund der Altersstruktur der Mannschaft und des in der Regel niedrigsten Etats Jahr für Jahr zu den Abstiegskandidaten zählt und auch aktuell auf dem drittletzten Platz liegt, davon selbst profitiert. Dies spielte für Drmota bei der Entscheidung aber keine
Rolle, wie er sagt.
„Es darf nicht um die eigenen Belange gehen“, sagt der Teammanager, der vielmehr auf die Konkurrenz verweist, die aktuell hinter Ehingen Urspring liegt: Das vom früheren Ehingen-Urspring-Coach Ralph Junge trainierte Schlusslicht Nürnberg mit gerade mal zwei Siegen aus 14 Spielen und zehn Niederlagen in Serie, sowie der Vorletzte Hagen, der vier von 16
Partien für sich entschied. „Ralph wäre vor zwei Jahren mit Nürnberg fast in die Bundesliga aufgestiegen, und auch Hagen ist eine ambitionierte Mannschaft“, so Nico Drmota. „Die Tabelle bietet ein verzerrtes Bild. Das muss man fairerweise sagen.“
Damit liegt Drmota sicher falsch. In einer normalen Saison wären diese beiden Vereine nicht am Tabellenende gestanden, hätten eher im Kampf um die Play-off-Plätze mitgemischt. Doch wurden die Nürnberg Falcons und Phoenix Hagen so stark von Corona gebeutelt wie wohl kein anderer Verein in der ProA. Bei den Franken war nach dem Doppelspieltag Anfang November der Großteil der Mannschaft infiziert, dazu noch Trainer und Betreuer, auch bei Hagen hatten sich mehr als ein halbes Dutzend Spieler das Virus eingefangen. Die Nürnberger legten auf Anraten der Mannschaftsärzte in den
Wochen nach der Quarantäne zweimal eine mehrwöchige Pause ein, Phoenix nahm sich ebenfalls für einige Zeit aus dem Spielbetrieb.
Einzelne Profis, nicht nur von Nürnberg oder Hagen, sondern auch von anderen Mannschaften, leiden bis heute unter den Nachwirkungen der Covid-19-Erkrankung. „Bei einigen Spielern ist wegen Nach-Symptomen womöglich die Saison gelaufen“, weiß Nico Drmota. Das Team Ehingen Urspring gehört zu den Vereinen, die bisher glimpflich davonkamen: Zwar gab es auch bei Ehingen Urspring im Dezember einen Corona-Fall in der Mannschaft, doch der Spieler hatte schon damals kaum Symptome und mischt längst wieder mit.
Eben aufgrund der deutlich unterschiedlichen Auswirkungen der Pandemie entschlossen sich die LigaVerantwortlichen und die Vereine dazu, auf Absteiger zu verzichten.
Dies gibt allen Klubs die Planungssicherheit. „Der Druck ist aus dem Kessel“, sagt Nico Drmota. „Für die Spieler und die Verantwortlichen.“Dass dadurch die Saison an Spannung verliert, glaubt Drmota nicht. Schließlich fällt in der Zweiten Liga zwar der Abstiegskampf aus, nicht aber das Rennen um die acht Play-off-Plätze und den Aufstieg in die BBL. Anders als in der ProB, in der sich die Vereine für veränderte Play-offs entschieden haben (um den möglichen Ausfall einer Mannschaft in Quarantäne besser zu kompensieren), bleibt die ProA beim gewohnten Modus. „Es gab den Vorschlag auch für die ProA, aber er kam nicht durch“, so Drmota.
Der Verzicht auf Absteiger könnte dazu führen, dass die Zweite Liga ProA in der Saison 2021/22 über ihrer Sollstärke von 16 Mannschaften liegt. In der laufenden Saison ist sie mit 15 Teams unter Soll, doch sollten zwei Mannschaften aus der ProB aufsteigen und der Austausch in die BBL wie geplant stattfinden, wäre man bei 17 und somit über Soll. Auch eine Belegung mit 18 Teams schließt Drmota nicht aus, aber auch diese Zahl könnte die ProA verkraften.
ProB Süd
Nachholspiel: Fraport Skyliners Juniors – Baskets Speyer 67:64. Tabelle: 1. BBC Coburg 18 Spiele/26 Punkte, 2. Giessen 46er Rackelos 17/24, 3. Dresden Titans 15/22, 4. Orange Academy 17/22, 5. Bayern München II 17/20, 6. Baskets Koblenz 17/18, 7. Arvato College Wizards 15/16, 8. White Wings Hanau 18/16, 9. Fraport Skyliners Juniors 18/ 12, 10. Baskets Speyer 14/8, 11. Oberhaching Tropics 16/8, 12. Basketball Löwen 14/4.